BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
den Kopf gerade genug, um Lestrade mit einem Blick aus den Augenwinkeln aufzuspießen. »Wenn man genug Zeit hat, Herzog Lestrade, sieht man nach und nach all die feinen Verbindungen, aus denen unser Leben besteht. Jede Handlung hat ihre Folgen, wie Wellen auf einem Teich. Alles kehrt wieder, um einen zu verfolgen oder zu belohnen, und häufig sind die Konsequenzen einer Handlung bei ihrer Rückkehr um ein Vielfaches gewachsen.«
Frederick Steiners Stirn war vor Konzentration tief gefurcht. »Ich bin kein Politiker, und ich hasse diese Wortspielereien. Reden Sie mit klaren Worten, Kell, aber sehen Sie sich vor. Ich werde keine Drohungen dulden, die Sie gegen meinen Freund aussprechen.«
Auf Morgans Gesicht blühte ein Lächeln auf. »Das war erstaunlich«, bemerkte er, und nickte Aldo Lestrade zu. »Sie haben nicht einmal die Lippen bewegt.«
Fredericks Gesicht lief rot an, aber Morgan wehrte mit einer schnellen Handbewegung jeden Protest ab. »Mich einfach genug auszudrücken, damit selbst Sie mich verstehen, Herzog Frederick, ist eine harte Aufgabe, aber ich werde Ihnen den Gefallen tun. Vor zwanzig Jahren, als Alessandro den Thron freigab, formierten sich Kräfte um Ihren Onkel Hermann als Gegenkandidaten zu Katrina. Er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück, um einer derartigen Vereinnahmung zu entfliehen und das Rampenlicht fiel auf Sie. Sie haben Führungstalent. Das macht Sie zu einer guten Wahl...«
Dan beobachtete, wie Fredericks Gesicht wieder seine normale Farbe annahm. Der Mann ist so darauf konditioniert, Speichelleckern zu glauben, daß er sich bei Morgans Worten sichtbar aufplustert. Es ist nicht zu fassen!
Morgans Blick wurde hart, aber seine tiefe Stimme zitterte bei dem Versuch, starke Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Ja, Herzog Frederick, Sie haben Führungstalent, aber nur, solange es um militärische Belange geht. Die Zehnte Lyranische Garde hat einen ausgezeichneten Ruf, und unter Ihrer Führung ist sie zu einer gefürchteten und respektierten militärischen Einheit geworden. Aber Sie haben es vor ein paar Sekunden selbst zugegeben: Sie sind kein Politiker.«
Morgan nickte Lestrade zu. »Männer wie Lestrade sind gerne bereit, Sie glauben zu machen, Sie verdienten es, Archon zu werden. Aber Sie müßten genug Wirklichkeitssinn haben, um zu erkennen, daß es nicht stimmt. Wenn Sie sich einmal die Zeit nehmen würden, ehrlich mit sich selbst ins Gericht zu gehen, würden Sie tief in Ihrem Innern erkennen, daß es Ihr Ende wäre, auf dem Thron des Archon sitzen zu müssen. Und wenn Sie erst fort wären, würde eine Unzahl kleingeistiger Adliger mit fragwürdigem Hintergrund und ebensolchen Motiven das Commonwealth in einen mörderischen Bürgerkrieg stürzen.«
Frederick biß sich auf die Unterlippe, aber er gab Morgan keine Antwort. Er fingerte nervös an der Narbe über seinem rechten Auge herum und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann schien er es sich anders zu überlegen. Er blickte hinüber zu Aldo Lestrade.
Lestrade starrte Morgan Kell mit vor Wut zitterndem Kinn an. »Wie kommen Sie dazu, meinen Hintergrund und meine Motive in Zweifel zu ziehen? Ich entstamme einer Familie, die weit edler und bemerkenswerter ist als die Ihre, Morgan Kell. Ich verbitte mir diese Versuche, meinen Ruf zu beschmutzen!«
Morgans Gesicht spiegelte seine Überraschung wider. »Wirklich?« Seine Stimme hob sich um eine Oktave, und er preßte wie eine schockierte Jungfer die rechte Hand an die Brust. »Herzog Lestrade, Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß Sie inzwischen selbst an die fiktive Familiengeschichte glauben, für deren Erfindung Sie bezahlt haben?« Morgan starrte ihn ungläubig an. »Lieber Gott, Mann, diese Fabeln geben dem Begriff >Schwachsinn< eine neue Bedeutung. Allein der Gedanke, daß Sie als einziger die wahre Epidemie von Unfällen und Überfällen überlebt haben, die jeden umgebracht haben, der vor Ihnen auf der Thronfolgerliste Summers stand, ist wahnwitzig genug. Aber die im neuesten Werk aufgestellte Behauptung, Ihr Glück stelle einen Fingerzeig Gottes dar, ist mehr als nur eine schlechte Lüge, das ist Blasphemie!«
Morgan befeuchtete seine Lippen. »Denken Sie daran, Lestrade: Was Sie getan haben, wird auf Sie zurückschlagen. Ihr Vater, mein Bruder ... das Blut an Ihren Händen wird Sie ersäufen.«
Das Erscheinen Franklin Hechts hinderte Lestrade an einer Erwiderung. »Vergebung, meine Lords«, unterbrach Hecht, »aber der Archon hat um die Gesellschaft
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