BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
liegt beim Oberkommandeur der Dragoner. Wir erwarten Ihre Antwort. Ehre sei dem Drachen!«
Über den Kanal knisterte es nur noch.
»Konferenzschaltung mit allen Einheiten, William.« Wolf wartete ungeduldig, während Cameron den Befehl in die Tat umsetzte. »Konferenz auf einem sicheren Kanal, alle Kommandeure. Niemand rührt sich ohne ausdrücklichen Befehl.«
Wolf sah, daß Minobu den Kopf schüttelte. »Was ist los?« fragte er ihn.
»Ich habe gesehen, wie die Bevölkerung auf den Straßen den Namen Wolfs Dragoner schmäht. Ich habe gehört, wie ComStar die Dragoner nennt. Jetzt das hier. Du kannst nicht verhindern, was geschieht. Ob du willst oder nicht, der Ärger ist da.«
»Du kannst uns helfen«, sagte Wolf. »Zusammen können wir sie zum Zuhören zwingen. Das Feuer muß gelöscht werden, bevor es außer Kontrolle gerät.«
»Diesmal nicht. Es ist alles schon zu weit fortgeschritten.« Minobu wußte, daß er ein zu kleines Hindernis war, um die Kräfte ablenken zu können, die sich sammelten. Er fühlte sich müde. Was hatte er getan, daß er solch ein Karma verdiente? Er ballte seine natürliche Hand frustriert zur Faust und streckte sie wieder. »Das Seebeben mag in einiger Entfernung von der Küste stattfinden, aber die Springflut kommt unaufhaltsam. Bestenfalls ist man gewarnt und kann sich in die Sicherheit der Berge flüchten.«
»Du fliehst also?« fragte Wolf.
»Ich wünschte, ich könnte es. Ich kann nicht. Ich bin an meine Verpflichtungen gebunden.« Minobu hielt inne. Wolf hatte Minobus Rat als Erklärung seiner eigenen Absichten mißverstanden. Minobu nahm keinen Anstoß an dem Mangel an Vertrauen in ihre Freundschaft, die Wolfs Frage implizierte. Wolf konnte nicht glauben, daß Minobu ihn im Stich lassen würde, nur um sich selbst zu retten. Er mußte durcheinander sein, überbeansprucht durch die Sorge um seine Dragoner. Minobu versuchte, seinen Rat klarer zu formulieren. »Überdenke noch einmal deinen Kurs.«
»Ich habe auch meine Verpflichtungen.« Mit einer Handbewegung umschloß Wolf alle Dragoner, die in dem Raum arbeiteten.
»Ich verstehe.« Minobu verstand, daß es keine andere Antwort geben konnte. Traurigkeit erfüllte ihn. Er und sein Freund waren an ihre unterschiedlichen Wege gekettet. Das drohende Schicksal türmte sich unausweichlich vor ihnen auf. Minobu konnte förmlich spüren, wie die Last seines Gewichts stetig zunahm. »Jeder muß jetzt seinem eigenen Karma gegenübertreten.«
Minobu ging zu Marisha.
»Morgen früh muß ich nach Misery aufbrechen.« Er brauchte nicht zu sagen, daß er dies als endgültigen Abschied betrachtete. »Vielen Dank für alles, was du getan hast.«
Marisha, die sorgfältig darauf bedacht war, nicht die Würde eines Samurai zu beleidigen, stand auf und verbeugte sich, obwohl sie Minobu lieber umarmt hätte. »Richte Tomiko und den Kindern meine Liebe aus.«
»Ich brauche ihnen nicht auszurichten, was sie längst besitzen und innig schätzen.«
Wolf kam zu ihnen. In seinen Augen konnte Minobu Verstehen und Bedauern darüber erkennen, daß sich ihre Wege jetzt trennten. Der Söldner schien nach Worten zu suchen.
»Es ist lange her, daß ich einen Bruder hatte. Mögest du immer deine Feinde besiegen, Krieger«, sagte Wolf schließlich.
Minobu war bestürzt, von Wolfs Worten völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Wolf meinte es gut und nahm nur auf eine in seinen Augen für einen Samurai angemessene Weise Abschied. Vielleicht erkannte er nicht so klar wie Minobu, was schon bald folgen mußte.
»Ein altes Sprichwort warnt davor, vorsichtig mit dem zu sein, was man jemandem wünscht, weil der Wunsch in Erfüllung gehen könnte.«
Minobu drehte sich um und verließ den Raum.
»Was meinst du damit?« rief ihm Marisha hinterher. Dann stellte sie Wolf noch einmal dieselbe Frage. »Was meint er damit?«
Wolf gab keine Antwort. Er starrte einfach der sich entfernenden Gestalt hinterher.
»Du weißt es, nicht wahr?« Frustriert durch sein Schweigen wandte sie sich an Major Blake, der den Wortwechsel verfolgt hatte.
»Ich glaube, es war als Warnung gedacht«, sagte Blake, als sie ein weiteres Mal nachfragte. »Haus Kuritas Dictum Honorium besagt, daß jedermann, der nicht für das Draconi s-Kombinat eintritt, sein Feind ist. Ich glaube, der Eiserne läßt uns wissen, daß er nicht zurückstecken wird, wenn wir es darauf ankommen lassen.«
»Alle Kommandeure auf Empfang, Colonel«, meldete Cameron.
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VerwaltungsHQ der Dragoner, Cerant, An Ting Militärdistrikt
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