BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
katapultierten ihn aus dem zum Untergang verurteilten Feuerfalke. Er flog durch die Luft, unkontrolliert herumwirbelnd, und erkannte daran, daß er bei seiner Flucht aus dem Mech mit dem Angreifer kollidiert war. Die klebrige Feuchtigkeit seiner Beine machte ihm klar, daß der Pirat auch seinen letzten Laserschuß nicht vergeudet hatte.
Die Kreiselstabilisatoren der Liege traten in Aktion und beendeten das wilde Taumeln. Mit Hilfe der Fußpedale drehte Shin die Liege um und lenkte sie zu einem kleinen Tal etwa fünfhundert Meter abseits des Gefechtsschauplatzes, auf dem die Infanterie noch immer damit beschäftigt war, seine Lanze auseinanderzunehmen. Er bremste zur Landung ab und sah den Feuerfalke aufschlagen.
Sein Ausstieg hatte den Kopf des Mechs nach hinten geworfen und die humanoide Maschine in einen langsamen Rückwärtssalto versetzt. Mit der aerodynamischen Eleganz eines Gebirges überschlug sich die Kampfmaschine mehrmals, bevor sie mit dem Kopf zuerst aufschlug. Der Rumpf zerschmetterte die Kanzel wie eine leere Eierschale, dann rammten die breiten Mechschultern in den Boden.
Träge breiteten sich die Arme aus, trieben die geballten Fäuste in den Grund und schoben sich die stämmigen Beine des Kolosses in den Torso. Flammen stoben aus den immer breiter werdenden Rissen im Rumpf, als die Beine den Fusionsreaktor aufspießten. Dann schossen die Beine auf lodernden Ionenstrahlen gen Himmel. Während sie wirbelnd davonflogen, explodierte der Rest der Maschine und übersäte das Schlachtfeld mit Trümmern aus halbgeschmolzener Keramikpanzerung und scharfkantigen Splittern des Titanstahlskeletts.
Die BattleMechs der PfeilLanze überstanden die Druckwelle dank ihrer Größe ohne Schwierigkeiten. Die Trümmer des Feuerfalke richteten die ganze Verwüstung eines warmen Sommerregens bei ihnen an. Die kleineren Angreifer jedoch wurden schwer mitgenommen, als Panzerplatten sie zermalmten, die doppelt so groß waren wie sie selbst, und Stahlknochensplitter sie durchbohrten, Sie wurden davongefegt, und ihre Opfer erhielten eine Atempause.
Shin brachte die Pilotenliege zu Boden und öffnete die Sicherheitsgurte. Er hob den Neurohelm vom Kopf und sah an sich hinab, um festzustellen, wieviel Schaden der Pirat mit seinem letzten Schuß angerichtet hatte. Ich fühle keinen Schmerz, es blutet nur. Das ist ein schlechtes Zeichen.
Er hatte recht. Die Wunde war furchtbar, ohne jeden Zweifel tödlich. Das Blut bedeckte seinen halben Körper, vom unteren Teil der Kühlweste bis zu den Stiefeln, in denen es sich gesammelt hatte. Schon umschwärmten ihn schwarze Fliegen, und in seinem geschockten Zustand fand er kaum die Kraft, sie zu verscheuchen.
Glücklicherweise war es nicht sein Blut. Mit schwacher Hand griff Shin nach dem gepanzerten linken Arm und hob ihn von seinem Schoß. Das glatte Metall fühlte sich beinahe warm und natürlich an, und die Finger hielten noch immer ein kleines Stück der Dichtungsleiste von der Sichtscheibe seines Feuerfalke umklammert. Eine kleine Beule am Oberarm ließ erkennen, wo die vordere Kante der Pilotenliege ihn beim Ausstieg getroffen hatte. Über die Schulter hinaus waren noch die halbe Kopfpanzerung und eine breite Brustplatte aus der Panzerung des Dings gerissen worden. Ohne nachzusehen, was genau das Blut über ihn ergoß, schleuderte Shin den Arm in das hohe Sommergras und stand auf.
Er packte das Rückenkissen und riß es los. Aus dem dahinterliegenden Fach holte er eine Überlebensausrüstung, einen Overall in Waldtarnfarben, eine Pistole mit Holster, mehrere Munitionsgurte und eine zylindrische Wasserreinigungspumpe. Er legte die in flache Pakete gepreßten Teile auf die Liege. Dann zog er die Kühlweste und die blutigen Shorts aus. Mit mehreren Handvoll Gras gelang es ihm, den größten Teil des Blutes abzuwischen, bevor er den Overall überstreifte. Nachdem er die Wasserpumpe befestigt hatte, hob er den Tornister auf den Rücken und schnallte den Pistolengurt um.
Als letzten Handgriff vor dem Abmarsch faßte er noch einmal in den Hohlraum der Pilotenliege und zog sein Katana hervor. Das Schwert maß einschließlich des Griffes etwas über ein Meter und wog nur zwei Kilo. Die schwarzlackierte Holzscheide schien keinerlei Schmuck aufzuweisen, aber Shin wußte, daß unter ultraviolettem Licht geisterhaft violette Schriftzeichen sichtbar wurden, die den Besitzer des Schwertes als Mitglied der Kuroi Kiri auswiesen. Da er kein Absolvent einer der Elite-Militärakademien war, trug Shin
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