BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
hängende Angreifer richtete den Laser auf die Sichtscheibe und feuerte. Der rote Strahl fraß sich langsam durch das polarisierte Glas, während der Pirat erwartungsvoll mit seinem gepanzerten Schädel gegen die Scheibe schlug.
Shin rammte beide Füße auf die Sprungdüsenpedale seiner Pilotenliege. Die Ionendüsen nahmen mit einem harten Ruck ihre Arbeit auf und schleuderten den Fünf undvierzig-Tonnen-Mech in die Höhe. Als er gen Himmel stieg, rutschte die Gestalt ab und gab Shin wieder den Blick auf das Schlachtfeld unter sich frei, ebenso wie auf den Konflikt jenseits des Hügels. Einen Moment wünschte sich Shin, weiter blind zu sein.
Unter ihm hatte die Infanterie den Heuschreck wieder in der Gewalt, und aus klaffenden Wunden im Körper des Mechs stieg brodelnder schwarzer Rauch. Malcolm Yesugis Hornisse lag am Boden, und ein Dutzend Angreifer hatten sich auf sie gestürzt, um sie in Stücke zu reißen. Shimazu war mit seinem Brandstifter angerückt, um die Gegner von Yesugis Mechs zu entfernen, aber ein halbes Dutzend dieser gepanzerten Flöhe hatten sich trotz wiederholtem Bad in Ionenflammen auch auf ihn gestürzt.
Jenseits des Hügels lag die Vierzehnte Legion Wega in Trümmern. Wie Shin vermutet hatte, war die Petrochemraffinerie in Flammen aufgegangen. Lodernde Ströme dicker, blauschwarzer Flüssigkeit ergossen sich aus den aufgerissenen Lagertanks. Das erste Bataillon hatte sie offensichtlich als verzweifelte Abwehrmaßnahme erzeugt, weil sie wußten, daß kein Mech ohne zu überhitzen eine derartige Feuerflut durchwaten konnte.
Der Feuergraben hatte ihre Flanke beschützen und den Angriff in ein leichter zu verteidigendes Gebiet kanalisieren sollen, aber die Spur der metallenen Trümmerreste erzählte eine andere Geschichte.
Irgendwie ist es den Angreifern gelungen, durch die Flammen zu kommen, und die schutzlose Flanke zu attackieren! Shin starrte auf die Piratenmechs hinunter, konnte sie jedoch nicht identifizieren. Als er auf seinen Hilfsmonitor blickte, mußte er sehen, wie der Computer bei dem Versuch, die Angreifer zu klassifizieren, ständig zwischen mehreren verschiedenen Mechtypen hin und her schaltete. Er blickte wieder hinaus, und sah einen der Angreifer aus den Flammen treten. Bäche brennenden Öls rannen von den Beinen des Kampfkolosses.
Die Angreifer, etwa zwei Dutzend Maschinen, rückten vor. Sie jagten die Überreste des ersten Bataillons zurück in die Linien des zweiten Bataillons, dann griffen sie die Kurita-Verstärkungen aus extremer Entfernung an. Shin sah zwei Mechs schon beim ersten Schußwechsel fallen und hatte das übelkeitserregende Gefühl, in einem der beiden Hohiro Kuritas Großdracon zu erkennen.
Wieder hievte sich die gepanzerte Gestalt wie ein böser Geist vor seine Sichtscheibe und wollte das Glas zertrümmern. Wieder hämmerte Shin die Pedale zu Boden, um sich noch höher zu katapultieren, in der Hoffnung, seinen Gegner abzuschütteln. Eine Explosion im Rücken seiner Maschine wurde von einer blinkenden Warnanzeige auf der Statusanzeige begleitet. Irgend etwas hatte die linke Sprungdüse zerstört, und die rechte Düse versetzte den Mech in eine gemächliche Drehbewegung.
Verflucht! An den Sprungdüsen muß noch einer von ihnen hängen! Unwillkürlich mußte Shin keuchen, als die Gestalt vor seiner Sichtscheibe mit neuer Gewalt den Kopf gegen das Glas rammte. Zweihundertfünfzig Meter Sturztiefe! Wenn mich der Aufprall nicht umbringt, besorgt der es!
Shin rammte die Faust auf den Auslöseknopf der Rettungsautomatik. Explosionsbolzen im Rand der Sichtplatte detonierten im Gleichklang. Sie bliesen die Scheibe davon und hüllten die gepanzerte Gestalt in Glassplitter. Der Invasor wirbelte nach oben davon. Einen Herzschlag lang gestattete Shin sich zu glauben, er sei seinen Peiniger damit los.
An einer Hand schwang der gepanzerte Pirat sich wieder nach unten. Seine stählernen Hufe knallten laut gegen den Cockpitrand. Die Gestalt hüpfte auf und nieder, und ihre Silhouette erinnerte an einen aufgeregten Affen. Möglicherweise versuchte sie zu sprechen, aber die gellenden Warnsirenen machten jede Kommunikation unmöglich. Die Kreatur hob den rechten Arm und richtete den Laser auf Shin. Ihre Absicht war auch ohne Worte laut und deutlich zu vernehmen.
Feuer toste durch die kugelförmige Pilotenkanzel, als die Rettungsdüsen an der Rückseite der Pilotenliege zum Leben erwachten. Der Andruck rammte Shin nach hinten in die dicken Polster der Liege, und die Raketen
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