BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
fortgeschrittenen Zivilisation der Clans der Mangel an Rohstoffen und die harten Lebensbedingungen auf ihren Planeten es notwendig machten, das Leben auf primitive Weise und mit primitiven Mitteln zu fristen. Auf diese Weise konnte die bevorstehende Machtübernahme in der Inneren Sphäre und der Wiederaufbau des Sternenbundes abgesichert werden. Nichts durfte verschwendet werden, um Clanmitgliedern ein angenehmeres Leben zu verschaffen. Keine der Notwendigkeiten des Lebens in irgendeiner Kaste durfte im Übermaß genutzt oder verschwendet werden. Kampfgerät und Vorräte mußten klug genutzt und wenn möglich wiederverwertet werden – auch hier keine Verschwendung. Selbst das Leben wurde nach diesem Prinzip der Sparsamkeit geführt. Man verschwendete keine Emotionen, jedes Gefühl mußte in nützliche Aktion umgemünzt werden. Selbst das Spielen mußte die Ziele der Geschko und des Clans fördern. Dieses eine Mal hätte Aidan gerne auf die Vorteile der Sparsamkeit verzichtet, um auf einem besser ausgestatteten Ausbildungsmech herumrutschen zu können.
Er war froh über den Sichtschutz durch den Rauch. So konnte niemand sehen, wie sein Fuß wegrutschte, während er sich entmutigt an der Geschützhalterung festklammerte. Als er sein Gleichgewicht endlich wiedergefunden hatte, benutzte er seine natürliche Agilität, um sich an die Schwankungen anzupassen. Als der Rauch sich endlich verzog und der Mech das Ende seiner momentanen Bewegung erreichte, blickte er hinab und sah den Jungen. Der war so darauf konzentriert, den Mech umzuwerfen, daß er Aidan nicht bemerkt hatte. Blöde Freigeburt, das hätte er vorhersehen müssen.
Aidan rutschte beinahe von der Schulter des Mechs, als dessen Bewegung endete und der Junge die Maschine mit schwellendem Bizeps zurückdrückte. Im letzten Moment konnte Aidan sich wieder an der Geschützhalterung anklammern. Er hielt sich krampfhaft fest, bis auch diese Bewegung der Schulter beendet war. Unmittelbar bevor der Mech stoppte, schien er einen Augenblick zu zögern, gerade lange genug, um den Eindruck zu erwecken, er könnte ganz umkippen, gerade genug Zeit für Aidan, den Tau auf den Grashalmen genau unter sich zu erkennen. Er erkannte, daß sein Gewicht an der Geschützhalterung möglicherweise der Tropfen sein konnte, der das Faß zum Überlaufen brachte und einen Sturz auslöste. Aber dann, nachdem er sich beinahe endlos lange zur Seite geneigt hatte, schwang der Mech zurück. Aidan stieß den Atem aus, den er unwillkürlich angehalten hatte. Hatte er überhaupt geatmet, seit er das Cockpit verlassen hatte?
Als der Mech langsam zurück nach rechts schwang, war Aidan sicher, daß ein Sturz unmittelbar bevorstand. Das Kippen der Maschine ließ sich nicht mehr aufhalten. Auch der Freigeborene mußte das erkennen – oder er würde durch den Sturz zermalmt werden.
Trotz der Herkunft des Jungen hoffte Aidan, sein Gegner würde schlau genug sein, aus dem Weg zu springen. Wenn er unter einem Ausbildungsmech zerquetscht würde, wäre das ein billiger, geradezu beschämender Sieg gewesen. Aidan aber wollte einen klaren Sieg, den Falknerin Joanna weder öffentlich noch in ihrer Koje in Frage stellen konnte, wo sie inzwischen während der Paarung häufig genug mit Beleidigungen um sich warf.
Aidan plante hastig seine Strategie. In dem kurzen Augenblick, als die Schulter des Mechs geradehing, gab er die Geschützhalterung frei und sprang hinüber. Jetzt übte er selbst Druck aus, wobei er sich an der Halterung abstützte. Er wollte sichergehen, daß der Mech stürzte. Aus einem Lautsprecher auf einem nahen Baum hörte er Falknerin Joannas Stimme etwas brüllen, das er durch die Statik des Lautsprechersystems und das Krachen des kippenden Mechs glücklicherweise nicht verstand. Aidan war sich sicher, daß er später jedes einzelne Wort noch einmal zu hören bekommen würde. Vermutlich hatte Joanna in ihrem ganzen Leben die Möglichkeit, sich verbal zurückzuhalten, noch kein einziges Mal in Erwägung gezogen.
Er stellte sich so, daß sein Körper in dem Augenblick, in dem der Mech vor dem endgültigen Sturz in der Luft hing, im Gleichgewicht sein würde. Als die rechte Schulter der Maschine sich neigte und Aidan die Bewegung verstärkte, indem er sich gegen die Halterung lehnte, suchte er das Gelände unter sich nach dem Freigeborenen ab. Da war er. Er wich vor dem Mech zurück, versuchte, ihm auszuweichen. Der Junge starrte mit großen, ängstlichen Augen am Mech hinauf, und plötzlich
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