BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
gab es eine Passage über einen hochmütigen Krieger, der zum Untergang verurteilt war, während der kluge und realistische Krieger den Sieg errang. Das gesamte Leben war ein Wettstreit und ein Bieten, diesen Streit zu gewinnen, erklärte das Gedicht, und der geringste Teil der verfügbaren Kräfte war der Stolz, daher mußte der wahre Krieger lernen, darauf zu verzichten. Was am Ende des Bietens als letztes vernünftiges Gebot blieb, waren Intelligenz, Geschicklichkeit und Aufopferung. Wer auf einen dieser drei Faktoren verzichtete, konnte nur noch verlieren.
»Der obere Torsodrehring macht ein unangenehmes Geräusch«, stellte Nomad von seinem Platz auf einer großen Baumwurzel aus fest.
»Wie kannst du aus einem bloßen Geräusch soviel schließen?«
»Geräusche sind der Schlüssel zu Fehlern.«
»Und der Drehring hat einen Fehler?«
»Kann sein, kann nicht sein. Ich hör nur ein Geräusch, das da normalerweise nicht ist.«
Da ihr Medpack den Absturz nicht überstanden hatte, hatte Joanna eine Schlinge für seinen verletzten Arm improvisiert. Außerdem hatte sie mit Stoffstreifen, die sie aus einer alten Uniform im Mechcockpit gerissen hatte, Nomads Handgelenk bandagiert. Er behauptete, es gehe ihm schon besser, und bot immer wieder an, die Arbeiten selbst zu übernehmen. Ganz offensichtlich gefiel es ihm nicht, wenn jemand anders seine Arbeit machte — da ging es ihm genau wie Joanna. Aber weit schlimmer als die Arbeit selbst war die Tatsache, daß sie Befehle von Nomad entgegennehmen mußte. Es war kein bißchen weniger erniedrigend als ihr Alter zu erreichen, ohne sich für einen Blutnamen zu qualifizieren.
»Und? Was soll ich mit dem Drehring machen?«
»Nichts. Sie kommen gar nicht ran. Dazu brauchen wir 'ne anständige Wartungshalle.«
»Warum erzählst du mir dann davon?«
»Ich hatte gehofft, daß es Ihnen Sorgen macht.«
»Das macht es auch. Stehen noch andere Reparaturen an?«
»Massenhaft. Aber mit dem Werkzeug haben wir so ziemlich alles gemacht, was wir schaffen können.«
»Dann wird es Zeit, ins Cockpit zu steigen und den alten Ter anzuwerfen.« Ter war Joannas Name für ihren Mech. Nur wenige Clan-Krieger machten sich die Mühe, ihren Maschinen einen Namen zu geben, auch wenn das unter den Kriegern der Inneren Sphäre angeblich üblich sein sollte. Nomad wußte, daß sie den Kampfkoloß nach ihrem früheren Kommandeur, Falknercommander Ter Roshak benannt hatte, aber er hatte keine Ahnung, warum sie an diesen mürrischen und über alle Maßen gemeinen Krieger erinnert werden wollte. Es schien, daß Joanna eine Art Rache oder Perversion darin sah, diesen Namen zu verwenden, aber wie ihre Beweggründe genau aussahen, war ihm unbekannt.
»Sie sollten besser schlafen, bevor Sie losmarschieren«, sagte er. »Wir wissen nicht, wo wir sind, und es wird schnell dunkel. Ich habe noch nie eine so tiefe Dunkelheit wie in diesem Dschungel gesehen, und wir könnten uns leicht verlaufen. Vielleicht nimmt jemand Kontakt mit uns auf. Es gibt mindestens eine offene Frequenz in ...«
»Du willst sagen, wir brauchen Hilfe, frapos?«
»Pos. Das ist unbekanntes ...«
»Hier findet ein Test um den Besitz des genetischen Erbes von Kael Pershaw statt, falls dir das entfallen ist, und wir wurden geboten. Wir sind Kael Pershaw keine Hilfe, wenn wir uns mitten in einem von Glorys kleinen Dschungeln schlafen legen.«
»Und wären wir ihm eine Hilfe, wie Sie es ausdrücken, indem wir ziellos durch diesen, wie Sie es nennen, kleinen Dschungel wandern?«
Joanna starrte Nomad eine Weile verärgert an, dann hob sie die Hände zum Gesicht und rieb sich die Augen. »Ich schätze, du hast recht, Nomad. Ich würde lieber kämpfen, aber vielleicht tut mir eine kleine Ruhepause ganz gut...«
Sie setzte sich, lehnte den Kopf gegen den rechten Fuß ihres Mechs, arrangierte umständlich ihre Beine, um eine bequeme Position zu finden, und fiel abrupt in den Schlaf. Nomad wünschte sich, die Arme gebrauchen zu können. Er wäre ins Mechcockpit geklettert und hätte ihr eine Decke geholt. Es wurde Nacht und ausgesprochen kalt.
Mit einem Stirnrunzeln in Richtung des schlammigen Bodens rund um den Mech wanderte Nomad etwa zwanzig Meter weiter zu einer kleinen Baumgruppe. Er schmiegte sich in eine Nische zwischen zwei Luftwurzeln. Jede Bewegung sorgte für stechende Schmerzen im Handgelenk, mit dem er sich abstützen mußte. Als die Schmerzen langsam nachließen, fiel auch Nomad in Schlaf und träumte davon, sich immer wieder zu
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