BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
entscheidenden Moment konnte Joanna häufig den tödlichen Treffer anbringen.
Von der Trefferstelle stieg Rauch auf. Joanna hatte etwas getroffen. Als der Mech wie erstarrt stehenblieb, ragten seine dicken, wuchtigen Beine direkt über Nomad empor, der schreckensbleich nach oben starrte.
»Guter Schuß, Krieger«, meldete sich eine Stimme über die Funkverbindung zum Mech des Neuankömmlings. »Ist es bei dir üblich, auf die unteren Gliedmaßen von Mechs der eigenen Seite zu feuern? Woher nimmst du das Recht...«
»Ich erkenne deine Stimme, Krieger. Aidan, richtig?« »Nein, falsch. Ich bin Sterncommander Jorge, Station Glory, Garnisonssternhaufen.«
Hätte sie keine nietenbesetzten Handschuhe getragen, hätte Joanna sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, als ihr die Dummheit ihres Fehlers klarwurde. Natürlich konnte sie ihn nicht Aidan nennen. So hieß er nicht mehr.
»Verzeihung, Krieger. Du klingst wie jemand, den ich einmal kannte. Wie dumm von mir. Aidan ist längst tot.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich halte nichts davon, während einer Hilfsmission als Zielscheibe zu dienen.«
»Du warst im Begriff, meinen ChefTech in eine Frikadelle zu verwandeln, Sterncommander Jorge. Ich hatte keine andere Möglichkeit, das zu verhindern.«
Anstatt zu antworten, überprüfte Aidan die Lage. Als er den Mann zwischen den beiden Wurzeln sah, murmelte er unwillkürlich: »Nomad.«
Die Funkanlage fing sein Murmeln auf. Es überraschte Joanna. Sie hatte vergessen, daß Aidan und Nomad während Aidans kurzer Zeit als AsTech zusammengearbeitet hatten.
»Hengst, du und die anderen warten, während ich mit dem Sterncaptain spreche«, befahl Aidan. »Ich werde meinen Mech für eine Weile verlassen.«
Er löste die Gurte, die ihn auf der Pilotenliege hielten, und kletterte den Mech hinab zu Nomad, der noch immer zu der riesigen Nemesis hochstarrte.
»Ich hatte nicht erwartet, dich jemals wiederzusehen, Nomad.«
»Gleichfalls. Sie sehen gut aus. Sie sind fülliger geworden, muskulöser. Jetzt sehen Sie endlich wie ein Krieger aus.«
»Sah ich denn vorher nicht so aus?«
»Nicht für mich. Und da Sie ihren Test nicht geschafft hatten, gab es keinen Grund ...«
»Still!« Warum mußte heute jeder auf seine alte Identität anspielen? »Es könnte jemand hören.«
»Wer sollte es hören? Sie, ich, Joanna? Wir wissen es alle.«
»Trotzdem...«
»Nichts trotzdem. Ich hätte nicht gedacht, daß ein Krieger soviel Angst haben kann. Und überhaupt, warum haben Sie Angst? Wenn es jemand herausfindet, ...«
»Bin ich tot. Ich kann nicht weniger als ein Krieger sein, und ein Krieger kann ich nur als Jorge sein.«
»Nein. Ich kann an Ihren Augen sehen, daß Sie immer ein Krieger sein werden, was auch immer man mit Ihnen macht.«
»Man hat mir gesagt, daß in meinen Augen nicht zu lesen ist.«
»Vielleicht lese ich zwischen den Zeilen.«
»Du sprichst absichtlich in Rätseln. Kannst du dich bewegen?«
»Nein. Meine Arme, sie ...«
»Ich werde dich herausheben.«
Aidan holte Nomad vorsichtig zwischen den Baumwurzeln hervor und hob ihn hoch, um ihn ein Stück von den Bäumen fortzutragen.
»Eine rührende Rettung«, bemerkte Joanna, die in seinem Weg stand.
»Nicht so beeindruckend wie deine.« Er wies mit dem Kopf auf den Fuß seiner Maschine. »Ich werde daran arbeiten, um die maximale Beweglichkeit wiederherzustellen. Es gibt schon zu viele humpelnde Mechs in dieser Gegend.«
Joanna hob fragend die Brauen, und Aidan erzählte ihr von dem Bluthund, den er mitten im Blutsumpf getroffen hatte.
»Blutsumpf, ja?« Sie schürzte die Lippen. »Station Glory wird von Minute zu Minute attraktiver. Hast du Kontakt mit anderen meiner Krieger gehabt?«
»Bis jetzt nicht.«
»Heißt das, der größte Teil meines Trinärsterns hat den Absturz nicht überlebt?«
»Nicht unbedingt. Ein paar von ihnen können noch bewußtlos sein. Andere können durchaus Notsignale senden. Eine Besonderheit dieses Dschungels liegt darin, daß er Langstreckenfunk schluckt. Selbst die Kurzstreckenkommunikation ist beeinträchtigt. Hier muß eine Mecheinheit dicht zusammenbleiben. Wenn ein Mech davonwandert und den Kontakt verliert, kann der Pilot in dem verwirrenden Labyrinth von Bäumen und der ewigen Nacht leicht völlig die Orientierung verlieren. Radar und magnetische Anomaliedetektoren sind nutzlos. Der Versuch, mit Hilfe von sichtbarem Licht einen Weg zu finden, ist ein Herumtasten in grüner Dunkelheit. Wärmesensoren sind
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