BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
hast, als du sagtest, ich verdanke meinen Blutnamen mehr meinem Schicksal als meinen Fähigkeiten.«
»Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich weiß nicht mehr, was ich damit gemeint habe. Ich kann mich nicht einmal erinnern, es gesagt zu haben.«
Aidan nickte. »Schade. Ich konnte diesen Augenblick nicht vergessen, und du kannst dich nicht daran erinnern.« Er konnte es Joanna nicht verraten, aber in einem Buch hatte er einmal eine Reihe von Geschichten gelesen, in denen sich jede Figur unterschiedlich an dieselben Ereignisse erinnerte. Damals hatte er das nicht verstanden. Jetzt schien die Bedeutung etwas klarer. »Denk noch einmal nach«, forderte er sie auf. »Was könntest du damit gemeint haben, als du meinen Sieg als Schicksal bezeichnet hast?«
Joanna zuckte die Schultern. Die Bewegung ließ ihre Bluse verrutschen und gestattete Aidan einen kurzen Blick auf eine lange Narbe knapp unter dem Kragen. »Ich weiß nicht, was ich damit gemeint habe. Wir Clanner halten nicht viel vom Schicksal. Ich verstehe es nicht einmal. Lernen wir nicht, daß wir unser Geschick selbst in der Hand haben, daß das Schicksal unser Leben nicht beeinflussen kann, außer wir lassen es zu?«
»Und wenn wir es zulassen, macht uns das immer noch zum Meister unseres Schicksals, frapos?«
»Pos. Ich habe nie viel von Diskussionen über das hinaus gehalten, was ich aus den Hand- und Lehrbüchern lernen mußte. Schicksal ist Schicksal. Halt es unten, und du brauchst dir keine Gedanken darum zu machen.«
»Mag sein. Vielleicht besteht das Leben aus Verhandlung. Wir bieten nur gegen das Schicksal.«
Joanna kniff die Augen zusammen, stierte Aidan an und kippte den Rest Wein hinunter. »Du scheinst auch einige seltsame Ideen aufgeschnappt zu haben, seit ich dich das letztemal gesehen habe.«
Es drängte ihn, ihr von seiner geheimen Bibliothek zu erzählen, aber als er sah, wie sie beinahe sehnsüchtig in ihren leeren Becher starrte, wurde ihm klar, daß das unklug gewesen wäre. »Genug von der Vergangenheit geredet. Der Hauptgrund, aus dem ich dich gerufen habe, war eine Besprechung des Feldzugs. Noch etwas Wein?«
»Eine widerliche Brühe. Aber ja, ich nehme noch etwas.«
»Generell hat unsere Einheit weniger Action gesehen als andere«, stellte er fest und füllte ihren Becher. »Wir werden üblicherweise in Reserve gehalten und erst zum Schluß für Aufräumarbeiten eingesetzt.«
»Höre ich da eine Beschwerde?«
Aidan wich ihrem harten Blick aus. »Keine Beschwerde, aber möglicherweise Unzufriedenheit. Kann ich frei sprechen?«
»Du meinst: Werde ich unsere Unterredung geheimhalten, frapos?«
»Pos. Ich weiß, wie tief deine Antipathie ist, aber ich weiß auch, daß du niemals einen Eid brechen würdest.«
»Hör auf mit dem pathetischen Geschwafel. Du kannst jedem ClanKrieger vertrauen, wenn er einen Schwur leistet. Ich schwöre, daß ich alle Geheimnisse hüten werde, die du verbirgst. Es ist ein seltsames Gefühl, das zu einem Vorgesetzten zu sagen, aber ja, du kannst frei sprechen, Aidan Pryde.«
Aidan stellte den Becher ab und brachte die Hände in einer Geste an das Gesicht, die für Joanna aussah, als wolle er beten. Was hatte dieser Mann noch an Überraschungen für sie in petto, fragte sie sich.
»Es geht um den Feldzug, seine Motive, seine Chancen. Als ilKhan Leo Showers den Tod fand, wurde ich mit den übrigen Blutnamensträgern zurück nach Strana Metschty gerufen. Ich habe immer meine Pflicht erfüllt, an Konklaven teilzunehmen und wenn nötig meine Stimme abzugeben. Aber ich habe selten aktiv an den Debatten teilgenommen, weil andere dazu neigen, meinen Standpunkt ausschließlich wegen des Makels abzulehnen, der mir noch immer anzuhängen scheint. Daher halte ich mich zurück. Bei diesem Konklave aber schien jede Sitzung vom Gestank der Politik durchzogen. Ich erschien erregt, voller Erwartung ...«
»Du? Erregt?«
»So erregt, wie es für mich möglich ist. Du mußt verstehen, Joanna, daß dies erst die zweite Wahl eines ilKhans seit hundert Jahren war. Wir nahmen nicht nur an einem historischen Ereignis teil, wir waren gezwungen, unsere Invasion der Inneren Sphäre zeitweilig abzubrechen, um uns versammeln zu können. Aber von Anfang an bemerkte ich, wie die Clanführer versuchten, die Ereignisse zu manipulieren. Es gab zwei Seiten, die Kreuzritter und die Bewahrer, die sich um die Unterstützung des Großen Konklave stritten. Anschuldigungen wurden hin und her geschleudert. Die eventuelle Nachfolge Ulric
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