BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Kerenskys in das Amt des ilKhans schien von versteckten Motiven dominiert. Was konnte es für einen besseren Schachzug für die Kreuzritter geben, als einen Bewahrer an die Macht zu bringen? Es war ein Meisterzug, den Befürworter des Friedens auf den Thron des Kriegsfürsten zu hieven. Dann konterkarierte der neue ilKhan den Plan der Kreuzritter, indem er Natascha Kerensky zu seiner Nachfolgerin als Khan des Wolfsclans bestimmte. Und schließlich erklärte er, das Ziel der Invasion sei nicht der Wiederaufbau des Sternenbundes für die unterdrückten Völker der Inneren Sphäre sondern die Wiedergeburt des Bundes mit Clanführern in den wichtigsten Machtpositionen.«
»Ich sehe keinen bemerkenswerten Unterschied. Worüber beschwerst du dich?«
»Ich bin mir nicht sicher. Aber als ich das gehört habe, bekam ich den Eindruck, daß die Invasion ihren ... Idealismus verloren hat. Plötzlich ging es um Macht, um das Anhäufen von Macht für unsere ...«
»Bravo!« unterbrach ihn Joanna und hob den Becher.
»Siehst du den Unterschied nicht?«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»In der ersten Sicht stürzen die Clans dekadente und bösartige Herrscher zum Wohl der Völker, die von diesen Diktatoren unterdrückt werden. Das ist gut. Das ist der Grund für die Existenz der Clans. Glaube ich zumindest. Aber wenn wir die Innere Sphäre nur überfallen, um uns Macht zu verschaffen, um die Clandomänen zu vergrößern, was ist dann noch der Unterschied zwischen uns und den Despoten, gegen die wir kämpfen?«
Joanna knurrte und knallte den Becher auf die Tischplatte. Der Tisch drohte zu hüpfen, obwohl er am Boden festgeschraubt war. Sie stand auf. Einen Augenblick lang war ihr schwindlig vom Wein, auch wenn sie darauf achtete, es nicht zu zeigen. »Warum hast du mich schwören lassen, das geheimzuhalten? Selbst wenn du auf einen Berggipfel steigen und diesen Mist über Lautsprecher verkünden würdest, welcher ClanKrieger würde es hören wollen? Es hat nicht die geringste Beziehung zu dem, was wir tun und was wir sind. Wir kämpfen — das tun wir. Wir sind Krieger — das sind wir. Wir kümmern uns nicht um richtig oder falsch. Wenn wir nachdenken, dann als Freizeitbeschäftigung und sonst nichts. Erlaubnis wegzutreten?«
Aidan nickte. Joanna drehte sich alles andere als elegant zur Tür und machte ein paar unsichere Schritte, aber Aidan war noch nicht mit ihr fertig. »Sterncommander? Ich wollte noch nach deinem ChefTech Nomad fragen. Ist er noch bei dir?«
»Nein.«
»Er sah auch alt aus, als ich ihn zuletzt sah.«
»Ihn hat nicht das Alter erledigt. Er kam auf Twycross ums Leben, irgendwann während der Camora-Aktion. Soweit ich gehört habe, flog er in die Luft.«
»Soweit du gehört hast?«
»Er war nicht mehr Teil meiner Einheit, als es geschah. Verschlagen wie immer hatte diese schleimige Freigeburt sich versetzen lassen, gerade als ich aufgehört hatte, ihn dazu aufzufordern.«
»Er war ein guter Tech, ein ...«
»Er war eine Freigeburt, das ist alles.«
Als Joanna sich wieder zur Tür wandte, erschreckte ein plötzliches Klopfen beide Krieger.
»Wer ist da?« brüllte Joanna, die für einen Augenblick vergessen hatte, daß sie nicht mehr den Befehl führte. »Sprich oder verschwinde.«
Hengsts Stimme antwortete, und nachdem Aidan seine Erlaubnis gegeben hatte, trat er ein. Er trug einen Stapel Papiere, die er Aidan reichte.
»In Vreeport hat es einen Aufstand gegeben«, meldete er. »Ein paar Bürger, die ein Waffenlager der Inneren Sphäre entdeckten, haben sich auf den Stadtmauern verschanzt und schießen auf jeden Krieger, der sich ihnen nähert. Und in der Mitte der Festung scheint ein BattleMech zu stehen. Das ist alles, was ich bisher darüber weiß.«
Aidan seufzte. Es war eine der üblichen Säuberungsaktionen, die zu seiner Spezialität geworden waren. »Können wir mit ihnen verhandeln?«
»Dem Bericht zufolge hat es bereits Versuche gegeben. Es scheint nur eine Wahl zu geben.«
»Vernichten?«
»Ja.«
»Na, vielleicht muß es nicht soweit kommen. Gehen wir. Sterncommander Joanna, das könnte eine gute Gelegenheit für deinen Stern sein, sich auf Quarell einzuleben. Diese Mission gehört dir.«
Joanna berührte Aidans Arm, als er an ihr vorbeiging. »Wir sind begierig auf den Kampf, Sterncolonel, aber die Dienstanweisung besagt, daß Aufstände ohne Gnade niedergeschlagen werden sollen.«
»So ist es.«
»Warum vernichten wir sie dann nicht? Es scheint bloß eine kleine Guerillabande zu
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