BattleTech 17: Natürliche Auslese
leckte ihn ab und wischte sich die verkrüppelte Hand am Hosenbein ab, bevor er sie wieder ans Magazin der Waffe legte.
Während er den Gang hinab auf den verbotenen Korridor zuschlich, spielte ein nervöses Lächeln über sein Gesicht.
In einem Mech hätte ich jetzt eine Kühlweste und wäre knochentrocken, obwohl es im Cockpit viel heißer wäre als in diesem Gang.
Er vergewisserte sich zum hundertsten Mal, daß die Waffe entsichert war.
Als er um die Ecke ging, fühlte Nelson, wie sich seine Kehle zuschnürte. Panik drohte ihn zu überwältigen. Eine Sekunde lang bildete er sich ein, jemand hätte ihm den Schockkragen wieder um den Hals gelegt. Mit der verkrüppelten Hand riß er daran, aber seine Finger fanden nur Haut. Der Schmerz, mit dem sich die Fingernägel in den Hals gruben, brachte ihn wieder zu sich. Er lehnte sich an die Wand.
Diesmal wird dich nichts aufhalten.
Er wischte sich den stechenden Schweiß aus den Augen und setzte seinen Weg zum Ende des Ganges fort. Dort erwartete ihn ein geschlossenes Doppelportal, wie in der Simulation. Fast geschlossen, korrigierte er sich. Ein schmaler Streifen gelben Lichts schimmerte zwischen den Türflügeln. Seine Stimmung hob sich, aber er biß die Zähne zusammen, um einen Triumphschrei zu unterdrücken.
Schritt für Schritt, Meter um Meter bewegte er sich lautlos vorwärts. Er zwang sich, durch die Nase zu atmen und schnupperte, ob er in der muffigen Luft einen Hauch von ihr entdeckte, aber er roch nur Erbrochenes und Schweiß. Wenn er ausatmete, regneten die Schweißtropfen, die unter seiner Nase hingen, auf seine Hände.
Als er sich den Türen näherte, hörte er es zweimal klicken. Er blickte sich um, ob etwa Wachtposten aufgetaucht waren, die ihn kurz vor Erreichen seines Ziels noch abfingen. Er sah niemand. Dann wurde ihm klar, daß die Geräusche aus dem Raum vor ihm gekommen waren. Er rief sich den Klang ins Gedächtnis und suchte nach einer Waffe, die dieses Geräusch machte.
Das klang mehr wie das Öffnen von Aktenkofferschlössern.
Nelson atmete noch einmal tief durch, dann drückte er leise den linken Türflügel auf. Während seiner Zeit auf der Tigress und in zahllosen Alpträumen seither hatte er sich die unglaublichen Schrecken ausgemalt, die hinter diesen Türen lagen. Folterkammern, Schreckensgalerien, ein Trophäenraum mit Körperteilen der Opfer der Roten Korsarin, die fehlende Hälfte seiner Hand auf einem Ehrenplatz.
Aber nichts von dem, was er sich in seinen bösartigen Fieberträumen ausgemalt hatte, reichte an die furchtbare Wirklichkeit heran.
Als er den Raum betrat, drehte die Rote Korsarin am Kopf des Stahlzylinders, den sie in den kantigen Wandmechanismus eingeschoben hatte. Die schwarzgelben Sicherheitssiegel rissen ab, und der Zylinder rastete ein. Sie warf die Siegel beiseite und lachte, als sie aufblickte und ihn bemerkte.
»Ich dachte mir, daß du es sein würdest.«
Nelsons Blick wanderte von ihr zu dem Aktenkoffer auf dem Schreibtisch vor ihr und dann zu dem Mechanismus in der Wand. Das Warnsymbol auf dem Kofferdeckel kannte er noch gut aus der Zeit seiner Kadettenausbildung. Er konnte nicht in den Koffer sehen, aber er wußte, daß er eine weiche Schaumstoffüllung mit einem ausgestanzten Bett für den Zylinder enthielt. Sein Instrukteur hatte es knapp, aber treffend erklärt: »Atombombenzünder sind nicht dafür gebaut, durch die Gegend geschleudert zu werden.«
Eine Atombombe? Sie würde das ganze Tal zerstören, mit allem, was darin lebt. Sie ist wahnsinnig!
»Ich bin’s.« Nelson bewegte die Flinte, und die Rote Korsarin hob die Hände. »Es ist vorbei.«
Die Rote Korsarin schüttelte den Kopf. »Du wirst mich nicht töten, Nelson Geist.«
»Nein? Du baust hier eine Atombombe zusammen, die alles Leben in diesem Tal auslöschen wird, mit Ausnahme von dem in den Bunkeranlagen unter den Bergen. Du bist mehr als wahnsinnig, du bist böse. Es gibt nichts, das mich davon abhalten könnte, dich zu töten.«
Sie lächelte. »Ich liebe dich, Nelson Geist.« Ihre Hände sanken langsam auf die Kühlweste über ihrem Bauch. »Ich trage dein Kind.«
Vom ersten Schußwechsel an entwickelte sich die Schlacht genau so, wie es Phelan erwartet hatte. Die 31. Wolf-Solahma war auf dem Rückzug, noch bevor sich die Lücke zwischen den beiden Einheiten geschlossen hatte. Sie wollte sich offensichtlich in ihre Bergfestung zurückziehen und von dort weiterkämpfen, aber Conal hatte sich mit seinen Truppen zu weit
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