BattleTech 17: Natürliche Auslese
Frederick-Steiner-Gedächtnisbibliothek erstanden, waren aber weder erschienen, noch hatten sie ihre Eintrittskarten an jemand anderen weitergegeben.
Soweit es Victor betraf, war der erste Name auf der Liste der einzige, der dorthin gehörte. Ryan Steiner. Ryan war ein Stachel im Fleisch seines Vaters gewesen, seit der Melissa Steiner geheiratet hatte. Ryan war der Erbe Alessandro Steiners, des Mannes, den seine Großmutter als Archon abgesetzt hatte und der mit dem Verrat an Frederick Steiner, einem anderen Rivalen um die Macht, Ryans Karriere erst ermöglicht hatte.
Ryan war ein Nachtschattengewächs im Sumpf der Politik. Er mußte der Drahtzieher hinter dem Attentat sein. Ryan hatte Morasha Kelswa geheiratet, die Thronerbin des Tamarpakts. Seit ihrer Hochzeit war er nicht müde geworden, die Unabhängigkeit der Tamar-Systeme zu propagieren. Die Tatsache, daß nahezu der gesamte Pakt von den Jadefalken geschluckt worden war, hatte ihm dabei nichts von seiner Schärfe oder seiner Lautstärke genommen.
Ryan kontrollierte auch die Separatistenbewegung der Isle of Skye, die vor fünfzehn Jahren beinahe einen Bürgerkrieg vom Zaum gebrochen hatte. Steiner hatte eine Revolte provoziert und dann geschlichtet, als Victors Vater Truppen in die Region geschickt hatte, um die Rebellion niederzuschlagen. Das Blutvergießen wurde Hanse Davion angelastet. Ohne Melissas ungeheure Popularität bei den Lyranern hätte ein offener Bürgerkrieg ausbrechen können.
Niemand hat vom Tod meiner Mutter mehr profitiert als Ryan Steiner.
Victors Nüstern blähten sich, als er an all das dachte, was sich nach ihrem Tod zugetragen hatte. Hätte seine Schwester Katherine nicht ihre Rolle als Liebling der Medien dazu benutzt, Frieden zwischen ihm und Ryan zu stiften, stünden ihre jeweiligen Anhänger ohne Zweifel bereits hart am Rande der offenen Gewalt. Victor war sicher, daß Ryan hinter der Flüsterkampagne steckte, die ihm die Schuld für den Mord an seiner Mutter in die Schuhe schieben wollte.
Er betrachtete den zweiten Namen auf der Liste. Anastasius Focht. Der Präzentor Martialum ComStars hatte eine Eintrittskarte gekauft, war aber weder erschienen noch hatte er den örtlichen Präzentor an seiner Stelle geschickt. Victor war dem Mann nie begegnet, aber Focht war für den Sieg über die Clans auf Tukayyid verantwortlich gewesen. Auch Melissa hatte nur gut über ihn gesprochen. Trotzdem, das alte Mißtrauen gegen ComStar war zäh, und das bloße Fehlen eines offensichtlichen Motivs sprach Focht noch nicht frei – niemand war sich je der wahren Motive des Präzentors Martialum sicher gewesen, und Victor hegte den Verdacht, daß sich daran auch nie etwas ändern würde.
Der dritte Name war ebenso absurd: Katherine Steiner-Davion. Er versuchte sein Bild von seiner Schwester mit dem einer skrupellosen Intrigantin zu vereinen, die den Befehl für die kaltblütige Ermordung der eigenen Mutter gab.
Wenn sie Romano Liaos Tochter wäre, vielleicht. Aber Katherine? Niemals.
Obwohl er wußte, daß sie niemals Teil eines Mordkomplotts gegen ihre gemeinsame Mutter gewesen sein konnte, erschreckte es ihn, se ine Schwester auf dieser Liste zu finden.
Wann hat Katherine je eine Party verpaßt?
Der letzte Name verschärfte den Schrecken noch.
Victor lan Steiner-Davion. Ich hätte auch dabeisein sollen. Ich hätte auch im Explosionsradius gesessen.
Er schmeckte bittere Galle. Er wußte, wie sein Name auf die Liste gelangt war. Das Bankett war eine Wohltätigkeitsveranstaltung gewesen.
Die Einladung war automatisch gekommen, und er hatte die Karte bestellt, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Die Einladung war zusammen mit einem ganzen Stapel von Papieren gekommen, die er unterzeichnet hatte, bevor er von Port Moseby nach Arc-Royal aufgebrochen war. Das Sekretariat hatte den Bogen gefunden und seine Fingerabdrücke und Unterschrift verifiziert. Das gleiche galt für Galens Fingerabdrücke.
Victor wußte, daß er seine Mutter nicht hatte ermorden lassen, aber andere sahen die Dinge natürlich anders. Seine Abwesenheit verdammte ihn. Hätte er an dem Bankett teilgenommen, wäre er ebenfalls gestorben. Da er noch lebte, hatte er statt dessen den Thron des Vereinigten Commonwealth geerbt. Und als ob es nicht schlimm genug wäre, vom Tod seiner Mutter zu profitieren, wies man darauf hin, daß er nicht einmal bei ihrem Begräbnis gewesen war.
Der Prinz lehnte sich zurück.
Wäre ich gestorben, wäre jetzt Katherine auf meinem
Weitere Kostenlose Bücher