BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Chance haben, es zu erreichen.«
»Was hat das mit…«
»Lies es. Bitte.«
Die meisten anderen wären jetzt aus dem Raum gestürzt, möglicherweise auf der Suche nach einem Arzt. Aber Masters kannte Thomas schon viel zu lange. Wahrscheinlich hatte Thomas’ Gehirn nur eine neue Art gefunden, die Dinge zu sehen, ein kostbares Licht, das die Welt ein wenig klarer erkennbar machte. »Ja. Natürlich werde ich das tun. Ich werde es auf dem Weg zurück zur Basis lesen.«
»Nein. Bleib. Ich möchte, daß du es hier liest. Ich will deine Reaktion sehen. Wir haben viel zu besprechen.«
»Aber mein Dienst…«
»Paul, ich bin der Generalhauptmann. Das läßt sich regeln.«
Später am selben Abend, als er wieder in seinem Zimmer war, schlug Masters das Buch auf. Er stützte sich bequem auf die Kissen und las die Geschichten über Arthur, Merlin, Lancelot und andere. Der Stil des Textes war schwierig, und er brauchte eine Weile, um sich an den Rhythmus der Sprache zu gewöhnen. Er war den einfachen, geradlinigen Stil eines nüchternen, mechanischen Zeitalters gewöhnt, während Malory eine Vielzahl komplexer, gewagter Ideen in einzelne, schier endlos scheinende Sätze packte. Gelegentlich tauchten Namenslisten auf, die eine halbe Seite in Anspruch nahmen, und Masters war nicht so recht klar, wer da aufgelistet wurde.
Aber die Geschichte verzauberte ihn. Er hatte nie etwas Derartiges gelesen. Er identifizierte sich augenblicklich mit den Kriegern, ihrem Wunsch, für ihr kämpferisches Können Anerkennung zu finden, ihrem Wunsch, über ihre Schwächen zu triumphieren. Arthurs Ritter begegneten geheimnisvollen Damen, kämpften gegen Riesen und auch gegeneinander. Masters las immer weiter, bis zum Morgen und zum Mittag des folgenden Tages, als ihn endlich der Schlaf übermannte. Schon nach wenigen Stunden war er wieder wach und las weiter, bis ihn ein Delirium erfaßte und er wieder in Schlaf fiel.
Drei Tage lang kam er nicht aus dem Zimmer, aß nur, wenn ein Diener ein Tablett mit Essen brachte. Drei Tage las er.
Eines Nachts um vier kam er zum Schluß. Die Erzählung, und die Weise, auf die er sie verschlungen hatte, machten ihn benommen. Er stieg aus dem Bett, zog einen Morgenmantel an und wanderte durch die Korridore des Palastes. Hier im Gästeflügel erwartete er nicht, irgend jemandem zu begegnen.
Sein Weg führte ihn zum Doppelportal des Mechhofs. Er trat hinaus in die warme Nachtluft und wurde von einem funkelnden Sternenmeer begrüßt. Vor ihm lag ein weites, von einem hohen Zaun, Wachtürmen und Scheinwerfern umgebenes Feld. Fünf Kampfkolosse ragten auf dem Mechhof empor, darunter auch sein Feuerfalke.
Von seiner Position aus wirkte der Mech wie ein riesiger, unförmiger Mann mit einer großen Pistole in der rechten Hand. Die Pistole war in Wirklichkeit ein schwerer Extremreichweitenlaser, der in den Arm der Maschine eingebaut war. Seine Konstruktion verstärkte den anthropomorphen Charakter des Mechs. Zusätzlich verfügte die Kriegsmaschine über je einen mittelschweren Impulslaser an den Handgelenken, ein Raketenabwehrsystem im rechten Arm, ein Maschinengewehr von fürchterlicher Durchschlagskraft für den Einsatz gegen Fußtruppen im linken Arm und einen großen Munitionsvorrat im Innern des Torsos. Ursprünglich hatte der Feuerfalke noch einen zweiten schweren Laser besessen, aber Masters hatte ihn vor Jahren durch eine Kurzstrecken-Viererraketenlafette ersetzt. Auf dem Torso saß das wie ein Kopf geformte Cockpit. Von dort aus konnte Masters den Stahlriesen kontrollieren.
Ein Posten, der das Gelände bewachte, bemerkte ihn. »Guten Abend, Kapitän«, rief er.
»Guten Abend.«
»Wollen Sie sehen, wie’s ihm geht?«
»Ja«, antwortete Masters abwesend, »ich seh nur mal nach.«
Aber er betrachtete seinen Feuerfalke nicht auf dieselbe Weise, wie er es sonst tat. Normalerweise sah er den Mech als einen Berg von Metall, eine fünfundvierzig Tonnen schwere Gefechtsplattform. Diesmal war es anders. Als er über den Platz auf die Maschine zuging, drängte sich ihm eine andere Sicht auf, geradeso, wie Malory Elemente seiner Zeit genommen und sie mit einem Idealbild zu einem neuen, romantischen Weltbild verwoben hatte.
Sein BattleMech war eine Rüstung, wie sie Arthurs Ritter getragen hatten. Jetzt erkannte er es. Rüstung und BattleMech boten Schutz, aber zugleich machten sie den Krieger, der sie trug, zu einer überlebensgroßen Gestalt – ganz besonders der BattleMech. Sie erhoben den lebenden Krieger aus der
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