BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Außergewöhnliches abspielt.«
»Ich weiß nicht…«
»Wir errichten etwas, das die Leute wollen, statt ihnen etwas aufzuzwingen. Wir bringen sie dazu, den Gedanken zu begrüßen, statt sich dagegen zu wehren.«
Masters’ Zweifel waren ungebrochen. »Und wie machen wir das?«
»Wir fangen klein an. Wir beginnen mit einem neuen Ritterorden, einer völligen Neuschöpfung. Ein besonderer Orden von MechKriegern, die mir persönlich die Treue schwören. Im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten werden diese Ritter den Titel ›Sir‹ tragen. Sie werden die Elite repräsentieren. Wir werden sie ungeachtet früherer Loyalitäten aus der gesamten Liga Freier Welten rekrutieren. Das wird der schwierige Teil. Wir müssen die MechKrieger finden, die unsere Sorge um das Schicksal ihres Standes teilen, und, das ist noch wichtiger, die eine noble Ader haben. Krieger wie dich.«
»Aber wie…?«
»Intuition«, erwiderte Thomas und wischte die Frage beiseite. »Wir finden sie durch Intuition. Gut, wir werden zunächst nichts mit diesen Rittern tun. Wir lassen die Liga Freier Welten und die Innere Sphäre nur wissen, daß ein solcher Orden existiert.«
»Aber die Gegner des Marik-Commonwealth im Parlament werden sich darauf stürzen wie die Geier. Das kommt einer Absichtserklärung gleich, die Liga Freier Welten unter Haus Marik zu vereinen. Das ist so gut wie ein Staatsstreich.«
»Nur werden wir nichts wirklich getan haben.«
»Nein, wir laden nur einige ihrer besten MechKrieger ein, sich von ihnen loszusagen. Insbesondere das Fürstentum Regulus wird Verdacht schöpfen und sich bedroht fühlen. Und wir werden für den Putsch nicht vorbereitet sein.«
»Es wird keinen Putsch geben, Paul.« Thomas ließ seinem Gegenüber Zeit, diese Mitteilung zu verdauen.
»Was?«
»Ich werde auf Bitten des Volkes die Macht ergreifen oder gar nicht. So einfach ist das. Ich werde aufbauen, was das Volk will, und es wird mir sagen, ob ich recht habe.«
»Aber…«
»Paul, du sorgst dich um die MechKrieger. Ich sorge mich um das Volk der Liga Freier Welten. Ich werde die Herrschaft über die Liga nicht an mich reißen. Das ist eine Taktik für andere Herrscher in anderen Nachfolgerstaaten.«
»Würdest du mir dann bitte erklären, was du mit einer guten Geschichte meinst?«
»Einfach ausgedrückt: Der Mensch sieht sein Leben als eine Geschichte. Das ist eine Tatsache. Irgendwie ist der Mensch so gebaut. Und wenn die Menschen sich als unterdrückt sehen, schlagen sie zurück, weil das nun einmal die Rolle der Unterdrückten ist. Wenn die Menschen sich dahingegen als Teil einer glorreichen Entwicklung sehen, werden sie das Spiel mit ganzer Kraft unterstützen.«
»Das Spiel?«
»Das Spiel. Ich bin nicht umsonst meines Vaters Sohn.«
»Ich glaube nicht, daß die meisten Menschen ihr Leben als ein Spiel sehen, Thomas.«
»Natürlich nicht. Deshalb können sie ja von anderen manipuliert werden, für die das sehr wohl gilt.«
Masters verlor allmählich die Nerven. »Ich verstehe das alles nicht mehr. Erst erklärst du, du willst, daß die Leute sich frei entscheiden, und jetzt redest du davon, sie zu manipulieren.«
»Nun, wenn wir putschen, manipulieren wir sie. Wenn ich ihnen die Wahl lasse, manipuliere ich sie nicht. Aber weil ich weiß, daß das alles ein Spiel ist, kann ich die Alternativen so beeinflussen, daß sie die Wahl treffen, die ich von ihnen erwarte.«
»Versteh ich nicht.«
»Ich weiß. Das braucht Zeit. Hier.« Thomas ging zu einem Tisch an der Wand. Masters sah, wie er etwas aufhob und herüberbrachte. Ein Buch. »Das ist für dich. Ein Geschenk.«
Masters nahm das Buch, ein in Leinen gebundenes Werk mit abgenutzten Kanten. Der Titel war verblaßt und im trüben Kerzenschein nicht zu entziffern. »Was ist das?«
»Le Morte d’Arthur von Thomas Malory.«
2
Mariks Palast
Atreus Marik-Commonwealth
Liga Freier Welten
19. Mai 3054
»Thomas Malory?«
»Ein englischer Ritter, der vor fünfzehnhundert Jahren lebte. Er schrieb das Buch, während er wegen Vergewaltigung im Kerker saß.« »Vergewaltigung? Ist das die Geschichte dieser Vergewaltigung?«
Masters legte das Buch weg, als sei es ansteckend.
»Ganz und gar nicht. Es ist die Geschichte eines legendären Königs und der Abenteuer seiner Ritter. Fast alle Figuren der Geschichte sind unvollkommen – manche ganz erheblich – , aber sie streben alle danach, das Richtige zu tun. Das Buch ist Malorys Flehen zu Gott um Vergebung. Seine Figuren streben ein Ideal an, obwohl sie keine
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