BattleTech 19: Stahlgladiatoren
seine Weise zu Ende bringen zu lassen.
McCloud war schockiert. »Erst provozieren Sie eine Prügelei, und jetzt, nachdem wir den Boden mit Ihnen aufgewischt haben, drohen Sie, uns umzubringen?«
Der Bewaffnete antwortete nicht, aber sie konnte die Wahrheit in seinen Augen lesen.
»Soviel zu der Highlander-Ehre, von der du mir erzählt hast, Rose.« Sie trat von dem Mann zurück, auf den sie eingetreten hatte, und erlaubte Rose, sie ins Freie zu führen.
Die kalte Luft traf ihre schweißnasse Haut wie ein Peitschenhieb. Rose packte McClouds Arm und entfernte sich so schnell wie möglich von der Bar. Obwohl noch früh am Abend, waren die Straßen wie ausgestorben. Auf dem Weg zurück zum Fort hielten sie Ausschau nach einem Taxi.
»Weißt du was, Rose, ich glaube, du hast mir da drin das Leben gerettet.«
»Den Teufel hab ich getan. Ich hätte dich beinahe ein Auge gekostet, von deinem Leben ganz zu schweigen.« Er bemerkte ein Taxi und winkte wie besessen. McCloud wurde in seinen Armen immer schwerer. Die aufputschende Wirkung des Adrenalins ließ nach.
»Nein. Du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld.« Das Taxi setzte sich in Bewegung, und Rose hörte auf zu winken. Er benutzte beide Hände, um McCloud zu halten. »He, wo hast du so zu kämpfen gelernt?« murmelte sie.
»Ich war jahrelang auf Luthien stationiert. Erinnerst du dich? Aber die Grundlagen habe ich wohl hier auf Northwind gelernt, von meinem Muttchen.« McCloud sackte fast ohnmächtig in seinen Armen zusammen. Er zog sie hoch und wartete auf den Wagen.
»Was war das für ein Schrei?« fragte sie groggy. »Wo hast du den gelernt?« Rose war überrascht, daß sie noch bei Bewußtsein war. Das Taxi erreichte die beiden, und der Fahrer stieg mit besorgtem Gesicht aus, um die Tür zu öffnen.
»Das war mein Geistschrei, wenn du an so einen Unsinn glaubst. Mein Sensei sagte, in großer Not kann man einen Teil seines Geistes freisetzen, um den Gegner zu schocken. Aber das war das erstemal, daß ich das in einem Kampf versucht habe.«
Blut tropfte zwischen Rose’ Fingern auf das Pflaster, als der Fahrer ihm half, Rachel, die jetzt definitiv ohnmächtig war, in den Wagen zu heben. Die Tür schloß sich hinter ihnen, und der Fahrer trottete um den Wagen nach vorne.
Rose sah auf McCloud hinab und drückte sie an sich. »Ich habe so etwas vorher auch noch nie gehört.«
4
Tara, Northwind
25. April 3054
Die nächsten beiden Tage verbrachte Rose bei Rachel McCloud im Krankenhaus. Die Schnittwunde an ihrer Schulter hatte Muskelgewebe durchtrennt, aber keinen dauerhaften Schaden angerichtet. Es war jedoch unmöglich gewesen, sie zu nähen, daher mußte McCloud den Arm absolut still halten, bis sich die Wunde von selbst geschlossen hatte.
Rose hing während der Besuchszeiten an ihrem Bett und nachts im Wartezimmer. Vierundzwanzig Stunden nach ihrer Einlieferung hatte Rachel genug. Sie forderte ihn in unmißverständlichem Ton auf, für den Rest des Tages zu verschwinden. Die Schwestern weinten ihm keine Träne nach. Sie waren noch nie so herb für ihre Pflege beziehungsweise das, was Rose als deren Mängel sah, kritisiert worden.
Nachdem er das Hospital verlassen hatte, wanderte Rose stundenlang ziellos umher, während die Ereignisse der letzten Tage in seinen Gedanken und Eingeweiden rumorten. Schließlich aß er in einem kleinen Cafe im Schatten des Forts zu Mittag, aber die Mahlzeit konnte seine Stimmung auch nicht heben. Er stocherte in den Überresten der Mahlzeit herum und entschied schließlich, nach Hause zu gehen. Der Tag ist ohnehin verdorben, dachte er sich.
Zwei Stunden später stand Rose auf der Straße vor seinem ehemaligen Vaterhaus. Die Taxifahrt hatte ein kleines Vermögen gekostet, aber er war nicht in der Stimmung zu einer Monorailfahrt ins Kriegerviertel gewesen.
Cornelius Rose galt als einer der besten Techs der Highlanders, aber sein Haus hatte er von seiner verstorbenen Frau geerbt. Als Marie Rose starb, war Jeremiah noch ein Kind gewesen, aber er wußte, daß sie eine ausgezeichnete Kriegerin und Kommandeurin gewesen war. Er versuchte sich an ihr Gesicht zu erinnern, aber wie immer konnte er sie sich nicht anders vor Augen rufen als in Kühlweste, Shorts und Neurohelm vor ihrem Donnerkeil. Eine MechKriegerin und ihr Mech gehörten einfach zusammen.
Rose studierte das Haus, das seine Mutter durch ihr Können verdient hatte, obwohl sie selbst nie darin gewohnt hatte. Wie viele andere war auch Marie Rose im
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