BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
dich bis zu unserer Rückkehr in meinem Haus zu verstecken. Wenn diese Sache schiefgeht, denk daran, daß wir dich gezwungen haben, uns das Schiff zu überlassen.«
»Es wird nicht schiefgehen.«
Larry Acuff kam herübergerannt. »Wir wären dann soweit, Kai. Ich übernehme eine Kompanie, Chris Taylor eine andere, und du führst die dritte. Wir sind alle abflugbereit.«
»Ich werde deinen Jungen finden, Kai.«
»Ich weiß.« Kai zog eine Karte aus der Tasche seiner Weste, die er über dem Kühlanzug trug. »Wenn du die Information hast, bevor wir von Shiloh zurück sind, sende das komplette Paket an diese Nummer. Es ist eine Computerverbindung. Der Empfänger wird wissen, was zu tun ist, wenn er die Daten sieht.«
Keith sah sich die Karte an. »Vorwahl 449 – das ist in Joppo, richtig?«
»Vertrau mir, so wie ich dir vertraue.«
»Es ist dein Sohn, Kai. Ich werde tun, was du verlangst.« Keith steckte die Karte ein. »Schieß gerade und duck dich rechtzeitig.«
Keiths beruhigendes Lächelns gab Kai Mut. »Okay. Wir melden uns, sobald wir Resultate vorzuweisen haben.«
Glenn Edenhoffer hielt sich für einen Künstler. Er versank im Meer der Emotionen und vernachlässigte darüber seine Beziehungen zu anderen und sein ganzes übriges Leben. Er ließ sich von seinen Gefühlen inspirieren, aber die Erniedrigung des Kampfes gegen Allard-Liao und Cox hatte seinem Selbstwertgefühl enorm geschadet. Cox’ Tod bei der Explosion im Sun and Sword hatte jede Chance auf eine Revanche ausgelöscht und Edenhoffers Depression noch verschlimmert.
Düsterste Stimmung senkte sich über Edenhoffers gesamte Welt und verzerrte seine Wahrnehmung so sehr, daß er begonnen hatte, den Kampf mit ganz anderen Augen zu sehen. Cox’ Tod hob ihn über solche weltlichen Belange hinaus und gestattete Edenhoffer, all seine Wut und Verbitterung auf Kai Allard-Liao zu konzentrieren. Kais Sieg über Wu Deng Tang erschien Edenhoffer wie eine weitere Zurschaustellung adliger Verachtung für den gemeinen Pöbel.
Angesichts seiner Vorurteile hätte Edenhoffer den Tod Herzog Ryan Steiners von den Händen eines Attentäters eigentlich begrüßen müssen. Er hätte ihn als Beispiel für eben die Art von Aktion ansehen müssen, die notwendig war, um die Menschheit aus ihrer Lethargie zu reißen, damit sie ihr großes Erbe antreten konnte. Natürlich hätte Edenhoffer nie zugegeben, daß hinter seinen großen Reden kein einziger konkreter Gedanke steckte – als ›Künstler‹, der im Reich der Emotionen existierte, sah er nur die Notwendigkeit der Agitation. Alles andere, glaubte er, würde sich ganz natürlich daraus entwickeln.
In seinem momentanen Geisteszustand wurde der Tod des Herzogs zu einem Sakrileg, einem verabscheuungswürdigen Verbrechen, das nur ein einziges Ziel verfolgte. Dieses Ziel war für Edenhoffer die Absicht, den Skye-Tiger-Stall in die Hände von Ryans Witwe, Morasha Kelswa, fallen zu lassen. Da die Lady niemals auch nur das geringste Interesse an dem Stall gezeigt hatte, war klar, daß sie ihn sofort zum Verkauf anbieten und keinerlei Richtlinien für sein weiteres Management liefern würde. Und das hieß, Edenhoffer konnte kein Duell mit Kai Allard-Liao arrangieren, um seine Ehre wiederherzustellen.
Für den zu klarem Denken nicht mehr fähigen Arenakämpfer lag die Schlußfolgerung nahe: Kai hatte Ryans Mord angeordnet, und zwar nur, um ihm die Chance auf eine Revanche zu nehmen. Damit trat Kai an die Spitze der langen Liste von Edenhoffers Feinden – eine echte Auszeichnung. In aller Regel brauchte man eine beträchtliche Zeit, um sich die ellenlange Liste bis ganz nach oben hinaufzuarbeiten. Kais neue Spitzenposition hatte zur Folge, daß Edenhoffer sich ganz auf ihn konzentrierte – und alles, was mit ihm zusammenhing.
Es war diese Besessenheit, die es Edenhoffer ermöglichte, zwei Fakten zueinander in Beziehung zu setzen. Erstens: Tormano Liaos Leute waren daran interessiert, zu jeder Zeit Kais Aufenthaltsort zu wissen. Zweitens: Er hatte von einer Anzahl von MechKriegern erfahren, die auf irgendeine Mission abberufen worden waren, auch wenn es schwerfiel, die zahlreichen Lügen und Gerüchte zu durchschauen. Die Botschaft, die wie ein Fanfarenstoß durch Edenhoffers Gehörgange dröhnte, war, daß MechKrieger, die Allard-Liao einen Gefallen schuldig waren, ihre Mechs durch die Tunnel zum Raumhafen bringen sollten, weil Kai etwas plante.
Glenn sammelte alle Details, die er auftreiben konnte, und kam zu dem Schluß,
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