BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Clans verloren hatte, war viel schwerer angeschlagen als der Davion-Teil der Allianz. Viele Lyraner nahmen das übel, und noch mehr hatten Angst vor einer erneuten Clanoffensive, die den Untergang ihrer Heimat besiegeln konnte. Ryan hatte ihre Ängste und Zweifel dazu benutzt, seine Macht zu vergrößern und sich als Thronerbe eines unabhängigen Lyranischen Commonwealth anzubieten.
Der zweite Name auf der Liste war der von ComStars Präzentor Martialum gewesen, Anastasius Focht. Victor konnte kaum glauben, daß Focht in den Tod seiner Mutter verstrickt sein sollte, auch wenn ComStars Beinahemonopol der interstellaren Kommunikationswege ein Grund für die frustrierenden Schwierigkeiten bei der Aufspürung des Attentäters gewesen sein mochte. Trotzdem, Melissa SteinerDavion hatte für Stabilität in der Inneren Sphäre gestanden, und ComStar schien sich dem Ziel verschrieben zu haben, angesichts der Bedrohung durch die Clans Stabilität und Existenz der Inneren Sphäre zu sichern.
Katherine hatte als Dritte auf der Liste gestanden. Victor hätte sie nie verdächtigen können. Er erinnerte sich daran, was Curaitis ihm darüber berichtet hatte, wie Peter auf Lyons von der Liebe gesprochen hatte, die Melissas Kinder für sie empfunden hatten. Katherine, die ihren Namen nach ihrer Großmutter mütterlicherseits in Katrina geändert hatte, wäre jenseits aller Zweifel gewesen, hätte es da nicht einen winzigen Widerspruch gegeben – sie war berühmt dafür, keine Party auszulassen. Sie blühte auf, wenn sie von Menschen umgeben war und Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Trotzdem war sie nicht auf jenem verhängnisvollen Empfang erschienen.
»Glauben Sie, sie könnte etwas mit dem Tod meiner Mutter zu tun gehabt haben?«
»Ich wäge Alternativen ab und wähle die wahrscheinlichste aus.« Curaitis zuckte die Schultern. »Ihre Schwester ist an jenem Nachmittag eingeschlafen. Ein Agent hat nach ihr gesehen und sie, aus welchem Grund auch immer, nicht geweckt. Sie hat schon früher ein Verhalten dieser Art gezeigt. Wäre ihre Mutter nicht auf diesem Empfang gestorben, wäre ihre Abwesenheit niemandem aufgefallen.«
»Aber sie könnte den Schlaf auch nur vorgetäuscht haben.«
»Diese Möglichkeit belastet sie.«
Victor nickte. Am Schluß der Liste war sein eigener Name aufgetaucht, und Spekulationen über seine Rolle bei dem Attentat hatten so manche Talkshow im gesamten Vereinigten Commonwealth davor gerettet, aus dem Programm genommen zu werden. Die Tatsache, daß er es gewesen war, der auf New Avalen seinen an einem Herzanfall gestorbenen Vater gefunden hatte, war, in Verbindung mit dem gewaltsamen Tod seiner Mutter, dazu benutzt worden, eine Indizienkette aufzubauen, die ihn als Mörder seiner Eltern darstellte.
»Das bloße Auftauchen von Katherines Namen auf dieser Liste ist zu wenig, um mich an Galen oder seiner Loyalität zweifeln zu lassen«, erklärte Victor. »Ich vertraue Galen. Ich erwarte, daß Sie sich das merken.«
»Das werde ich. Meine Leute beobachten nur Ihre Schwester, nicht ihn.« Curaitis’ Tonfall erweckte den Eindruck, daß ihm die Situation paradox erschien. »Wie Sie es wünschen.«
»Es ist mein Vorrecht, mir meine Feinde auszusuchen.«
»Und ich habe Pflicht, sie vor allen Feinden zu schützen.«
Victor sah auf die Uhr. »Und das tun Sie mit beachtlichem Erfolg.«
»Bis jetzt.«
»Stimmt. Besteht eine Chance, daß mich ein Sicherheitsalarm vor den Terminen dieses Nachmittags rettet? Diese Leute, die eine Reform des Strafvollzugs verlangen, müssen doch gefährlich sein. Ausgang, Arbeitsfreigang, Hausarrest. Das muß doch ein Sicherheitsrisiko sein?«
»Nein, Sir.«
Victor grummelte verärgert. »Wann treffen Galen und Katherine auf Solaris ein, Curaitis?«
»Sie befinden sich bereits im System. Sie erreichen den siebten Planeten einen Tag nach Herzog Ryan.«
»Katherine wird ihre Ankunft zu einem Ereignis machen, das Ryan völlig überschattet, das ist sicher.« Victor legte das Jackett an, das zu seiner marineblauen Ausgehuniform gehörte. An der linken Brustseite hing ein halbes Dutzend Orden, und eine an der Schulterklappe hängende goldene Zierkordel zog sich um die linke Schulter. Auf der rechten Schulter trug er das Abzeichen der Zehnten Lyranischen Garde, unter einem Balken, der ihn als Mitglied des Elitebataillons der Untoten auswies.
Er nahm einen einfachen Platinstirnreif auf und hielt ihn in der Hand wie ein Bühnenzauberer einen Ring. In diesem Augenblick kam ihm der Gedanke, daß
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