BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
eine freundlichere Miene auf. »Ihr erstes Kind?«
Wu nickte freudig. »Allerdings. Ich habe gehört, daß es ein Junge wird. Ich plane, mich zur Ruhe zu setzen, bis er mindestens zwei oder drei ist. Meine Ersparnisse reichen dafür aus.«
Kai war erstaunt. »Roger Tandrek wird es nicht gefallen, Sie zu verlieren. Sie haben eine fast so steile Laufbahn hinter sich wie ich.«
»Ich weiß, aber das ist sein Problem. Ich habe kein Verlangen, in der Arena zu sterben und Frau und Kind allein zurückzulassen.«
Wie es Deirdres Vater tat. »Ich verstehe und gebe Ihnen recht. Wenn er Ihnen zu große Schwierigkeiten macht, kommen Sie zu mir. Ich werde Ihren Vertrag übernehmen und Sie entlassen.«
Wu hatte weniger Erfolg dabei, seine Überraschung zu verbergen. »Das würden Sie für mich tun? Aber wir sind Feinde.«
»Sind wir das? Ich habe uns immer als Rivalen betrachtet. Das ist etwas anderes.«
»Aber mein Vater kommandiert eine Einheit, die eines Tages den Auftrag erhalten könnte, den St. Ives-Pakt anzugreifen.«
»Wenn es dazu kommt, werden wir Feinde sein, zumindest für die Dauer dieses Konfliktes; aber erst dann.« Kai zuckte die Achseln. »Ich verstehe Ihren Wunsch, bei Frau und Kind zu sein. Wenn ich Ihnen helfen kann, wird es mir eine Freude sein.«
Wu lächelte. »So spricht ein Mann, der die Feinheiten der Vaterschaft kennt.«
Kai schüttelte hastig den Kopf. »Nein, ich habe keine Kinder. Verbuchen Sie es unter meinem Besuch auf Arc-Royal, wo ich Morgan Kell und seinen Sohn Phelan getroffen habe.«
»Den Clan-Khan?«
»Ja, obwohl Vater und Sohn Herren dienen, die Todfeinde sind, stehen sie sich sehr nahe. Dieses Band ist beindruckend. Wenn ich jemals Vater werden sollte, wäre ich bereits über ein zehnmal schwächeres froh.«
In seinem Büro betrachtete Tormano Liao zufrieden das Bild Kais auf dem Schirm seines Holovidbetrachters. »Und wenn mein Sohn auch nur ein Zehntel deiner Größe hätte, Kai, wäre ich auch ein sehr glücklicher Vater.« Der Mandrinn lehnte sich zurück. »Selbst die Tatsache, daß du meinen Versuch vereitelt hast, die Fung zu kidnappen. Das erforderte Mut und Initiative. Du hast gesehen, was zu tun war, und hast es getan, genau wie ich, als ich ihre Entführung vorbereitete.«
Er sah hoch, als sich die Tür öffnete und Nancy Bao Lee eintrat. Einen Augenblick nahm er ihr dieses unangemeldete Erscheinen übel, aber ein Teil von ihm freute sich darüber, wie locker sie sich in seiner Gegenwart fühlte. Offensichtlich glaubte sie, ein Anklopfen sei unnötig. Und eine so schöne Frau kommt niemals ungelegen.
Ihr schwarzes Kleid schmiegte sich an den Körper wie ein Schatten. Die langen Ärmel endeten in kleinen dreieckigen Ausläufern auf dem Handrücken, die von einer Schlaufe um Mittel- und Ringfinger an ihrem Platz gehalten wurden. Der Mandarinkragen und SweetheartAusschnitt betonten ihren Busen, und der kurze Rock stellte ihre wohlgeformten Beine zur Schau. Die losen Schäfte der schwarzen Stiefel hingen um ihre Knöchel. Die goldenen Fersenbänder und Stiefelkappen paßten zu der schweren Kette aus quadratischen Goldplättchen um ihren Hals.
Sie trug ihr schwarzes Haar mit zwei langen Haarnadeln hochgesteckt. Ihr Make-up war gekonnt aufgetragen und betonte die hohen Wangenknochen. Mascara und dunkellilafarbener Lidschatten verstärkten die Mandelform der Augen. Ein passender Lippenstift ließ ihre Lippen voller erscheinen, ohne in eine billige Grellheit umzuschlagen, die den Gesamteindruck zerstört hätte. Die malvenfarbenen Fingernägel vollendeten ihr elegantes und weltgewandtes Erscheinungsbild.
»Du siehst bezaubernd aus, Nancy.«
»Wirklich? Vielen Dank, Gebieter.«
Tormano schaltete mit einem Knopfdruck den Ton der Übertragung aus dem Ballsaal aus. »Du bist zu früh. Ich hatte dich erst in einer Viertelstunde erwartet.«
Ein Anflug von Schamröte stieg in ihren Wangen hoch und ließ sie noch schöner werden. »Ich war, will sagen, ich hatte es vor, erst dann zu kommen, wie Sie es mir aufgetragen haben, Gebieter.« Sie senkte die Augen und wich seinem Blick aus. »Während ich mich umgezogen habe, habe ich meinen Computer etwas überprüfen lassen, das Ihren Neffen betrifft. Ich dachte mir, Sie möchten es vielleicht noch erfahren, bevor wir hinaufgehen.«
Tormano stand auf und ging hinüber an den Schrank. Er zog ein zweireihiges schwarzes Jackett über sein weißes Oberhemd, rückte die rote Krawatte gerade und zog sie fester, bis der Knoten an seinem Adamsapfel lag. Er
Weitere Kostenlose Bücher