BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
unternahmen. Möglicherweise würde sogar die Liga Freier Welten die Gelegenheit für den Versuch nutzen, Planeten zurückzuerobern, die sie schon vor Jahrhunderten an die Lyraner verloren hatte.
Victor brauchte Ryan Steiner nicht zu töten, um die Bedrohung für das Vereinigte Commonwealth abzuwenden. Er hatte andere Möglichkeiten. Aber die einzige endgültige Lösung seiner Probleme mit Ryan bestand darin, dessen Leben ein Ende zu setzen. Nachdem er die neuen Disketten hatte – und möglicherweise täglich neue Informationen erwarten konnte -, wußte der Attentäter, daß er diese Aufgabe erfüllen konnte, und zwar auf spektakuläre Weise.
Damit war sein erstes Problem gelöst.
Sein zweites Problem ging tiefer und erforderte noch weit mehr Planung. Er gab sich keinen Illusionen über eine mögliche Dankbarkeit Victors für die Ermordung Ryans hin. Immerhin hatte er die Mutter des Prinzen getötet, und er konnte den tiefen Widerwillen verstehen, den Victor ihm gegenüber fühlen mußte. Dieser Widerwillen bedeutete natürlich, daß Victor ihn umbringen lassen würde, sobald der Attentäter Ryan aus dem Weg geräumt hatte.
Sein zweites Problem war: Er hatte keine Lust zu sterben. Er grinste, als er sich vor den Computer setzte. Mit der Maus fuhr er scheinbar zufällig durch Solaris City, drehte bei jedem neu auftauchenden Bild nach links oder rechts. Victor hatte recht gehabt. Er mußte sich in Solaris City neu orientieren. In den letzten drei Monaten hatte sich vieles geändert. Ohne diese Daten wäre er nicht in der Lage gewesen, sein Ziel zu treffen. Aber dieses Studium half ihm, und es ließ den Attentäter seiner selbst sehr sicher werden.
Er würde sein Opfer töten.
Und entkommen.
13
Solaris City, Solaris VII
Mark Tamarind, Vereinigtes Commonwealth
30. März 3056
Während er im Aufzug hochfuhr, zupfte Kai an den Ärmeln seiner blau schillernden zweireihigen Seidenjacke. Keith Smith wirkte ob seines nervösen Gezappels amüsiert, während Larry Acuff es Kai nachmachte und die Ärmel seiner Jacke ebenfalls geradezupfte. Als Keith leise lachte, schlug ihm Kristina Houpe auf die Schulter. »Ich wünschte mir, du würdest so einen schönen Anzug tragen, Keith.«
Keith blinzelte und gab sich erstaunt. »Ich brauche mich nicht elegant anziehen. Ich habe schon eine Begleiterin.«
Kristina ignorierte ihn und richtete Kais blaugrau gestreifte Krawatte. »So. Perfekt.« Sie strich über seine Aufschläge und kehrte an Keiths Seite zurück. »So wie diese beiden aussehen, könnte es sein, daß du am Ende dieses Abends keine Begleiterin mehr hast.«
Larry grinste zu Kai hinüber. »Was habe ich gesagt? Sie sieht nicht nur großartig aus, sie ist außerdem auch noch intelligent.«
Kai nickte ernst. »Und sie besitzt offensichtlich Mitgefühl für die vom Schicksal weniger großzügig Bedachten.« Als Keith protestieren wollte, fügte er hinzu: »Was sie bewies, als sie meine Krawatte geraderückte – da ich sonst niemanden habe, der es für mich hätte erledigen können.«
Kristina lachte, dann stieß sie Keith den Ellbogen in die Seite. »Du verlierst rapide an Boden, Mister.«
Keith sah die beiden anderen Männer an. »Denkt daran, wessen Computer dafür sorgt, daß eure Gehaltsschecks pünktlich rausgehen.«
»Vergiß du nicht, wer sie unterschreibt«, schoß Kai lachend zurück, als der Lift anhielt. »Viel Spaß. Ich werde nicht viel Gelegenheit dazu haben, deshalb erwarte ich, daß ihr euch für mich mit amüsiert.«
Larry nickte hastig. »Wir werden dich im Auge behalten – für den Fall, daß wir dich retten müssen.«
»Danke.«
Die Aufzugtüren öffneten sich, und sie blickten in einen riesigen Saal, viermal so breit wie lang. Acht riesige mehrarmige Kronleuchter hingen von der Kuppeldecke. Die kleinen Kerzenflammen nachgebildeten elektrischen Glühlampen enthielten mehrere Glühfäden, die in zufälliger Folge aufleuchteten, um das Flackern echter Kerzen zu imitieren. Die goldenen Glanzlichter auf den Kronleuchtern spiegelten sich im glänzenden Gold der Tapeten.
Da sich der Saal im Obergeschoß von Tormanos Palast befand, besaßen die beiden längeren Wände keine Fenster. Ihren Platz nahmen riesige, bodenlange Spiegel ein, die den Saal in eine gigantische, an Eschers Darstellungen erinnernde Version des Spiegelsaales im terranischen Versailles verwandelten. Am fernen Ende spielte ein Streichquartett unter den hohen Fenstern, die nach Süden über die Stadt blickten, leise Kammermusik, die über
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