BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
er sie an Tormanos Arm sah, war Kai zum erstenmal in seinem Leben von seinem Onkel beeindruckt. Das Wissen um seine Ehe trübte die Bewunderung etwas, aber plötzlich sah Kai Tormano so wie viele andere: Als einen mächtigen, wohlhabenden Mann, dem man seine sechzig Jahre nicht ansah. Ich kann nur hoffen, ebenso zu altern.
Tormano führte seine Begleiterin geradewegs zu den beiden MechKriegern hinüber. »Willkommen, Gentlemen, willkommen. Es ist mir eine Ehre, heute abend Ihr Gastgeber sein zu dürfen.« Er verbeugte sich zunächst vor Wu Deng Tang, dann vor seinem Neffen. »Ihre Anwesenheit hier ist mir eine größere Freude, als Sie ahnen.«
Wu erwiderte die Verbeugung. »Ihre Einladung ehrt mich. Ich bedanke mich dafür. Nur wenige hätten von einem Mann in Ihrer Position erwartet, daß er meine Anwesenheit hier wünscht.«
Tormano wischte die Zurückhaltung in Wus Worten beiseite. »Solaris ist eine Welt für sich, mit eigenen politischen und sozialen Strömungen. Die Außenwelt hat kaum eine Bedeutung hier.«
Er runzelte leicht die Stirn. »Ich hatte gehofft, Ms. Fung in Ihrer Begleitung zu sehen. Ist sie krank?«
Wus Miene wurde etwas verschlossener. »Sie läßt sich entschuldigen. Sie konnte auf ärztliche Anweisung nicht mitkommen, aber es geht ihr gut.«
»Hervorragend.« Tormano drehte sich zu seiner Begleiterin um und sagte: »Nancy, bitte erinnere mich, Ms. Fung Blumen zu schicken; nur, falls Sie das nicht als zu aufdringlich empfinden, Mr. Wu. Ich weiß nur zu gut, wie dieser trostlose Planet schon die kleinste Krankheit weit schlimmer erscheinen läßt als sie ist.«
»Sie würde sich sehr über diese Aufmerksamkeit freuen, Mandrinn.«
Tormano lächelte, als er seinen Titel hörte. Dann sah er zu Boden und schüttelte den Kopf. »Vergeben Sie mir. Ich bin unhöflich. Kai Allard-Liao, dies ist meine Adjutantin, Nancy Bao Lee. Nancy, dies ist mein Neffe, Kai Allard-Liao – und sein Herausforderer, Wu Deng Tang. Mr. Wu, darf ich Ihnen Nancy vorstellen.«
Wu verbeugte sich ebenso vor Nancy wie Kai. Als er sich wieder aufrichtete, ergriff Kai ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Ms. Lee.«
Nancy errötete. »Und ich bin sehr froh, Sie kennenzulernen, Mr. Allard-Liao.«
Tormano schüttelte wieder den Kopf. »Nein, nein, nein. Ich will keine Förmlichkeiten hören. Ich liebe euch beide und möchte, daß ihr Freunde werdet. Kai, Nancy hier ist ein großer Fan von dir.«
»Und von Ihnen, Mr. Wu«, fügte sie höflich hinzu.
Kai lächelte sie weiter an und murmelte etwas Passendes, während er innerlich auf Distanz ging. Mein Onkel spielt den Kuppler? Warum? Glaubt er wirklich, ich brauche eine Begleiterin, oder will er diese Frau mit seiner Beziehung zu mir beeindrucken? Ist sie wirklich ein Fan oder eher eine Spionin?
Tormano steuerte Wu Deng Tang geschickt in den Saal und ließ Kai und Nancy zusammen zurück. Eine peinliche Stille trat ein, dann begannen beide gleichzeitig zu reden. Ihre Stimmen überlagerten sich zu einem unverständlichen Kauderwelsch, und sie mußten beide lachen. Kai hob die Linke. »Sie zuerst.«
Nancy sah Tormano nach, dann senkte sie ihre Stimme zu einem rauchigen Flüstern. »Bitte tragen Sie Ihrem Onkel nicht nach, daß er uns auf diese Weise bekannt gemacht hat, Mr. Allard-Liao.«
»Unsere Vorstellung werde ich ihm bestimmt nicht zum Vorwurf machen.« Kai zwinkerte ihr zu. »Und nennen Sie mich Kai. Mein Nachname ist ziemlich umständlich.«
»Danke, Sir.« Sie senkte den Blick, dann zuckten ihre Rehaugen wieder hoch. »Ich bin ein Fan von Ihnen, aber nicht wie, nun, wie… Sie wissen schon.«
Kai sah sie fragend an. »Sie meinen: wie ein Groupie?«
Ein schnelles Nicken. »Ja, genau, nicht auf diese Weise.« Sie machte eine Pause und atmete tief ein, eine Aktion, die das Gewebe ihres Kleides auf eine Zerreißprobe stellte. Als sie sich wieder gefaßt hatte, sprach sie weiter. »Ich verderbe alles, dabei hatte ich das wirklich nicht vor. Sie müssen wissen, als ich den Scheck für die Loge Ihres Onkels in der Fabrik ausstellte, habe ich erwähnt, daß ich sie gerne einmal live kämpfen sähe. Er fragte mich, ob ich ihn zu Ihrem Titelkampf begleiten möchte, und ich bin sicher, er hat meine begeisterte Reaktion als die eines überwältigten Fans mißverstanden. Als er mir angeboten hat, mich Ihnen vorzustellen, also, ich meine, es ist mir eine Ehre…«
Kai nahm ihre rechte Hand und tätschelte sie sanft. »Keine Sorge,
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