BattleTech 22: Fernes Land
die Tiefe des Frachtraums. »Er braucht nicht zu sterben, und sicher nicht auf diese Art.« Der Tech starrte ins Leere. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es nicht besser wäre, wenn es Vost erwischt.«
Goodall spürte die Spannung. Sie redeten über Verrat. Verrat der schlimmsten Sorte. Sie hatten sich bei Vost verpflichtet, weil er ein Anführer war, der ihnen die besten Kontrakte verschaffen konnte. Jetzt redeten sie darüber, die Seiten zu wechseln. Für einen besseren Kontrakt? Oder weil sie das Gefühl hatten, ihre Ehre würde beschmutzt, wenn sie es nicht taten? Goodall sah ihrem Tech in die Augen.
»Willst du Takuda warnen?«
»Meinen Sie ich allein, oder wir beide?«
»Ich schätze, ich meine uns beide.«
»Dann ist die Antwort ja. Wir sollten ihn warnen.«
»Wer macht es?«
»Sie müssen hier bei Ihrem Mech bleiben«, stellte Johnson nach einem Augenblick fest. »Ich kann hier verschwinden, ohne größeres Mißtrauen zu erregen. Ich übernehme das.«
20
Die dunkle Nässe verstärkte das Gefühl der Geheimnistuerei und Spionage. Kein Wind strich über die Lichtung, auf der die Gestrandeten ihr Lager aufgeschlagen hatten, und der leichte Nieselregen lag wie ein Schleier vor dem Wald, der das Lager wie in einer Atmosphäre der Verschwörung einschloß. In der Dunkelheit bewegten sich vage Schatten leise auf geheimen und dringlichen Missionen. Alle mieden sie wie in einem komplexen Ballett die Nähe der anderen. In der Dunkelheit jenseits des Grasrundes, das die Landezone markierte, wimmelte der Wald vor nicht minder versteckter Bewegung. Die Tetaetae krochen näher und näher heran.
Hätten die DEST-Posten auf ihren Wachtpositionen am Rand der LZ aufgepaßt, hätten sie das Anrücken der Tetaetae gespürt, aber sie waren mit anderen Dingen beschäftigt. Sobald die Dunkelheit hereingebrochen und das düstere Dämmerlicht des verregneten Abends durch stygische Finsternis ersetzt hatte, hatten die DEST-Sektionen sich zu bewegen begonnen. Sie bewegten sich langsam und nur in kurzen Etappen, aber sie rückten allmählich von ihren etablierten Stellungen ab und versammelten sich um den Befehlsbunker.
Takuda hatte seine Position verlassen, sobald es dunkel wurde. Er war bereits verschwunden, noch bevor die auf dem IR-Sichtgerät leuchtende Gestalt des FLUM-Piloten an der Seite des Feuerfalke emporkletterte und im Cockpit verschwand. George Bustoe, der Kashira des DEST, beobachtete das sich ausbreitende Leuchten, als der Strom des internen Energiesystems sich in die Kontrollaggregate, Triebwerkseinheiten und Waffen des Mechs hinein ausbreitete. Er meldete die Aktivität an Takuda, der vor den suchenden Infrarotsensoren des FLUM geschützt war. Er lag nicht nur hinter dem aufragenden Befehlsbunker, er trug auch wie sämtliche Mitglieder des Sturmtrupps einen IR-Tarnanzug.
Das Gelände, auf dem die Überlebenden kampierten, war ein freier Streifen von mehreren hundert Metern Breite und sechs Kilometern Länge. Das Landungsschiff und das Rettungsboot der Telendine waren an einem Ende der Lichtung niedergegangen, unmittelbar vor den Bäumen, die ein weiteres Vordringen blockierten. Die Sicherheitsmaßnahmen, die sie eingeleitet hatten, hatten zur Errichtung des Befehlsbunkers rund fünfhundert Meter hinter dem Rumpf des Leopard geführt. Die beiden leichten Sektionen lagerten in einem breiten V hinter dem Bunker. Die Schwere-Waffen-Sektion war von den anderen getrennt und lagerte als Reserve in der Nähe des Befehlsbunkers. Die Sicherung des Landungsschiffes hatten die Söldner und Schiffsbesatzungen übernommen. Takuda war das zwar nicht als die beste Aufstellung erschienen, aber der Plan hatte der Persönlichkeit der Betroffenen Rechnung getragen. Jetzt erwies sich dieses Arrangement plötzlich als Vorteil.
Die Geländebedingungen erlaubten Beobachtern im Landungsschiff nur den Blick auf den DEST-Bunker. Selbst der am vorderen Rand der linken Schiffstragfläche postierte FLUM sah nur das DESTHauptquartier und die Stellungen der Westsektion. Aber nicht mit derselben Klarheit. Dadurch hatte Brian Seagroves, der angespannt im Cockpit seines Feuerfalken -FLUM saß, eine deutliche IR-Signatur der Kommandoposition, sah aber nur einen verschwommen blauen Fleck im Sektionsbereich. Er konnte die Wärmesignatur des Bunkereingangs deutlich erkennen, aber Yura hatte dafür gesorgt, daß der Ofen im Innern mit Höchstleistung arbeitete. Die aus der Tür dringende Hitze überlagerte alle schwächeren Wärmesignale der
Weitere Kostenlose Bücher