BattleTech 24: Auge um Auge
begleiten würden, eine große Bandbreite von Ausrüstung zugänglich gemacht, darunter Sturmpanzerwesten, die ballistisches Tuch mit Stahlkeramikeinnähern verbanden, die fast jede konventionelle Kugel aus Handfeuerwaffen aufhalten würden. Cassie Suthorn zog es vor, unbelastet in die Schlacht zu ziehen, so nackt wie irgend möglich.
Ihrer Auffassung nach hing das Leben einer Kundschafterin von ihrer Beweglichkeit ab, alles andere war tödliche Illusion. Weil heute eine Menge Partikelverschmutzung in Masamoris vergleichsweise sauberer Luft sein würde – in erster Linie Blei und möglicherweise Granaten- und Bombensplitter -, hatte sie eingewilligt, eine einfache kugelsichere Weste unter einem schwarzen Wollpulli zu tragen. Weite schwarze Hosen und schwarze Sportschuhe rundeten ihre Ausrüstung ab. Als Sahnehäubchen hatte sie sich einen Streifen schwarze Seide in Nachahmung der Hachimakibänder um die Stirn gewunden, die heute viele ihrer Feinde tragen würden, einfach weil ihr gefiel, wie es aussah.
Sie trug auch eine reißfeste Weste mit vielen Taschen für Magazine und andere nützliche Gegenstände. Bluttrinker hing ihr diagonal vor der Brust, mit dem Griff nach rechts unten, wie die Schlauen Füchse ihre Kampfmesser trugen. Über der rechten Schulter hing eine schwere Maschinenpistole, und unter der linken trug sie im Halfter eine große Nambu-Nissan-Autopistole, die beide die gleichen 10-mmProjektile verschossen. Auf dem Rücken trug sie einen leichten Rucksack mit der alles entscheidenden Diskette und einem Projektorspieler sowie weiterer Munition. Sie sah wie ein kleines Mädchen aus, das als Terroristin auf ein Kostümfest gehen wollte.
Don Carlos streckte die Arme aus. »Komm zu mir.« Als sie sich umarmten, sagte er über ihre Schulter hinweg: »Du warst für mich wie eine Tochter, Cassiopeia. Sei äußerst vorsichtig. In der Inneren Sphäre brechen seltsame Zeiten an. Das Regiment braucht dich vielleicht mehr denn je, wenn… wenn das hier erst einmal erledigt ist.«
Sie lösten sich voneinander. Sie schnitt ihm ein Gesicht. »Es klingt, als hätten Sie nicht vor, diesen Kampf zu überleben, Patron.«
Seine Augen lösten sich von ihren. »Ich habe meine Leute beim Terroristenangriff im Stich gelassen. Bobby Begay und die anderen – Baird, Vanity, Marisol – haben recht. Meine Zeit ist um.«
»Wenn Sie so empfinden, warum ziehen Sie sich dann nicht auf die Hazienda zurück, wie Sie es immer angekündigt haben?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gut.«
»Was meinen Sie damit? Sie werden doch nicht etwa da raus gehen, um sich umbringen zu lassen, oder?«
»Ich habe meine Tochter umgebracht«, sagte er ruhig. »Ich kann diese Last nicht länger ertragen.«
»Sierra Foxtrot, Sie haben Ihre Tochter umgebracht! Die dumme Patsy hat sich selbst umgebracht!«
Einen Augenblick lang kehrte das Leben in Form von Zorn in die Augen Don Camachos zurück. Er hob die Hand, als wolle er sie schlagen, und Cassie hob das Gesicht, um den Schlag hinzunehmen.
Er seufzte und ließ die Hand fallen. »Ich habe sie dazu getrieben. Sie wollte mir gefallen, aber je intensiver sie es versuchte, desto schlimmer wurde es, desto schlechter ließ sie ihren Bruder aussehen. Ich konnte nicht akzeptieren, daß sie die größere MechKriegerin war. Mein Sohn mußte Numero Uno sein. Und so zwang ich sie zu sterben und Gavilän, den Rest seines Lebens mit dem Versuch zuzubringen, ihr gleichzukommen.«
»Sie gezwungen? Sie haben sie gezwungen?« Cassies klares, ungläubiges Lachen erklang wie eine Trompete in dem winzigen Raum. »Wann, in ihrem Leben, ist Patsy je zu etwas gezwungen worden?
Kolonel, bitte hören Sie mir zu. Ich ehre das Andenken Ihrer Tochter. Ich liebte sie ebensosehr wie Sie. Sie war meine einzige Freundin, verdammt! Aber sehen Sie der Wahrheit ins Auge: Sie beschloß, ihr Leben gegen die Nebelparder wegzuwerfen. Es gab damals nichts, was Sie dagegen hätten tun können. Und jetzt können Sie noch viel weniger daran ändern!«
Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Patricia…«
»Sie können sich jetzt den Luxus nicht erlauben, ein Märtyrer zu sein, Don Carlos. Das Regiment braucht Sie. Wenn Sie da hinausgehen, um zu sterben, werden Sie unser aller Leben wegwerfen.« Sie packte ihn an der Schulter. »Vergessen Sie es. Lassen Sie Patsy gehen. Wenn nicht, geht alles, was Sie getan haben – daß Sie uns zusammengehalten, uns am Leben gehalten haben – in Flammen auf.« Beide weinten hemmungslos. »Verstehen Sie
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