BattleTech 24: Auge um Auge
zwischen Überleben und Verhungern bedeuteten.
Im Gegensatz zu den meisten Fußgängern der Inneren Sphäre – darunter auch die vielgerühmten DEST-Superkommandos – mochten die Kundschafter des Siebzehnten keine Lokalrunden, zumindest nicht, wenn es um Feuergefechte ging. Sie zielten genau und schossen nicht gerne daneben.
Das weibliche Mitglied des Kommandos war wieder auf die Beine gekommen und umkreiste sie, das Schwert vor sich gestreckt. Die Körpersprache machte klar, daß ihr Weltbild schwer erschüttert war. Eine nichtswürdige Gaijin-Frau, und noch dazu eine ehrlose Geldsoldatin, sollte einfach nicht mit bloßen Händen einen der Besten des Drachen, der mit einem Schwert – der Seele jedes echten Draconiers – bewaffnet war, angreifen und gewinnen.
Sie ging tief in die Knie, als glaubte sie, das könne ihr bei dem unsicheren Boden helfen. Cassie zog Bluttrinker. Im Sitzen spreizte sie die Beine weit zur Grätsche, beugte sich dazwischen nach vorn, den Kris quer in der rechten Hand, die linke Hand bildete eine Tigerklaue: Harimau.
Die DEST-Frau täuschte einen Überkopfschlag an, wirbelte ihr Schwert zu einem Rückhand-Querhieb herum. Das Ninjato, handgearbeitet aus abwechselnden Lagen weichen und spröden Stahls nach jahrtausendealter Tradition, konnte Bluttrinker durchschlagen wie Reispapier. Die schlangenförmige Klinge war nicht aus dem besten Stahl.
Aber Cassie pflegte nie Klinge gegen Klinge, Kraft gegen Kraft zu setzen. Ihre lebenslange Besessenheit von der Mech-Jagd hatte sie die Fruchtlosigkeit dieser Herangehensweise gelehrt. Statt dessen erwischte Bluttrinker die Kommandoklinge mit der flachen Seite an der flachen Seite und leitete sie über Cassie und an ihr vorbei, als diese sich in den Hieb hineinduckte. Ihre linke Hand ergriff den Arm der Frau und wirbelte sie hart gegen die Sicherheitswand.
Die Kommandoangehörige war gut. Sie bewahrte ruhiges Blut, und ihre Erholungszeit war fast nicht meßbar. Die Würfel fielen zu ihren Gunsten; die Gummisohlen ihrer weichen schwarzen Stiefel fanden glatten Teppich. Sie drehte sich mit dem Rücken zur Wand und richtete die Schwertspitze auf Cassie.
Cassie löste sich aus ihrer Position mit den gekreuzten Beinen und richtete sich auf, dann drehte sie sich in eine Position, in der sie ihrer Gegnerin gegenüberstand, und begann sie im Uhrzeigersinn zu umkreisen. Die Schwertspitze senkte sich kurz und kam dann wieder hoch, zielte auf ihre Augen.
»Deine Tricks werden dir nicht helfen, Gaijin«, sagte die Frau mit durch das Visier gedämpfter Stimme. Sie drehte sich, um Cassie weiter gegenüber zu stehen. »Ich werde dich in Stücke schneiden.«
Cassie hatte sie umkreist, bis sie mit der rechten Schulter an der Sicherheitswand stand, die rings um die Außenseite des Atriums lief, aus dessen Tiefen drängende, verwirrte Stimmen ertönten. Sie rechnete jederzeit damit, beschossen zu werden, aber daran konnte sie im Augenblick nichts ändern. Sie war völlig auf ihre Gegnerin konzentriert.
Die Frau in Schwarz ging auf sie los. Katzenhaft sprang Cassie zurück. Blitzschnell stieß ihre Gegnerin mit einer einhändigen Handgelenkdrehung nach ihrem Gesicht.
Cassie spürte, wie etwas wie eine Fingerspitze ihre linke Wange streifte. Dann war da das Stechen von Luft in einer offenen Wunde und Blut an ihrem Kinn.
Unter ihren Füßen waren rollende Stahlkugeln. Sie ritt auf ihnen und legte zusätzliche Entfernung zwischen sich und ihre Gegnerin. Dann fiel sie hilflos auf den Hintern.
Mit einem triumphierenden Schrei warf sich die Frau vom DEST auf Cassie und trat direkt auf die Stahlkugeln. Sie verlor das Gleichgewicht und flog nach vorn.
Cassies Sturz war vorgetäuscht gewesen. Sie fing die Frau mit einem Stoptritt mit gestrecktem Bein gegen den Solarplexus ab. Trotz der Körperpanzerung krümmte sich die Frau vom DEST. Cassie ließ ihre Hüfte Nabe und die Frau vom Kommando Rad spielen und rollte ihre Gegnerin über sich hinweg, ehe sie diese hart auf den Boden aufprallen ließ.
Nachdem der Frau die Luft weggeblieben war, sprang Cassie auf sie wie eine Tigerin. Ihre Gegnerin war etwas größer und stärker, aber das war egal. Cassie setzte sich auf sie, packte ihren gesichtslosen Kopf und schlug ihn dreimal gegen die Außenwand. Dann entwand sie den schwach gewordenen Fingern das Schwert und ließ es über das Geländer fallen.
Eine schwarzbehandschuhte Hand kratzte nach ihren Augen. Cassie packte das Handgelenk, rollte von der Frau herunter, benutzte ihre
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