BattleTech 24: Auge um Auge
zielbewußt in: eine Gasse, die so eng war, daß sie mit ausgestreckten Armen links und rechts die Hauswände hätte berühren können.
Sie hielt ihn im Polizeigriff und wartete. Ein paar ruhige Herzschläge, und seine beiden Komplizen tauchten auf. Einer wirbelte ein Balisongmesser mit Ebenholzgriffen herum. Der andere wickelte eine dünne Kette von seiner Hüfte.
Cassies linke Hand schoß hoch. Sie hielt einen abgesägten fünfschüssigen 10-Millimeter-Revolver, ohne Hahn und mattschwarz. Der Besitz von Schußwaffen war Zivilisten im Kombinat verboten, was potentielle Gesetzesbrecher natürlich nicht daran hinderte. Die örtlichen Masakko-Raufbolde benutzten, genau wie Kriminelle im ganzen Kombinat, eigentlich nur selten Schußwaffen, aber nur aufgrund persönlicher Vorlieben. Sie bevorzugten Blutvergießen auf eine persönlichere Weise, die Art, bei der man das Blut auf den Fingerknöcheln spürt. Aber Masamoris Punks und Banden wußten genug über Schußwaffen, um eine in jeder Weise ernst zu nehmende, gut zu verbergende Waffe zu erkennen und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
Diese beiden ließen ihre Waffen fallen und hoben die Hände, ohne daß man sie darum bitten mußte.
Cassie lächelte. »Kluge Jungs.«
»Damit kommst du nicht durch«, ächzte der im Polizeigriff.
»Spar dir das.« Sie wirbelte ihn mit dem Gesicht nach vorn gegen die Wand – ausreichend, um ihm ein paar blaue Flecken zu verpassen, ohne daß Blut floß. Auch ausreichend, um ihn leicht zu betäuben, damit er nicht sofort davonrannte. Dann steckte sie die Waffe weg.
»Ihr wollt das, was hier drin ist?« fragte sie und fischte die fette Brieftasche heraus. »Gut, könnt ihr haben – einen Teil davon. Und ihr müßt dafür nur mit mir reden.«
Der Yoshitsune-Raumhafen auf den mit Kastendämmen umgebenen Flutsteppen östlich der Stadt war ein ukiyo anderer Art. Selbst im strikt reglementierten Kombinat waren Raumhäfen voller Aktivitäten, die man nicht immer überblicken, und Schatten, die das Licht nicht immer durchdringen konnte. Ein Hauch von Extraterritorialität schien Raumhäfen immer zu umgeben, als gehörten sie zum Kombinat als Ganzem und nicht zu der Welt, auf der sie sich zufällig befanden.
Natürlich waren die meisten Kombinatswelten zunächst einmal wesentlich ordentlicher und gehorsamer als Hachiman.
Die jüngste Öffnung des Kombinats für mehr Kontakt mit seinen Nachbarn hatte den Effekt der noch weitergehenden Lockerung der Beschränkungen in Yoshi-Stadt – einer winzigen Satellitenstadt, die sich aus dem Schilf erhob. Besonders HTE hatte mit dem wohlhabenden Vereinigten Commonwealth zunehmend gute Geschäfte gemacht und sich den Ruf der Rechtschaffenheit erworben, um den es zu beneiden früheren Generationen von Kuritamagnaten nicht einmal eingefallen wäre. Davion- und Steiner-Raumer, die an Standards persönlicher Freiheit gewohnt waren, die selbst im Vergleich zu denen auf Hachiman extravagant erschienen, hatten ihre Spuren hinterlassen.
Schließlich kontrollierten die Yaks zwar die Werftarbeiter des Raumhafens, hatten die Straßenkriminalität aber nicht in jenem Würgegriff, der sie im gesamten Kombinat auf einer so niedrigen Stufe hielt – ein fraglos beneidenswerter Zustand, den außenstehende Kommentatoren ausnahmslos und fälschlicherweise dem eisernen Griff der Freundlichen Berater und der ISA zuschrieben. Das bedeutete, die te, die schäbigen Straßen zwischen den Lagerhäusern und den Spelunken der Raumer waren wirklich nicht zu unterschätzen.
Aber wenn es auf Hachiman Geheimnisse zu erfahren gab, dann würden sie in Yoshitsune fast sicher durchsickern.
Die Nacht war freundlich zu Yoshi-Stadt wie zu einer alternden Hure. Sie verbarg ein wenig das zusammengestoppelte Hüttenviertelaussehen des Ortes, und die hellen, allzeit tanzenden Lichter verliehen ihm gar einen gewissen Hauch von exotischem Charme. Zumindest für die Masakko der oberen Mittel- und unteren Oberklasse, die hierherkamen, um die Sau herauszulassen und nach Abenteuern zu suchen. Schon allein die Freudenhäuser kitzelte ihre Vergänglichkeit des Lebens. Aber für die Bewohner von Yoshi-Stadt und die Raumer, die Yoshi-Stadt unter Hunderten von Namen auf Hunderten von Welten gesehen hatten, war es das gleiche alte triste Einerlei.Die asphaltierten Straßen glitzerten von Öl und frisch gefallenem Regen. Ein Shuttle, das von Startrampe Nummer Neun abhob, sandte eine gleißende Tsunami-Welle über die Schaufenster der drittklassigen
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