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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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letztlich darum ging, eine Weile in diesem Lokal herumzuhängen, statt wie üblich nach der erfolgreichen Kontaktaufnahme einen schnellen Abgang zu machen. Es war einfacher, zu bezahlen und Ärger zu vermeiden.
    Sie hatte schon vermutet, daß es Peter nicht um das Geld ging, mit dem er bezahlt wurde. Aber für Cassie waren Wettschulden Ehrenschulden. Wenn Malloy nicht so gierig geworden wäre, hätte der große Eddie nie einen Hinweis auf den Verbleib seines Lieblingsstifts bekommen.
    Die Sache war wohl erledigt. Der Sumiyama-Leutenient dachte, sie hätte ihm einen Gefallen getan, und hatte ihr Trinkgeld gegeben, um aus der on, der Verpflichtung, freizukommen. Wenn Peter hier noch mal sein Gesicht zeigte, würde er es wieder eingeschlagen bekommen und Schlimmeres.
    Natürlich könnte ihm einfallen, das undankbare Landei aufs Korn zu nehmen und die Rechnung mit ihr außerhalb der Mauern des KitKat zu begleichen. Aber das wäre der schlimmste Fehler seines Lebens. Und auch der letzte.
    »He, Mädchen! Bring noch Bier!« Cassie heftete ein Lächeln auf ihre Züge und eilte hin, um zu gehorchen. Ihr Geist war wieder leer, aber ihre Augen und Ohren waren offen.
    Durch lebenslanges Training darin, nur die Gefühle zu zeigen, die sie zeigen wollte, fand Cassie es einfach, nicht zu lächeln, als sie mittags auf der engen Straße den Rempler spürte.
Sie trug ihr langes schwarzes Haar in einem am Hinterkopf zusammengedrehten Zopf und gegen die Herbstkälte, die vom Gebirge her den Yamato herunterwehte, eine VSDK-Luftraum-Pilotenjacke. Auf der Jacke waren keine Einheitsabzeichen, und jeder wußte, daß das Kombinat sein bereits membrandünn angespanntes Luftraumbudget nicht auf einer kaum bedrohten Welt wie Hachiman verschleuderte. Für einen Betrachter hätte die Jacke wohl darauf hingewiesen, daß Cassie wahrscheinlich zur Bordbesatzung eines Drac-Handelsraumers gehörte und sich gerne mit den Luxusgesetzen des Kombinats in Konflikt begeben wollte. Selbst vor der gegenwärtigen Nachlässigkeit wäre das auf Hachiman nichts Ungewöhnliches gewesen. Die Masakko waren loyale Söhne und Töchter des Drachen, aber sie fanden, ihre Hingabe gäbe ihnen das Recht, von ihm zu erwarten, daß er wegschaute, wenn sie nicht jedes noch so kleine Gesetzes-Iota befolgten, das zu erlassen seine Diener für richtig hielten. Die Bevölkerung Masamoris fand, daß sie und der Drache sich da sehr ähnlich waren.
    Die Beachtung der Regeln war in Sodegarami, dem belebten ukiyo Masamoris am anderen Flußufer gegenüber dem HTE-Komplex, oft besonders lax.
    Cassie bummelte nur, durchstreifte wie jemand, der nicht warten kann, bis die Sonne hinter dem Horizont versinkt, das Armenviertel in Vorfreude auf eine nächtliche Exkursion. Alles, was in Masamoris Schwimmender Welt zu haben war – also alles -, war bei Tage ebenso leicht zu haben wie im Dunkeln. Aber die halblegalen Drahtzieher der Sodegarani-Version des Wasserhandels waren Nachtwesen. Am Tag arbeiteten sie rein mechanisch.
    Also schlenderte sie mit den Händen in den Taschen umher, reckte den Hals, um die Stripschuppen, Geishasalons – was hier ein Euphemismus für ›Puff‹ war – und die Pachinkohallen zu betrachten, als sei sie unschlüssig, wo sie die dicke Geldrolle rausschmeißen sollte, die die rechte Gesäßtasche ihrer Whipcordhose ausbeulte.
    Der Hauptverkehrsweg Sodigaramis, der Kamelienweg, war für Fahrzeuge gesperrt. Als der rechte der beiden jungen Männer, der aus dem Fußgängerstrom vor Cassie aufragte und scheinbar ganz ins Gespräch vertieft war, sie versehentlich anrempelte, wußte sie, daß jemand beschlossen hatte, ihre Entscheidungen für sie zu treffen.
    Der Versuch war gut, die Berührung federleicht. Selbst Cassie hätte sie vielleicht nicht bemerkt, wenn ihre Randsicht nicht ganz nach außen konzentriert gewesen wäre, genau wie der Guru es sie gelehrt hatte, so daß sie fast keine Einzelheiten mehr erkannte, aber in einem unglaublich weiten Umkreis Bewegungen wahrnahm.
    Noch bevor er ihren Geldbeutel herausholen konnte, hatte sie die Hand des Taschendiebs rückwärts in Richtung Unterarm gebogen. »Wenn du auch nur ein einziges Geräusch machst«, sagte sie ins Ohr des jungen Mannes, dessen Arm sie gepackt hatte, »wirst du mit dieser Hand nie wieder etwas berühren.«
    Er biß die Zähne zusammen und nickte. Eine schwarze Haartolle hing über seine ängstlichen schwarzen Augen. Als ginge sie mit einem Freund spazieren, steuerte sie ihn bedächtig, aber

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