BattleTech 25: Die Kriegerkaste
achtete darauf, daß das Grinsen in seinen Gedanken nicht den Weg auf sein Gesicht fand. »Ohne Sie würde diese Konföderation von Welten zerfallen, und Victor könnte sie häppchenweise schlucken.«
Der Generalhauptmann nickte jovial. »Sie malen ein düsteres Bild der Zukunft, Sun-Tzu. Es hört sich an, als ob Sie keine Möglichkeit sehen, einen Krieg gegen Victor Davion zu vermeiden.«
»Allerdings nicht.«
»Und Ihre Lösung für dieses Dilemma?«
»Ich habe eine Lösung, aber ich bezweifle, daß Sie sie jetzt hören wollen.« Sun-Tzu zog die Brauen hoch. Das gedämpfte Licht betonte die Falten auf seiner Stirn und um seine Mandelaugen. »Wie Sie wissen, habe ich Agenten und Umstürzler im gesamten Besatzungsgebiet der Mark Sarna. Sie tragen die verschiedensten Namen und operieren in den unterschiedlichsten Verkleidungen. Ich setze sie konstant ein, um nach Schwachpunkten zu suchen.«
»Schwachpunkten in der Bewegung Freies Capella Ihres Onkels Tormana?«
»Das ist der Eindruck, der entsteht, nicht wahr? In Wirklichkeit richtet sich mein Interesse jedoch auf Victor und dessen Reaktionen auf mein Vorgehen. Er sorgt sich um die Bedrohung durch die Clans und überläßt es bis auf weiteres anderen, sich um Probleme innerhalb seines Reiches zu kümmern. Er hat die Aufgabe, die Folgen der SkyeRebellion zu handhaben, seiner Schwester übertragen. Zur Neutralisierung meiner Operationen im besetzten Gebiet hatte er meinen Onkel Tormano, aber jetzt hat Kai die Kontrolle über die Bewegung Freies Capella übernommen. Vor der Clan-Invasion versuchten Hanse Davion und Melissa, die Kommunalitäten Sarna und Tikonov in das Vereinigte Commonwealth zu integrieren. Victor hingegen behandelt sie wie Kolonien, während er sich auf den Kampf gegen die Clans vorbereitet.«
»Wenn er so mit der Vorbereitung auf den Clankrieg beschäftigt ist, warum sollte er uns angreifen?«
»Er ist ein Davion. Heimtücke und Opportunismus sind ihm angeboren.«
Thomas lachte. »Sie sehen ihn als Reinkarnation seines Vaters.« »Und Sie als die seiner Mutter.«
»Nein, Sun-Tzu, ich sehe ihn als eine Mischung aus beiden. Er hat die kämpferischen Eigenschaften und Führungsqualitäten seines Vaters und die Zukunftsvision seiner Mutter. Er hat noch keine dieser Gaben zu der Intensität entwickelt, wie sie seinen Eltern zu eigen war, aber er ist noch jung. Ebenso wie Sie.«
»Mag sein, Thomas, aber denken Sie an meine Worte. Ich habe die Geschichte studiert und sehe, was uns bevorsteht. Eines Tages – und ich fürchte, dieser Tag ist näher, als uns lieb sein kann – wird Victor Davion erkennen, daß er nur dann eine Hoffnung hat, die Clans zu besiegen, wenn es ihm gelingt, die Innere Sphäre zu einen. Und an diesem Tag wird er sich auf uns stürzen.«
Thomas nickte zögernd, nachdenklich. »Und Sie haben einen Plan, wie man ihn aufhalten kann?«
»Den habe ich, einen Plan, der ständig überarbeitet und verbessert wird. Wenn Sie bereit sind, das Problem Victor Davion anzugehen, werde ich Ihnen den Plan zur Verfügung stellen.« Sun-Tzu verneigte sich und ging zur Tür. Dann blieb er noch einmal stehen. »Einer Sache bin ich mir sicher, Mylord, und es ist diese: Wenn ein Krieg unvermeidlich ist, dann ist es besser, auf dem Gelände des Gegners zu kämpfen als auf dem eigenen.«
»Ein Präventivschlag?«
»Wenn es ums Überleben geht, Mylord, ist es dann nicht besser, die Kobra zu töten, bevor sie zubeißt?«
Sun-Tzu verneigte sich noch einmal, drehte sich um und verließ die Bibliothek. Die Tür glitt hinter ihm lautlos ins Schloß. Und wenn du die Weisheit darin noch nicht erkennen kannst, Thomas, werde ich einen Weg finden müssen, es noch deutlicher zu machen.
4
Friede , Hptw. In internationalen Beziehungen, eine Periode des Betrügens zwischen zwei Perioden des Kämpfens.
- AMBROSE BIERCE , Wörterbuch des Teufels
Avalon City, New Avalon
Mark Crucis, Vereinigtes Commonwealth
26. Mai 3057
Victor lan Davion, Erster Prinz des Vereinigten Commonwealth, stöhnte. »Wenn das die Art von Glück ist, die meine Regierungszeit kennzeichnet, sollte ich besser gleich abdanken. Willst du den Job, Jerrard?«
Galen Cox schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Sir.« Er grinste, ungeachtet der Härte seines Tonfalls. »Das war in der Tat ziemliches Pech, aber ich denke, wir können es zu unseren Gunsten wenden, auch wenn ein voller Bericht von Curaitis noch aussteht.«
Der Prinz strich sich eine sandblonde Haarsträhne aus der Stirn und seufzte. »Was
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