BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Rivalität erstreckt sich nicht auf meine Generation.«
Thomas hob die Hand und brachte sie dann in einer abgestuften Bewegung nach unten, die darauf ausgerichtet schien, Sun-Tzus Lautstärke zu dämpfen. »Warum protestieren Sie dann so vehement?«
»Ah, Sie wollen andeuten, ich fürchte mich vor der Zukunft. Gegen diese Anschuldigung gibt es keine Verteidigung. Allerdings könnte ich entgegnen, daß Sie es sind, der sich weigert, sich der realen Zukunft der Liga Freier Welten zu stellen.«
»Impertinent wie immer, Sun-Tzu«, erwiderte Thomas gelassen. »Aber ich bin neugierig, wie Sie das begründen wollen.«
»Sie können nicht abstreiten, daß Sie als ComStar-Adept aufgewachsen sind.«
Thomas' braune Augen funkelten wütend.
»Ich bin als Marik aufgewachsen.«
»Verzeihen Sie, Mylord, aber als Janos Mariks siebtes Kind hatten Sie kaum eine Chance, sein Erbe anzutreten. Soweit ich weiß, traten Sie mit sechzehn in den Orden ein, und sie waren einunddreißig, als Ihr Vater sich entschloß, Sie zu seinem Nachfolger zu erklären. Erst mit einundvierzig Jahren begannen Sie, im Namen Ihres Vaters zu regieren. Dann hielt alle Welt Sie für ein Opfer desselben Bombenanschlags, der das Leben Ihres Vaters und Ihres ältesten Bruders gekostet hatte. Als Sie anderthalb Jahre später auf wunderbare Weise gesund und lebend wieder auftauchten, war dies nur möglich, weil ComStar Sie an geheimem Ort gepflegt hatte. Sie werden mir verzeihen, wenn ich den Einfluß des Ordens auf Ihr Leben nicht unterschätze.«
Thomas hob den Kopf. »Und dieser Einfluß, von dem Sie so überzeugt sind, verleitet Sie zu der Annahme, ich hätte kein realistisches Bild von der Zukunft?«
Sun-Tzu schüttelte bedauernd den Kopf, um Zeit zu schinden, während er einen Weg durch das Minenfeld von Thomas' Frage suchte. »ComStars Sorgen, und dies gilt in der Tat auch für Ihre bevorzugten Forschungsbereiche, sind auf die Wiedererlangung von Technologien gerichtet, die nach dem Zusammenbruch des Sternenbunds vor dreihundert Jahren verlorengingen. Sie leben insbesondere dann auf, Mylord, wenn Sie mit Technikern über technische Probleme diskutieren können.« Er breitete die Arme aus. »Sie umgeben sich mit Kerzen, Büchern und anderen Antiquitäten, aber möglicherweise tun Sie dies nur, weil sie Ihnen eine Zuflucht vor den komplexen Gegebenheiten des Lebens in der Inneren Sphäre unserer Tage bieten. Sie feiern dieses Jahr Ihren sechsundsechzigsten Geburtstag, Sir, und auch wenn viele von uns hoffen können, noch mindestens drei Jahrzehnte über diesen Tag hinaus zu leben, so ist die Lebenserwartung von Nachfolgerfürsten doch nicht annähernd so groß. In vier Jahren werden Sie das Alter Hanse Davions bei dessen Ableben erreicht haben – und er starb eines natürlichen Todes. Takashi Kurita, Melissa Steiner, meine Mutter, selbst Ryan Steiner fanden alle ein vorzeitiges Ende durch die Hände eines Meuchelmörders.«
Thomas zog eine Augenbraue hoch. »Das könnte als Drohung ausgelegt werden, Sun-Tzu.«
»Es ist eine Feststellung, Mylord. Sie sind sich natürlich bewußt, daß ich keinerlei Grund hätte, Sie umzubringen, solange ich noch nicht mit Ihrer Tochter verheiratet bin.«
»Ein ausgezeichneter Grund für mich, diese Verbindung niemals zuzulassen.«
»Eine verständliche Schlußfolgerung, aber fehlerhaft. Zur Zeit bedeutet eine Allianz zwischen der Liga Freier Welten und der Konföderation Capella, daß Victor Davion ernsthaft überlegen muß, ob er sich einen Versuch leisten kann, zu Ende zu bringen, was sein Vater vor dreißig Jahren begonnen hat. Mit Ihnen als Generalhauptmann wird Victor nicht versuchen, die Konföderation Capella zu vernichten. Sollten Sie einem Attentat zum Opfer fallen, nachdem ich Isis heirate, und der Thron an sie fallen, könnte Victor die verschiedenen Fraktionen in der Liga gegeneinander ausspielen, indem er mich als einen Feind in ihrer Mitte darstellt. Sie würden Isis die Unterstützung verweigern, und mein Reich würde untergehen.«
»Es wäre also in Ihrem Interesse, mich am Leben zu halten.«
»In der Tat, und das ist mein entschiedener Wunsch. Sollten Sie sterben, bevor ich Ihre Tochter heirate, wäre die Lage für Ihre Nation noch schlimmer. Sie sind es, der die Freien Welten eint. Durch die Gründung der Ritter der Inneren Sphäre haben Sie Ihrem Volk ein hehres Ideal geliefert, dem es nacheifern kann.« So dumm und veraltet es auch sein mag, setzte Sun-Tzu in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus. Er
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