BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Universum, das Ihnen solche Gefühle gestattet, weiterexistiert. Ein Teil dieser Aufgabe besteht darin, Joshua Mariks Lebenserhaltung abzuschalten.«
Galen verzog das Gesicht. »Ist das alles?«
»Es tut mir leid, daß der Junge stirbt, aber ich bin nicht schuld an seiner Krankheit, und meine besten Wünsche könnten ihn nicht am Leben halten.« Curaitis starrte einen Augenblick in unbestimmte Weiten, dann erwiderte er Galens Blick mit elektrisierender Intensität. »Ich habe ihn nicht gekannt, und wäre er älter geworden, hätte er eine ebenso große Gefahr für das Vereinigte Commonwealth dargestellt wie sein Vater oder Großvater.«
»Und wenn er sich als ein Mann herausgestellt hätte, der die verfeindeten Nationen der Inneren Sphäre vereinigen könnte?«
»Es ist ein schmaler Grat zwischen dem, was Sie andeuten, und jemandem, der glaubt, die Nachfolgerstaaten einen zu können, und einen Krieg anzettelt, um es zu beweisen.« Curaitis' Blick hielt Galen stand. »Der Tod eines kleinen Knaben ist traurig, aber etwas über diese Tatsache hinaus zu projizieren ist hypothetisch, und ich befasse mich nicht mit Hypothesen. Es ist unmöglich, alle Variablen zu erfassen.«
»Glauben Sie, Victor tut das Richtige, indem er Joshua gegen einen Doppelgänger austauscht?«
»Es ist nicht meine Aufgabe, die Entscheidungen des Prinzen in Zweifel zu ziehen.«
»Besonders dann nicht, wenn Sie ihm diese Vorgehensweise selbst vorgeschlagen haben.«
»Ich habe ihn auf die Operation aufmerksam gemacht, die sein Vater initiiert hatte. Die Entscheidung, Projekt Gemini auszuführen, war die seine.«
Galen runzelte die Stirn. »Thomas Marik auf diese Weise hinters Licht zu führen, wird eine Menge Ärger verursachen.«
»Thomas Marik ist ein Pazifist und Idealist. Seine Ritter der Inneren Sphäre sind nicht aufgrund seiner hochgestochenen Philosophie erfolgreich, sondern weil er fähige Leute rekrutiert hat. Außerdem hat Thomas andere Sorgen.«
Galen nickte. »Ich habe die Bestätigung der Meldung über den Zustand seiner Gattin gelesen.« Er kniff die Augen zusammen. »Ihre Verletzungen sind doch nicht die Folge einer unserer Operationen, oder?«
Curaitis war ungerührt. »Nein. Wir ziehen subtilere Mittel vor.«
»Wie den Tod eines Kindes?«
»Zumindest wird er hier nicht als Folge der Gewalt sterben, die so viele Mariks in ihrem eigenen Reich und sogar innerhalb der eigenen Familie geplagt hat.«
»Ein schwacher Trost für einen kleinen Jungen, der nie erwachsen werden wird«, meinte Galen und schaute hinüber zu dem sterbenden Kind. »Manchmal wünsche ich mir, das Leben wäre einfacher.«
»Einfacher als Leben und Tod wird es nicht, Cranston. Alles andere ist nur eine Frage von Menge und Statistik.«
»Ich habe nicht den Eindruck, daß der Tod irgend etwas einfacher macht.«
»Der Junge wird es verstehen.« Curaitis nickte in Richtung der Tür. »Na los, verabschieden Sie sich von ihm. Er könnte es schlechter haben, als in Ihrer Gegenwart aus dem Leben zu scheiden.«
»Sie könnten mitkommen.«
Der Geheimdienstmann schüttelte den Kopf.
»Haben Sie etwas Besseres zu tun, Curaitis?«
»Allerdings«, antwortete er leise. »Während Sie sich da drinnen mit seinem Tod auseinandersetzen, werde ich dafür sorgen, daß wir sein Erbe überleben.«
2
In dieser Welt geschieht nichts, bis die Menschen bereit sind, einander umzubringen, wenn es nicht getan wird.
- GEORGE BERNARD SHAW , Major Barbara
Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Vereinigtes Commonwealth
21. Mai 3057
Caitlin Kell starrte Katrina Steiner-Davion mit offenem Mund an.
»Katrina, mußtest du mir das sagen? Daß Ryan Steiner hinter dem Attentäter steckte, der unsere Mütter getötet hat?«
Caitlin sank langsam in einen dunklen Ledersessel. Früher hatte sie die Einrichtung dieses Zimmers als warm und einladend empfunden, aber jetzt fühlte sie die Kälte des Leders auf ihrer Haut. »Mein Gott, und ich habe noch um ihn getrauert.«
Katrina kniete sich auf den dicken Teppich vor Caitlin und ergriff die Hände ihrer Cousine. »Cait, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, es dir mitzuteilen, hätte ich ihn gewählt. Ryan ist auf eine furchtbare Weise umgekommen, aber es war nicht schrecklicher als das, was er meiner Mutter und deinen Eltern angetan hat. Wenn ich an Morgan denke, und an den Schmerz auf seinem Gesicht, als er deine Mutter zu Grabe getragen hat…« Katrinas Stimme versagte, und ihre Unterlippe bebte.
Caitlin drückte die Hände ihrer Cousine.
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