BattleTech 27: Highlander Gambit
Gewalt in die Gurte. Die Schulterschnallen bohrten sich in seinen Körper, und einen Augenblick befürchtete er, das Schultergelenk könnte ausgekugelt worden sein. Durch das brodelnde Wasser und den aufgewirbelten Schlamm und Dreck konnte er keinen Meter weit sehen. Gallowglas und Marodeur II waren noch immer ineinander verkeilt und sanken gemeinsam senkrecht hinab auf den Grund des Flußbetts.
Als sie unten ankamen, lag Mulvaneys Mech oben und trieb den Gallowglas wie einen Pflock in den tiefen Schlamm und die Felsbrocken des Flußbetts. Warnmeldungen auf dem Sekundärschirm teilten Loren mit, daß der Aufprall das rechte Bein seines Mechs zertrümmert hatte und die Sprungdüsen nicht mehr einsatzbereit waren.
Verdammt! So schnell komme ich hier nicht raus, selbst wenn ich mich aufrichten könnte.
Zwischen dem massigen Marodeur II und dem Flußbett eingekeilt, überprüfte er die Geschützkontrollen, und stellte fest, daß sie ebenfalls etwas abbekommen hatten. Das Fadenkreuz setzte immer wieder sporadisch aus, und an eine Zielerfassung war nicht zu denken. Sie steckten in einer tiefen Schlucht in der Mitte des Flusses. Die steilen Wände zu beiden Seiten waren nur acht Meter voneinander entfernt und mindestens zwanzig Meter hoch.
Dadurch konnten Mulvaney und ihre Begleiter sich so lange versteckt halten.
Die steile Klippe war mehr als ausreichend, eine Ortung zu verhindern, und von ihrer Oberkante aus konnten sie einfach aus dem Wasser marschieren.
Loren bearbeitete mit aller Kraft die Geschwindigkeitskontrollen, Pedale und Steuerknüppel des Gallowglas, in der Hoffnung, den Marodeur II abzuschütteln. Trotz des kalten Flußwassers war die Hitze im Innern des Cockpits erdrückend, und er stemmte sich verzweifelt gegen die Kontrollen, um seinen Mech freizubekommen. Mulvaneys vogelähnlicher Marodeur II trat bei dem Versuch, sich aufzurichten, wild um sich. Dabei schlug er mehrere tiefe Breschen in seine Rumpfpanzerung und verstrickte die beiden Mechs nur noch mehr. Auch Lorens Versuche, sich zu befreien, schlugen fehl. Mit jedem Hieb, Tritt oder sonstigen Manöver gegen Mulvaney beschädigte er seine eigene Maschine.
War es bei meinem Vater genauso? Saß er auch in der Falle, so wie ich jetzt? Und während er um seine Freiheit kämpfte, rang Loren in Gedanken noch mit einer anderen Frage. Hat er an mich gedacht?
Zeit zum Nachdenken. Er sah drei Alternativen. Sie konnten diesen mühseligen Ringkampf im Flußbett fortsetzen, bis er oder Mulvaney es schaffte, den anderen außer Gefecht zu setzen oder dessen Cockpit zu überfluten. Oder er konnte das Feuer auf den Marodeur II eröffnen. Seine schweren Strahl- und mittelschweren Impulslaser konnten auf diese Entfernung ihr Ziel nicht verfehlen. Allerdings hätte das Mulvaney gezwungen, entsprechend zu reagieren. Und auch wenn sie ihre PPKs auf so kurze Distanz nicht einsetzen konnte, reichte ihr sonstiges Arsenal leicht aus, ihm ein Seemannsgrab zu bereiten.
Sie muß dieselben Überlegungen angestellt haben, denn bis jetzt hat sie auch noch nicht gefeuert. Keiner von uns beiden hat den Wunsch, hier unten zu krepieren.
Nein, die beiden ersten Optionen waren nicht akzeptabel. Und, was beruhigend war, zum erstenmal hatte Loren den Eindruck, daß Mulvaney seinen Tod ebenfalls nicht wollte. Sie waren zwei Seiten einer Medaille, er und Chastity. Zusammen verkörperten sie die Ehre. Beide erfüllten sie ihre Bedingungen auf jeweils eigene Weise. Sie versuchte aufrechtzuerhalten, was sie als das wahre Erbe der Highlanders sah. Loren wollte seine Mission für den Kanzler erfolgreich abschließen.
»Mulvaney, hier ist Jaffray«, sprach er ins Mikrofon. Das Audiosystem knackte unter den Interferenzen durch die magnetischen Felsformationen.
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie sich endlich melden«, erwiderte sie schnippisch.
»Wir sitzen beide hier unten fest. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir loskommen.«
»Einverstanden.« Ihre Stimme war tonlos. Loren konnte die Wut und Frustration spüren, die in dem einen Wort lagen.
Besser, wenn ich die Spannung etwas abbaue – vorerst.
»Meinen Glückwunsch zu Ihrem Hinterhalt. Diese Runde haben Sie gewonnen.« Er versuchte, sein Lob wußte, damit hätte er die Sache nicht zum Abschluß gebracht. Es half nichts, eine schlechte Position noch zu verschlimmern, und seine Gegnerin war erheblich stärker bewaffnet.
Nein, so wird es nicht enden, nicht für diesen Jaffray.
»Lassen Sie uns diesen Machomist vergessen. Im Moment
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