BattleTech 29: Pflichtübung
ab.
Eine handtellergroße Sektion des Logenfensters zwei Meter neben ihnen wurde milchigweiß, dann zersprang sie unter der Hitze eines Lasertreffers. Ein anderer Laserimpuls zog eine schwarze Brandspur über die Decke. Eine Kugel zertrümmerte das Glas, eine zweite schlug durch die dünne Seitenwand der Loge und ließ eine Lampe zerplatzen. Der Logenplatz der Scharfschützen hatte sich in eine Zielscheibe verwandelt – und in eine Todesfalle.
»Los, bloß weg hier!« rief Pardo. Eine Seite seines Gesichts war von dem ersten Laserschuß, der nur Zentimeter an der Haut vorbeigelodert war, grausam verbrannt; seine Jacke qualmte immer noch. Als er aus der Deckung hinter dem offenen Fenster aufstand, blitzte ein weiterer Laserimpuls auf, und Pardo riß die Hände vors Gesicht. »Meine Augen! Meine Augen!«
Es war keine Zeit zu verlieren. Mit kühler Berechnung warf der zweite Mann seinen Nadler vor Pardos Füße, zog die Handschuhe aus und holte seine andere Waffe, eine schwere militärische TK70-Laserpistole aus dem Holster. »Adieu, Pardo.«
Er zog den Abzug durch und feuerte die Waffe mitten in die Brust des Schützen. Ein Zehntel Megajoule Energie in einen Zehntelsekundenlichtimpuls gepackt entsprach einer Explosion von zwanzig Gramm TNT. Pardo war sofort tot.
Laserschüsse und Kugeln aus der Arena schlugen weiter durch Glas und Wände der Loge. Geduckt, den Laser noch in der Hand, stieß der Mann mit einer Hand die Tür auf und huschte rückwärts ins Freie.
Ein mit Geländer gesicherter Laufsteg verband die Logen mit einem Aufenthaltsraum hinter der abgerundeten Innenwand der Arena. Vier Legionäre stürmten von dort heran, die Lasergewehre im Anschlag.
»Nicht schießen!« rief der Mann, noch immer geduckt, den Lauf der TK70 auf die Decke gerichtet. Seine Stimme brach. Das war verdammt knapp! »Nicht schießen!«
»Waffe fallen lassen!« bellte ein wütender Soldat mit dem Rangabzeichen eines Feldwebels, und der Mann konnte die Mündungen der Lasergewehre auf sich gerichtet fühlen, als er die Waffe mit einem metallischen Klappern auf den Laufsteg fallen ließ. »Hoch die Hände! Hoch! Höher!«
Der Mann gehorchte. »Ich hab ihn erwischt!« sagte er keuchend, als er sich langsam aufrichtete. »Ich hab ihn erwischt, Feldwebel!«
Der Feldwebel kam näher, die Waffe unbeirrt auf den Kopf des Mannes gerichtet. »Wen hast du erwischt, du Hurensohn?«
»Den Heckenschützen, Feldwebel! Ich hab ihn erwischt! Er ist da drin!«
Auf dem Gesicht des Soldaten hinter dem transparenten Visier seines Helms zeichneten sich Zweifel ab. »Wer sind Sie?«
»Darf ich?«
»Vorsicht! Keine plötzlichen Bewegungen!«
Langsam, sehr langsam, griff der Mann in seine Jacke. Zwischen Daumen und Zeigefinger zog er noch langsamer seine Ausweiskarte und reichte sie dem Feldwebel.
Zwei der Soldaten schoben sich vorbei und betraten die Loge. Einer von ihnen kam einen Moment später mit aschfahlem Gesicht zurück. »Jesus!« stieß er aus. »Da drinnen sieht es aus!«
Der Feldwebel reichte die Karte dem vierten Soldaten, der noch hinter ihm stand. »Blaine! Überprüfen Sie das!«
Blaine zog die Karte durch ein Lesegerät und studierte den Bildschirm. »Hier steht, er gehört zu uns, Feldwebel! Oberleutnant Walter Dupre, 2. Kompanie, 3. Bataillon.«
»Oberleutnant Dupre, eh? « knurrte der Feldwebel. »Ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Ich bin auch noch neu, Feldwebel«, erwiderte Dupre. »Habe mich erst vor zwei Wochen verpflichtet.«
»MechKrieger?«
»Richtig. Ich war früher bei der Lyranischen Garde, aber ich bin schlauer geworden und hab' auf Söldner umgesattelt. Die Legion ist mehr mein Stil.«
Der Feldwebel entspannte sich kaum merklich, aber der Lauf seines Gewehr blieb unbeirrt auf Dupres Stirn gerichtet. Er warf einen Blick auf dessen Zivilkleidung. »Sie sind außer Dienst?«
»Stimmt. Ich war hier unten, um mir das Simgefecht anzusehen.« »Was ist passiert?«
Dupre streckte vorsichtig den Arm aus. »Ich saß da unten, dort, in der Nähe der Tür.«
Der Feldwebel ignorierte Dupres Arm. »Weiter.«
»Als die Schießerei losging, konnte ich hören, daß die Schüsse aus dieser Loge kamen. Ich hatte meine Waffe dabei, also duckte ich mich aus der Tür und kam hier hoch, um zu sehen, was ich tun konnte. Ich ging durch die Tür – zum Glück hatte der Kerl sie nicht verriegelt. Hab ihn erwischt, als er sich gerade vom Fenster wegdrehte. Es… es sah aus, als hätte er schon zwei Leute ausgeschaltet, die ihn gestört
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