BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
einem Absorptionsritual wurde, als die Khane Natascha Kerensky und Phelan Ward alles in den Widerspruchstest geworfen haben, was die Wölfe hatten.« Marialle beugte sich etwas vor. »Es hat mir nicht gefallen – keinem von uns hat es gefallen –, aber die Logik ist unangreifbar. Unser Krieg gegen die Jadefalken hat sie schwer getroffen und uns ebenso. Allein ist keiner unserer Clans stark genug, sich durchzusetzen, aber gemeinsam sind wir eine furchtbare Streitmacht. Die Krieger, die überlebt haben, sind die besten beider Seiten. Khan Vandervahn Chistu nannte es ein Stahlgewitter, in dem die Verunreinigungen beider Clans weggebrannt wurden.«
Vlad verzog das Gesicht. »Der Widerspruchstest fand als Antwort auf die Anklage des Völkermords und Hochverrats gegen Ulric Kerensky statt. Die Wölfe haben die Jadefalken auf jeder Welt besiegt, um die wir gekämpft haben, außer dieser.«
Marialle warf ihm einen stechenden Blick zu. »Es war wohl eher ein Unentschieden. Die Falken haben uns nach Ulrics Tod ihre Bedingungen genannt. Sie waren ehrenvoll, und wir haben sie akzeptiert. Einige von uns rannten zu Phelan, andere blieben hier.«
»Und Phelan kämpft noch. Die Wölfe sind noch nicht besiegt, Sterncaptain Marialle Radick.«
»Wie meinst du das?«
»Die Chronologie der Ereignisse, wie du sie mir geschildert hast, erweckt bei mir den Eindruck, daß Khan Chistu unsere Absorption verkündet und dann das Abschwörungsritual durchgeführt hat, um die Wölfe zu verbannen, die auf Morges gegen die Jadefalken kämpfen, frapos?«
»So war es, pos.«
»Aber die Wölfe können nur absorbiert werden, wenn sie besiegt sind, frapos?«
»Pos.« Auf Marialles Stirn trat eine tiefe senkrechte Falte. »Du willst sagen, wenn Phelan die Jadefalken besiegt, kann er zurückkehren und Khan Chistu zu einem Widerspruchstest über die Absorption und Abschwörung herausfordern.«
»Chistu brauchte Phelans Herausforderung nicht anzunehmen, weil ihm abgeschworen wurde. Es brauchte einen Wolf, um die Absorption anzufechten, aber alle Wölfe hier auf Wotan sind Jadefalken geworden.«
»Außer dir.«
Vlad bleckte die Zähne. »Außer mir. Komm, Sterncaptain, hilf mir aus dieser Gruft.« Er stand langsam auf. »Erzähl mir mehr von dem Märchen, das Khan Chistu über Ulrics Tod verbreitet. Ich werde dir im Gegenzug zeigen, wie unsere Ehre wiederhergestellt werden kann. Du wirst erkennen, warum die Wölfe mir anvertraut wurden.«
4
Militärisches ComStar-Hauptquartier
Militärakademie Sandhurst, Britische Inseln
Terra, Berkshire
13. Dezember 3057
Präzentorin Lisa Koenigs-Cober unterdrückte ein Gähnen und rieb sich schlaftrunken die Augen, als sie ins Büro des Präzentors Martialum gelassen wurde. Der in dunklem Walnußholz getäfelte und mit Regalen voller antiker ledergebundener Bücher gefüllte Raum erschien ihr ungewöhnlich warm. Durch die hohen gotischen Fenster konnte sie Schnee vom Nachthimmel fallen sehen, und ihr Magen knurrte, als sie sich an die Turbulenzen während des Atlantikgewitters auf ihrem Flug erinnerte.
Der Demipräzentor, der die Tür für sie aufhielt, kündigte sie an. »Präzentorin Koenigs-Cober ist hier, Sir.«
»Danke, Darner, ich brauche dich nicht mehr.« Der Präzentor Martialum war ein hoch aufgeschossener, schlanker Mann, dem man sein Alter nur an der Farbe der Haare und an ein paar Falten im Gesicht ansah. Bei ihren früheren Begegnungen, in Stabsbesprechungen oder bei Truppeninspektionen, hatte er immer eine einfache weiße Soutane getragen, die an der Taille von einer goldenen Schnur zusammengehalten wurde. Diese Uniform widersprach seiner Rolle als oberster Militärbefehlshaber der ComGuards, und sie war immer davon ausgegangen, daß er sie trug, damit man ihn unterschätzte.
Die Gefechtsmontur, die er heute trug, war ebenfalls weiß, aber diese Wahl war eindeutig den Wetterbedingungen zuzuschreiben und hatte keine ComStar-Symbolik. Die Jacke wies keine Rangabzeichen auf, aber die schwarze Augenklappe auf der rechten Seite des Gesichts stellte sicher, daß ihn jeder ComGuardist erkannte.
Der Präzentor Martialum rieb sich die Hände, dann streckte er sie in Richtung des offenen Feuers aus, das in einem riesigen Kamin an der Seite des Zimmers loderte. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, und sie sah in seinem gesunden Auge die Flammen tanzen. »Ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich dich um diese Uhrzeit zu mir bestellt habe. Ich hatte gehofft, dir etwas Ruhe gönnen zu können,
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