BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Geisterwelt zu verwandeln.
Als Doc den Ort bei seinem früheren Besuch im zuckenden Widerschein der Mündungsfeuer und Raketenexplosionen gesehen hatte, waren ihm die schwarzen Brandmale auf den meisten Häusern wie Schatten erschienen. Jetzt, wo er außerhalb seines Mechs am Boden stand, konnte er in die rußgeschwärzten Zimmer blicken und sah grauen Himmel, wo Dächer hätten sein sollen. Nicht einmal der braune Staub, der alle Risse und Spalten der verkohlten Balken und halbverbrannten Möbel übertünchte, konnte das bedrückende Bild abmildern. Die Feuer waren längst verloschen, aber Doc hörte ihr Krachen und Knacken noch in den Geräuschen der Wimpel.
Er sah sich zu Victor um. »So wird es ablaufen, nicht wahr? So wird ganz Coventry aussehen, wenn wir versagen.«
Der Prinz, der sich in einen Umhang gewickelt hatte und ebenfalls Schal und Schutzbrille trug, nickte. »Deswegen dürfen wir nicht versagen.« Mit jeder Kopfbewegung stieg ein wenig Staub aus seinen Haaren empor wie Rauch aus dem brennenden Cockpit eines toten Mechs.
Neue Erschütterungen drangen durch den Boden und wurden langsam heftiger. Alle, die auf der für die freie Innere Sphäre reservierten Seite des Marktplatzes von Whitting warteten, wußten, daß sie die Ankunft der Jadefalken ankündigten. Doc warf einen Blick über die Schulter an Victor und dem Präzentor Martialum vorbei dorthin zurück, wo die Kommandeure der Koalitionstruppen im Windschatten einer Segeltuchplane standen. Ihre Haltung verriet Anspannung und Nervosität. Keiner wollte es sich anmerken lassen, aber sie konnten die Augen nicht von der Südseite des Ortes nehmen, wo jeden Augenblick die gigantischen Schatten der anrückenden Kriegsmaschinen sichtbar werden mußten.
Sie wollen einen ersten Blick auf ihre potentiellen Mörder erhaschen. Doc sah wieder auf Victor. »Sie wissen nichts von unserem Eröffnungsgebot, oder?«
Der Prinz schüttelte den Kopf. »Kümmern Sie sich um die Clans, ich sorge mich um unsere Verbündeten.«
»Wenn mir schon jemand den Rücken decken muß, dürft Ihr das gerne übernehmen.«
»Beten Sie, daß ihre Schüsse tief liegen.«
»Ich bete lieber, daß Ihr zuerst schießt.«
»Das ist auch eine gute Wahl.«
Über die Ränder seiner Schutzbrille hinweg bemerkte Doc verzerrte Bewegungen und drehte sich zu den furchterregenden Stahlgiganten der Jadefalken um, die unaufhaltsam näher kamen. Ihre schweren Schritte zermalmten Pflastersteine zu grobem Kies und rüttelten nur durch die damit verbundenen Erschütterungen Schieferziegel von teilweise noch existenten Dächern. Die Clan-Mechs hatten eine fremdartige Qualität, die Doc erst jetzt richtig bewußt wurde, als er sie auf den Marktplatz zudonnern sah. Auf dem Schlachtfeld wirken sie perfekt angepaßt, aber hier, an einem Ort, der mit dem alltäglichen Lärm zivilen Lebens erfüllt sein müßte, mit dem Lachen von Kindern und den Geräuschen der ihre täglichen Freuden und Leiden durchlebenden Männer und Frauen, hier läßt sich kaum ein bösartigerer und abstoßenderer Anblick vorstellen.
Die Jadefalken-Mechs hielten einen Straßenzug vor Erreichen des Marktplatzes an, wobei Doc sich keine Illusionen machte, daß es ihnen etwa darum gehen könnte, die Wimpel nicht abreißen zu wollen. Alle Positionen, die sie eingenommen hatten, waren gedeckt. Im Gegensatz zu den Titanen, die offen Aufstellung genommen hatten, waren die Jadefalken für einen Kampf in Stellung gegangen. Ihre Anwesenheit strafte die Wimpel, diejenigen, die sie aufgehängt hatten, und jede schwache Hoffnung Lügen, die irgend jemanden hatte glauben lassen können, sie wären für einen Ort und einen Zeitpunkt wie diesen angemessen.
Doc sah die Mitglieder der Clan-Abordnung erst, als sie in die Gasse zwischen der Verwaltung und der ausgebrannten Gebäuderuine daneben traten. In der schattigen Gasse waren sie vor dem Wind geschützt, also konnte der es nicht sein, der ihre grünen Umhänge flattern ließ. Es waren die kraftvollen Schritte, mit denen ihre langen Beine den Weg auf den Marktplatz zurücklegten. Als sie den Platz erreichten, erfaßte der Wind die Mäntel und blies sie von den Körpern der Clanner weg, aber die beiden Jadefalken schienen ihn nicht zu bemerken. Ihr Schritt verlangsamte sich nicht, ihre Köpfe trotzten ungebeugt dem Reibeiseneffekt des vom Wind getriebenen Sands.
Als wären sie mit stärkeren Mächten als den Elementen im Bunde. Doc schüttelte sich und wirbelte eine Schmutzwolke aus den Falten seines
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