BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Bedrohung für die Jadefalken als du oder die Innere Sphäre. Ich hätte mit ihm abgerechnet. Und ich hätte auch mit Elias Crichell abgerechnet.«
»Der Konkurrenz nicht gewachsen, verzehren sich die Übriggebliebenen in einer Orgie der gegenseitigen Anschuldigung selbst.« Der Wolf zwang sich zu einem breiten Grinsen. »Ihr solltet eine konstruktivere Art suchen, eure Frustrationen auszuleben.«
Die Wut auf ihrem Gesicht machte einer tiefen Ruhe Platz, und Vlad fühlte einen eisigen Schauder, als sie sprach. »Ich habe eine gefunden, Wölfling. Die Methoden Crichells und Chistus entsprachen nicht dem wahren Wesen der Jadefalken. Ich weiß es, und ich werde es beweisen. Du wirst mit all den anderen erkennen, daß unsere Traditionen uns stark machen.«
»Um mir das zu beweisen, wirst du einiges leisten müssen.«
»Und ich werde es leisten.« Ihr Blick wurde stechend. »Ich werde damit beginnen, daß ich dir Hegira gewähre.«
Schock und Wut brandeten durch Vlads Geist. »Was?«
»Es ist das Recht des Siegers, dem Unterworfenen freien Abzug zu gewähren.«
»Die Wölfe wurden von den Jadefalken nie besiegt.«
»O doch, sie wurden. Dein Kampf hat nur die Absorption widerrufen, nicht das Ergebnis des Widerspruchstests.« Marthe sah ihn durch halb geschlossene Lider an. »Du kannst Behauptungen aufstellen, daß deine Wölfe nicht die Ulric Kerenskys sind, soviel du willst. Du und ich, wir wissen, daß es keinen Unterschied gibt. Ich gewähre dir Hegira, weil ihr besiegt wurdet. Nimm es an. Es ist eine Tradition, die Wert besitzt, auch wenn du ihn nicht siehst.«
Beinahe hätte Vlad sie zur Antwort angeknurrt, aber ihre letzten Worte drangen durch seinen Zorn über ihre Anmaßung. Die Traditionen der Clans sind die Grundlage unserer Existenz. Würde ich diese Tradition verneinen, würde ich mich von unserem Wesen lossagen, so wie es Crichell und Chistu getan haben. Jetzt einen neuen Krieg zu beginnen, wäre dumm. Das weiß sie, ebenso wie sie weiß, daß ich Wotan mit Freuden und friedlich verlassen würde. Indem sie mir Hegira anbietet, will sie mich daran erinnern, daß die Jadefalken Respekt verdienen. Was sie mir damit ins Gedächtnis ruft, ist, daß ich einen Weg finden muß, es ihr heimzuzahlen. Einen traditionellen Weg. Vlad nickte. »Ich akzeptiere Hegira und werde Wotan so bald es geht verlassen.«
»Gut.« Sie deutete in seine Richtung. »Du wirst eine Weile nichts mehr von mir sehen, Vladimir Ward, aber ich werde dich über meine Aktivitäten auf dem laufenden halten. Natürlich werde ich dir nicht alles sagen, aber genug, um dich erkennen zu lassen, daß ich die rechtmäßige Führerin der Jadefalken bin.«
»Ich wünsche dir Glück, Marthe Pryde.«
»Wäre ich an deiner Stelle, täte ich das nicht.«
»Nein?«
Ihr Lächeln konnte die Kälte nicht lindern, die sich um Vlads Herz legte. »In sechs Monaten oder acht oder wann immer wir nach Strana Metschty gerufen werden, um einen neuen ilKhan zu wählen, werden die anderen Khane wissen, wie schwach oder stark wir sind. Beim geringsten Zeichen der Schwäche können wir damit rechnen, daß ein anderer Clan versuchen wird, uns zu absorbieren. Ich weiß einen Weg, die Stärke der Jadefalken zu beweisen, und ich werde ihn nutzen. Ich frage mich, wie du beweisen willst, daß dein Clan bei vollen Kräften ist.« Sie wandte sich zum Gehen, dann warf sie noch einen Blick über die Schulter. »Lebwohl, Vlad Khantöter von den Wölfen, aber nicht zu wohl. Ich freue mich nicht darauf, dich in Zukunft zum Rivalen zu haben.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Marthe lachte kurz, dann schüttelte sie den Kopf. »Andererseits, vielleicht werde ich es auch genießen.«
Buch II
BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN:
ELEND, VERRAT UND DRÜCKENDE TRÄUME
11
Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Lyranische Allianz
5. Januar 3058
Tormano Liao verbeugte sich respektvoll vor der Archontin der Lyranischen Allianz. Er lächelte sie an, mehr weil sie das erwartete als aufgrund ihrer Schönheit. Und sie war schön – auch wenn sein persönlicher Geschmack mehr in die Richtung asiatischer Frauen tendierte denn zu hochgewachsenen, geschmeidigen Europäerinnen mit eisblauen Augen und langem, blondem Haar. Sein Lächeln gab ihr das Gefühl, durch ihre körperliche Attraktivität im Vorteil zu sein.
Und ich muß aufpassen, daß ich sie niemals unterschätze, nur weil sie schön ist. »Archontin, ich habe meine Untersuchung der Berichte aus dem Clanraum abgeschlossen und möchte Ihnen
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