BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
meine Zusammenfassung darlegen.«
Katrina Steiner winkte Tormano zu einem der weißen Ledersessel rund um ihren Schreibtisch. »Ich habe einige der Berichte gelesen. Wir können unsere Schlußfolgerungen vergleichen.«
»Gut, Archontin.« Liao ließ sich in den Sessel sinken, wobei er darauf achtete, die Bügelfalte seiner schwarzen Hose zurechtzuzupfen. Damit wollte er sich ein, zwei Sekunden Luft verschaffen, aber der abwesende Blick in ihren blauen Augen zeigte ihm, daß es unnötige Mühe gewesen war. Sie ist in Gedanken versunken. Das verspricht nichts Gutes für mein Vorhaben. Andererseits, vielleicht erwägt sie ja nichts Abenteuerlicheres als eine weitere Umdekoration.
In den drei Wochen seit Tormano auf Tharkad eingetroffen war, hatte Katrina Steiner das Büro des Archons völlig neu eingerichtet. Sie hatte das alte Holzparkett, die Wandtäfelung und die antiken Möbel entfernen lassen und sie durch dicken Teppich, grellweiße Möbel und Synthetiklaminierung an Wänden, Regalen und Schreibtisch ersetzt. Hier und da existierten noch kleine Farbtupfer, aber alles, was für einen längeren Aufenthalt im Innern des Büros vorgesehen schien, war vergoldet oder von einem leichten Steinerblauton. Selbst Katrinas Seidenanzug war weiß mit einer steinerblauen Bluse. Dazu trug sie zur Akzentuierung etwas Goldschmuck.
Tormano war sich nicht sicher, was sie mit diesen Änderungen bezweckte. Die Presseverlautbarung des Innenministeriums hatte die neue Einrichtung als »jungfräulich keusch« bezeichnet, und Tormano verstand genug von Religion und lyranischem Brauchtum, um zu wissen, daß Weiß in dieser Kultur Reinheit und Tugend symbolisierte. Aber für ihn – der aus der asiatisch geprägten Kultur der Capellaner stammte – war Weiß die Farbe der Trauer, und auf ihn wirkte der Raum klinisch kalt.
»Archontin, die von Wotan eintreffenden Berichte lassen sich bestenfalls als wirr und verwirrend beschreiben, aber durch die Kombination mit anderen Meldungen aus dem Rest der Jadefalken-Besatzungszone und von Morges ist es uns gelungen, das Geschehen zu rekonstruieren. Anscheinend haben die Jadefalken und die Wölfe kürzlich einen Krieg ausgetragen. Der Grund für diesen Konflikt ist unklar, scheint aber mit einem Machtkampf um die oberste Führung der gesamten Clans zusammenzuhängen.«
»Ein Streit zwischen den Kreuzrittern, die den Waffenstillstand für ungültig erklären und den Krieg gegen die freie Innere Sphäre fortsetzen wollen, und den Bewahrern, die versuchen, die Invasion zu stoppen.«
Tormano nickte. »Sie scheinen die Clanpolitik durchschaut zu haben, Archontin.«
Katrina schenkte ihm ein süßliches Lächeln. »Ich hatte Gelegenheit, mich darüber mit Khan Phelan Kell zu unterhalten, und der Präzentor Martialum war nicht minder großzügig darin, seine Gedanken zu diesem Thema mit mir zu teilen.«
»Schön. Die Situation auf Wotan ging zurück auf eine letzte Kraftanstrengung der Wölfe, die Jadefalken zu vernichten. Es scheint, daß sie dabei versagten, und am Zehnten des letzten Monats wurde ilKhan Ulric Kerensky in Boreal getötet. Nahezu augenblicklich verschwanden alle Anzeichen für die Existenz des Wolfsclans. Es schien, daß alle überlebenden Wölfe plötzlich Mitglieder der Jadefalken geworden waren. Dann tauchte beinahe ebenso abrupt ein Wolf auf, der einen der Falkenkhane herausforderte und tötete. Daraufhin erschien ein neuer Clan auf der Bühne, die sogenannten Jadewölfe.«
Die Archontin hob einen goldenen Brieföffner vom Schreibtisch auf und klopfte damit auf die Schreibunterlage. »Der Tod des Khans hat die Wölfe zumindest teilweise von den Falken gelöst.«
»So scheint es. Zum neuen Jahr versammelten sich die Khane der übrigen Clans auf Wotan. Die Geheimdienste der Inneren Sphäre hatten erwartet, daß sich die Clanner zu ihren Heimatwelten zurückziehen würden, um einen neuen ilKhan zu wählen, wie es schon einmal geschehen ist, aber ich glaube, die Einberufung der Khane könnte das Ziel gehabt haben, eine solche Wahl auf Wotan abzuhalten. Es ist uns nicht bekannt, was sich bei dem Konklave zugetragen hat, aber gewisse Anzeichen lassen auf weitere umwälzende Ereignisse schließen. Alle Hinweise auf die Jadewölfe sind verschwunden, und die Wölfe scheinen als Clan zurückgekehrt zu sein.«
»Und das bedeutet?«
»Das ist derzeit noch nicht zu sagen, Hoheit.« Tormano zuckte die Achseln. »Wir können spekulieren, daß Wölfe und Jadefalken durch ihren Krieg
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