BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Cockpit saß und durch das Kanzeldach beobachtete, wie eine Lanze seiner Kompanie vor ihm Aufstellung nahm, mußte Doc grinsen. Ich hab ihnen noch nicht alles beibringen können, aber ein bißchen was haben sie schon gelernt. Er seufzte. »Hoffen wir, daß die Zeit nicht kommt, wo ich gezwungen bin, festzustellen, ob es genug war.«
17
Landungsschiff Barbarossa, im Abflug von New Avalon Mark Crucis
Vereinigtes Commonwealth
10. Februar 3058
Victor Ian Steiner-Davion betrachtete den kleiner werdenden Globus New Avalons. Dies war nicht seine Geburtswelt, aber sie weckte sehr viel mehr heimatliche Gefühle in ihm als das ferne, kalte Tharkad. Er war auf Tharkad geboren und aufgewachsen, aber inzwischen konnte er darin nur noch den Planeten erkennen, der seine Mutter umgebracht hatte.
Der sie umgebracht hat und jetzt ihre Mörderin beherbergt. Er schauderte. Dann zwang er seine Fäuste, sich zu öffnen. Hinter der Barbarossa konnte er die Eiformen der Tancred, Locrin und Palamedes erkennen, der Landungsschiffe, in denen die Davion Heavy Guards-Regimentskampfgruppe ihn nach Tukayyid begleitete. Er wußte, sie war die beste Kampfeinheit in der freien Inneren Sphäre, aber selbst mit einem Dutzend Einheiten wie der ihren hätte er den Tod seiner Mutter nicht rächen können.
Würde ich Tharkad angreifen, um meiner Schwester ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen, hielte man mich für wahnsinnig. Er zwang sich zu einem kläglichen Lächeln. Ich müßte wahnsinnig sein, um Tharkad anzugreifen.
Nicht, weil er verlieren würde – dazu würde es nicht kommen. So sehr er Nondi Steiner und ihre Fähigkeiten auch respektierte, er hatte sie in seiner Zeit am Nagelring studiert. Sie hatte Talent für offene Feldschlachten, war aber von ihrem Temperament her nicht für die konstanten Veränderungen einer Kriegsführung angelegt, wie sie notwendig waren, um die Clans zu besiegen. Sie suchte Entscheidungsschlachten und schien wenig Geduld für die langfristigen Abnutzungsstrategien zu haben, die es ComStar nach einundzwanzig knochenharten Tagen stetiger Kämpfe auf Tukayyid schließlich ermöglicht hatten, die Clans zu stoppen.
Er wußte, daß er Steiner besiegen konnte, aber das galt nicht für den Mann, der auf Tukayyid als sein Gastgeber fungieren würde. Präze ntor Martialum Anastasius Focht war der Kommandeur, der vor sechs Jahren in der brutalen Schlacht um eben diese Welt die Clans besiegt hatte – sieben Clans gleichzeitig. Victor hatte Holovids und schriftliche Analysen jeder Art über diesen epischen Konflikt studiert, aber irgendein Element der Auseinandersetzung konnte er bis jetzt nicht erfassen. Was Focht getan hatte, erstaunte ihn auf dieselbe Weise, wie es bei anderer Gelegenheit ein Schachmeister geschafft hatte, der es mit verbundenen Augen mit zwölf Gegnern aufgenommen hatte. Be ide waren zu einer Leistung fähig, die ihm unbegreiflich war.
Jedenfalls im Augenblick.
Es war das Verlangen, zu verstehen, was Focht getan hatte, das Victor die Einladung des Präzentors Martialum zu den Manövern auf Tukayyid hatte annehmen lassen. Die Verzögerung des Beginns um einen Monat war bedauerlich, aber andererseits hatte sie Kai AllardLiao ermöglicht, sich als Kommandeur der 1. St.-Ives-Lanciers Hohiro Kurita und Victor auf Tukayyid anzuschließen. Hohiro würde die 1. Genyosha befehligen, und Victor fragte sich, ob seine zwei Freunde Fochts Einladung aus demselben Grund angenommen hatten wie er.
Und warum will er uns überhaupt dort haben? Es war noch gar nicht so lange her, daß ComStar sich mit geradezu besessenem Eifer in Mystik und Verschleierung gehüllt hatte. Und auch wenn Focht einen Großteil der Pseudotheologie verworfen hatte, die seine Organisation umgab – was zur Gründung der Splittergruppe Blakes Wort als Zuflucht für Fanatiker gerührt hatte –, so hatte sich doch viel von der Geheimniskrämerei in bezug auf die Aktivitäten ComStars gehalten. Berichte aus der Freien Republik Rasalhaag, die man inzwischen beinahe ein ComStar-Protektorat nennen konnte, enthielten ein paar Details über ComStars militärische Stärke und den Aufbau der ComGuards, aber diese Informationen waren nicht immer zuverlässig. Das störte ihn nicht allzusehr, aber die Gründe, aus denen Focht Außenstehende plötzlich einlud, sich anzusehen, was die ComGuards konnten, machten ihm zu schaffen. Diese plötzliche Offenheit ergab keinen Sinn, abgesehen von einer einzigen möglichen Erklärung.
Der Krieg zwischen den Wölfen
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