BattleTech 33: Der schwarze Drache
showartig nach außen getragen wurde. Und die Erfahrung, die er sich so hart erarbeitet hatte, legte nahe, daß etwas, das zu schön schien, um wahr zu sein, auch zu schön war.
Nichtsdestoweniger stürzte sich ein echter Tsu in riskante Romanzen und wußte, wann er den Mund zu halten und zu gehen hatte.
Also bot er der hochgewachsenen Frau seinen Arm dar, hielt die Klappe und ging, wobei er sie auf einen Kurs steuerte, der den gerade angekommenen Oyabun und seine Lieblings-Beinbrecher sorgsam umschiffte.
7
Kinostadt, vor den Toren Imperial Citys Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
22. Juni 3058
»Schaut! Da ist er!« Die Meute der Caballerokinder riß sich los und strömte zu Johnny Tchang hin wie wasediansche Gänse in einen Teich am Ende eines harten Flugtages. Ihre Begleiter folgten ihnen über den festgestampften Boden, genauso eifrig, aber zu stolz, es zu zeigen.
Der goldene Knabe selbst zeigte wunderbare Pirouetten auf Pfählen, die man in unregelmäßigen Abständen in den Boden getrieben und auf verschiedener Höhe abgesägt hatte. Er schien von einem zum nächsten zu wehen wie Nebel über den Boden. Die Kinder umringten die Pfähle und starrten bewundernd hinauf. Ohne seine fließenden Bewegungen zu unterbrechen, warf ihnen der Star ein flüchtiges Begrüßungsgrinsen zu.
Cassie folgte der Gruppe gemesseneren Schritts, zusammen mit etwa zwanzig erwachsenen Caballeros, fast alles Frauen. Sie und Raven hatten an diesem Morgen die Aufsicht über die Kinder. Der Rest war wie die Kinder begierig darauf, einen ersten Blick auf den beliebtesten Kampfsportstar der Inneren Sphäre zu werfen.
So sehr sie Ablenkungen haßte, wenn sie eine Aufgabe zu erledigen hatte, machte Babysitten Cassie nichts aus. Kinder waren ihre einzige Schwäche zumindest die einzige, die sie sich eingestand -, und sie liebten sie. Außerdem hatte sie bisher sowieso noch nichts herausgefunden.
Oder vielleicht fand sie zuviel heraus. Sie trieb sich auf den Straßen herum, trat in mehreren ihrer Tarnpersönlichkeiten auf und versuchte, die Aufmerksamkeit der Yaks zu erregen. Normalerweise hätten sie sich schon auf sie gestürzt; sie mochten keine Konkurrenz. Aber da die meisten der Yakorganisationen im gesamten Draconis-Kombinat an Teddys Geburtstagsparty teilnahmen, war die Straße ein großer Schmelztiegel für Gesetzlose. Die Banden hatten zuviel miteinander zu tun, um auf eine kleine Streunerin zu achten. Sie spürte ein Gefühl der Dringlichkeit, das wie eine wildgewordene Ratte durch ihren Brustkasten tobte, aber diese Pause konnte sie um der Kinder willen verkraften.
Neben ihrer üblichen Zurückhaltung wurde Cassies mangelnde Eile auch von den kurzen Beinen Marco Vásquez’ vorgegeben, der an ihrer Seite dahinstolperte und in einer Hand einen Plüschhasen mit Schlappohren, in der anderen Cassies Hand hielt. Er war einst ein Plappermaul gewesen, hatte aber kein Wort mehr gesprochen, seit seine Mutter auf Towne von Howard Blaylocks Erschießungskommando exekutiert worden war.
Er würde mit der Zeit darüber hinwegkommen. Es war nichts Neues, daß ein Caballerokind ein Elternteil verlor - auch wenn es selten war, daß die Mutter eines so kleinen Kindes buchstäblich vor seinen Augen ermordet wurde. Wenn die frühere Lady K nicht von Blaylock vergewaltigt worden und damit sofort Spitzenreiter der Vergeltungshitliste geworden wäre, wären die anderen Caballeros echt sauer auf sie gewesen, weil sie ihm während der Erstürmung seines Stützpunkts das Hirn mit ihrem Handlaser gegrillt hatte.
Aber jetzt hatte der kleine Marc mehrere hundert Mamis; der soziale Unterstützungsmechanismus von la familia hatte sich eingeschaltet. Und ob er nun vier war oder nicht, Marc war in jedem Fall ein Südwestler. Das bedeutete, er war Überlebenskünstler. Der Cerilloskojote war nicht umsonst das Maskottchen der Dreibundwelten im allgemeinen und der 17. Aufklärer im besonderen.
Die erwachsenen Caballeros waren naseweiser als die Kinder, nachdem sie aufgeschlossen hatten. Die blendende Glanzleistung von Johnny Tchangs Darbietung brachte sie zum Verstummen.
Und dann war da noch der Mann selbst. Aus der Nähe und live war er keine Enttäuschung. Mit nackter Brust, in weiten weißen Seidenhosen und chinesischen Schuhen wirkte er groß, etwa 180 Zentimeter, und er war einer dieser nahtlosen Übergänge zwischen chinesischen und Gweilu Genen: glatte gebräunte Haut, strubbelige rabenschwarze Locken, die ihm fast bis in die
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