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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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Mandelaugen hingen, lange Gesichtszüge, die ein kantiges Kinn vor fast femininer Schönheit bewahrte. Er hatte die Windhundmuskulatur eines Akrobaten, breite Brust und Schultern, einen flachen Bauch und schmale Hüften, aber seine Muskeln waren keine dicken Gewebeklumpen, sondern straff wie die Drahtspulen eines Magneten.
    Er sprang panthergleich von einem Pfosten auf einen anderen, der einen halben Meter höher war, landete auf dem rechten Fuß, und sein linker stieß in einem Tritt rückwärts nach hinten, während er sich zu einer rechten Geraden vorbeugte. Dann hielt er die Pose und drehte sich langsam um 180 Grad, geschmeidig, als sei er auf einen Drehtisch montiert.
    Das Muster setzte sich fort, Tritte, Hiebe, leichte Sprünge. Cassie war kein Kampfsportfan per se, aber da Nahkampf ihre Spezialität war - gegen alles von Straßengaunern bis hin zum Atlas war sie mit den meisten Stilen der Inneren Sphäre zumindest ungefähr vertraut, doch es gab viel zu viele Nebenspielarten, Varianten und einzigartige Speziaisportarten, als daß eine Einzelperson sie alle im Kopf hätte behalten, geschweige denn sich mit allen wirklich auskennen können. Was sie hier sahen, war chinesisches Wushu in Vollendung, soviel wußte sie. Wushu hatte zwar, wie viele Sportarten, ein Lexikon an vorgegebenen Bewegungsabläufen und -formen, doch die Sportler erfanden auch ihre eigenen Formen einschließlich selbst entworfener Bewegungen. Das war es wohl, was Johnny Tchang hier vorführte.
    »Oh«, gurrte Misty Saavedra, deren Gesichtsausdruck bei den Norteños normalerweise Marienerscheinungen vorbehalten war. »Ist er nicht schön?«
Cassie ertappte sich dabei, wie sie dasselbe dachte. Er war schnell und geschmeidig, und sein Gleichgewicht war fast so exakt wie ihres - und Pentjak-silat Sportlern war das Gleichgewicht fast ein Religionsersatz, zumindest war es bei Johann, ihrem Guru, so gewesen. Und ja, der Mann selbst war hübsch, fast schmerzhaft gutaussehend ...
Sie schloß die Augen und schüttelte sich. Als sie sie wieder öffnete, sah der kleine Marc mit Sorge in den großen braunen Augen zu ihr auf, und Tchangs Vorführung ging zu Ende.
Die Menge brach in wilden Applaus und zustimmendes Wolfsgeheul aus japsende Gritos und langgezogenes Rebellengebrüll. Glücklich grinsend, als sei er es nicht gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, sprang Johnny Tchang herunter, machte den Sicherheitstypen in Zivil, die offensichtlich wegen der Menge nervös wurden, ein Zeichen, bequem zu stehen, nahm von einem Trainer ein Handtuch entgegen und begann sich die Schweißschicht abzureiben, die durch das Training in der Morgensonne entstanden war.
»Danke, Leute«, sagte er. »Es ist schön, daß es euch gefällt.«
»Sie waren wunderbar«, hauchte Misty. Sie war so aufgeregt, daß sie es auf spanisch sagte, und Johnny sah sie neugierig an, ehe sie sich faßte und es in einer Sprache wiederholte, die selbst ein verpflanzter Davioner verstehen konnte.
Er zuckte die Achseln, die eigene Leistung geringschätzend. »Ich mache das schon lange.«
»Es ist sehr hübsch«, hörte Cassie eine Stimme sagen, »aber es ist nur Tanz.«
Stille senkte sich herab wie ein gefällter Todesbote. Plötzlich war Cassie das Zentralgestirn eines ganzen Sonnensystems sie anstarrender Gesichter. Zu spät erkannte sie die Stimme als ihre eigene.
Sie hatte noch nie etwas zurückgenommen. »Ich weiß, daß es nicht leicht ist«, sagte sie, »und Sie machen das sehr gut. Aber es hat nicht viel mit Kampf zu tun.«
Ein Knurren erhob sich in der Menge rings um sie. Die meisten Norteños und eine gewisse Anzahl an Cowboys hätten die Meinung vertreten, daß der Mariachi Actionstar Tino Espinosa der beste sei, aber der Rest, besonders die Indianer, die nach Kung Fu verrückt waren, hielten Johnny Tchang für besser. Und selbst die Tinofans erkannten Tchang als zweiten Gott des Kosmos an. Das war selbst für Cassie eine Grenzüberschreitung.
Warum mußte ich nur das Maul aufreißen?
Sie war kein großer Vidspezialist, aber aufgrund ihrer laienhaften Starkenntnis erwartete sie, daß Johnny wie eine Rakete funkensprühend in die Luft ging. Statt dessen zuckte er nur die Achseln und trocknete sich weiter ab.
»Sie haben recht«, sagte er. »Hat es nicht. Es ist in erster Linie eine Kunstform. War es schon immer, schon seit es im zwanzigsten Jahrhundert erfunden wurde. Aber das bedeutet nicht, daß es nicht anwendbar wäre. Und ich habe auch noch andere Künste studiert:

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