BattleTech 33: Der schwarze Drache
Weißer Kranich, Wing Tsun, Kickboxen. Migaki san hat daran gedacht, mir hier auch einige hervorragende Ryu Quadrat-Lehrmeister zur Verfügung zu stellen.«
» Ryu Quadrat« war ein Spitzname für Ryu-Bujutsu, die Kriegertechniken des Drachen, die man auch Ryu-ryu nennen konnte, die Drachenschule. Die beiden Worte klangen zwar gleich, wurden aber mit unterschiedlichen Kanji Bildzeichen geschrieben. Solche Wortspiele waren bei den Dracos beliebt.
Cassie wußte nicht, warum sie sich so geschmeichelt und aufgeregt fühlte, aber dieses eine Mal war sie bereit, ihre Skepsis zu schlucken und es dabei zu belassen. Und dann sagte Vanity, die sich durch die Meute von Erwachsenen und Kindern geschlängelt hatte wie eine schlechte Schauspielerin, die in einem B-Holovid eine Stripperin darzustellen versucht: »Du meinst also, du könntest ihn schaffen, wie, Cassie?«
Cassies Blick schleuderte ihr Nervengift entgegen. »Ich sage nicht, daß ...«
»O doch, das hast du«, schnurrte Vanity. »Neulich auf dem Landungsschiff, als wir Das Ende des Drachen sahen. Erinnerst du dich?«
Cassie erinnerte sich nicht. Sie hatte das nicht gesagt, und sie würde es auch nie sagen. Sie dachte es, ging aber nicht damit hausieren.
»Yeah, stimmt«, fiel Misty Saavedra ein. »Du sagtest, so toll sei er eigentlich gar nicht.«
Die anderen Caballeros stimmten zu, dieser verdammte Sauhaufen. Vielleicht erinnerten sie sich wirklich nicht richtig, oder vielleicht versuchten sie, ihr ihre Abtrünnigkeit heimzuzahlen. Oder vielleicht hatten sie auch nur gerade Lust, der äonenalten Vorliebe der Südwestler zu frönen, sich Kämpfe anzuschauen.
»Findest du nicht, jetzt wäre der Zeitpunkt, uns zu zeigen, daß du wirklich was auf dem Kasten hast und nicht nur Sprüche klopfst?« fragte Vanity giftig süß. »Wenn du allerdings Angst hast ...«
Das zeigte, wie viel Vanity wußte. Cassie war es egal, was andere über ihre Motive dachten, sogar bei ihrer Familia. Nur weil sie diese heiß und innig liebte, hieß das noch lange nicht, daß sie die meisten von ihnen auch mochte.
Und dann sagte Johnny Tchang: »Das wäre wohl kaum ein fairer Kampf.«
Etwas in Cassie zerbrach. Sie wandte sich dem Schauspieler zu. »Das glauben Sie vielleicht«, antwortete sie und unterbrach damit seine nächsten Worte. »Aber ich will es gern versuchen. Das heißt, wenn Sie keine Angst haben, von einer Frau vorgeführt zu werden.«
Er blinzelte, offenbar überrascht von dem Zorn in ihren kalten Augen. Mishcha Kurosawa war auf der Bildfläche erschienen, wie ein guter kleiner Spitzel der Geheimpolizei oder ein guter Organisator, was auch immer er sein mochte. Er trat zwischen die beiden wie ein Lehrer, der auf dem Schulhof einen Kampf beendet.
»Aber, aber, Leutenient, machen Sie sich keine Umstände«, sagte er. »Es ist fast Zeit zum Mittagessen, und Mr. Tchang hat einen engen Drehplan ...«
»Ich kann aufs Mittagessen warten«, sagte Cassie.
Der Kuromaku sah Tchang an, der nickte. »Schon in Ordnung, Mishcha. Ich habe auch gerade eine kleine Verschnaufpause. Es gibt einige Probleme mit der Mannschaft drüben auf Probebühne 5. Einige von den neuen Leuten sind noch nicht richtig eingewiesen.«
Mishcha wandte sich ihm ab und Cassie zu. Er war dem 17. zugeteilt, nicht Johnny Tchang, aber wenn der vom Liao zum Davion gewordene Superstar, für dessen Mitwirkung in einer seiner Produktionen Takura Migaki Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, durch irgend etwas zu Schaden kam, was Kurosawa tat oder nicht tat, würde sich der junge Mishcha zweifellos als Gefechtshelfer bei einer Mannschaft wiederfinden, die einen Livebericht über einen Kamikazeüberfall auf Kanowit in der von den Nebelpardern besetzten Zone drehte. Für einen Bancho von der Geheimpolizei war Migaki bemerkenswert menschlich geblieben. Vielleicht hatten ihn der Schwächling Kiguri und Ninyu Kerai und die anderen harten Jungen in der ISA auch erst so werden lassen. Aber als Aufnahmeleiter war er ein unwahrscheinlicher Perfektionist.
Und dennoch ... Cassie konnte fast sehen, wie die kleinen Logiksynapsen hinter Kurosawas anthrazitfarbenen Augen klickten. Das war Johnny Tchang, der berühmteste Kampfsportler im bekannten Universum. Und andererseits war da eine halbe Portion, fast schon Eta, die zwar einen üblen Ruf hatte, aber selbst in einem nassen Bademantel nicht mehr als 45 Kilo auf die Waage brachte und die schließlich nur ein Mädchen war ... Er trat zurück.
Auch die Caballeromenge war zurückgetreten und
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