BattleTech 33: Der schwarze Drache
stocherten unsichtbare Finger in ihrem Geist herum, in ihrer Seele. Sofort setzte sie sich zur Wehr, konzentrierte ihr ganzes Wesen auf Abwehr.
Das Gefühl endete. Subhash zog die Augenbrauen hoch und lächelte leicht.
»Ihr Ki ist stark«, sagte er, »das stärkste, das ich seit langem gespürt habe. Aber es ist fast gänzlich unkontrolliert.«
Cassie schüttelte den Kopf, unangenehm berührt und gleichzeitig, als wolle sie etwas abstreiten. Sie war nicht besonders an Mystik interessiert. »Daheim auf Larsha brachte mir mein Guru Übungen bei, um den Atem zu kontrollieren, um starke Gefühle zu kanalisieren - um mich zu konzentrieren.« Sie spürte Gewissensbisse, weil sie damals kurz die Kontrolle verloren und auf die tote Frau von den DEST eingetreten hatte. »Mehr habe ich nicht getan.«
»Ihr Sensei war weise«, erwiderte Subhash. »Sie waren schließlich ein Straßenkind, halb noch wild. Hätte er Ihnen mehr beigebracht, wären Sie eine Gefahr für sich und andere. Dennoch sollten Sie über weitere Studien nachdenken, um die in Ihnen befindlichen Kräfte zu erschließen. Ihr Potential ist groß.«
Sie runzelte die Stirn. Es nervte sie, daß er sich anmaßte, ihren Guru beurteilen zu können, und sei es positiv. Es erschien ihr wie eine Einmischung.
Er drückte einen Knopf. Der Rollstuhl rollte einen Schritt vom Futon weg. »Sie waren eine sehr beschäftigte junge Frau«, sagte er. »Ich spüre, daß Sie glauben, der Vorfall im Trümmerfeld könnte zu anderen Dingen in Verbindung stehen, die Sie untersucht haben.«
»Ja. Ich glaube, die Schwarzen Drachen werden versuchen, Ted ... Theodore Kurita zu ermorden. Ich fürchte, sie werden versuchen, uns irgendwie in diese Sache zu verwickeln.«
Subhash faltete die Hände vor dem Gesicht. »Kokuryu san ? Unsere Informationen besagen, daß sie praktisch entschlummert ist, seit Ihre Leute ihr auf Towne einen so schweren Rückschlag beigebracht haben. Sind Sie sicher, daß Sie nicht irgendwie auf sie fixiert sind?«
»Sind Sie sicher, daß Ihre Informationen über die Schwarzen Drachen der wahre Jakob sind? Mir scheint, Sie haben auch die Bedrohung heruntergespielt, die sie für den Frieden auf Towne darstellten - bis sie uns fünf Regimenter und ein Luft/Raumgeschwader in den Schoß fallen ließen.«
Subhash runzelte die Stirn. Er schien eher gedankenverloren als zornig zu sein. »Sie haben recht«, gab er zurück. »Dieses Informationsdefizit hat mich schwer belastet und tut es noch. Ohne es entschuldigen zu wollen, habe ich es unserer Beschäftigung mit den Clans zugeschrieben, außerdem den Anforderungen, die die LiaoMarik-Invasion in den Raum des Vereinigten Commonwealth an unsere Aktivposten stellte. Ich muß auch zugeben, daß wir - ich - mich mit den Jahren daran gewöhnt habe, die Kokunzu-kai als so etwas wie einen Papiertiger zu betrachten. Sie besitzt ein gewisses Maß an Einfluß und eine beträchtliche Mitgliederzahl. Doch sie war in der Vergangenheit nicht besonders wirkungsvoll. Wenn sie zu offen agiert, zermalmen wir sie. So läuft die Sache seit Jahrhunderten.«
Er tippte mit dem Finger aufs Gehäuse der Tastatur. »Vielleicht hätte der Vorfall auf Towne mich dazu bringen sollen, meine eigene Einstellung umfassender zu prüfen. Ich ließ mich in ein gedankliches Schema verfallen. Das ist ein schwerer Fehler für einen Mann in meiner Position.«
»Schauen Sie«, sagte Cassie, »es ist ja nicht so, als wäre es ein großes Geheimnis, wer die Führer des Schwarzen Drachen sind. Hiraoke Toyama ist ein großer Fisch; er hob die beiden Drachenregimenter aus, die uns auf Towne angriffen, und bezahlte sie. Wenn Benjamin Inagawa nicht auch einer ist, tut er gut so als ob, außerdem geht im Wasserhandel das Gerücht, daß die beiden an der Hüfte zusammengewachsen sind, seit sie auf Luthien waren. Warum läßt die ISA sie nicht einfach verschwinden?«
Aus dem Bauch heraus mochte Cassie keinen Totalitarismus und mißtraute ihm ebenso wie eigentlich aller Autorität, aber sie hatte auch eine sehr praktische Lebenssicht. Sie mochte die Geheimpolizei nicht, aber da sie nun einmal zur Hand war, verstand sie nicht, warum sie sich nicht wie eine Geheimpolizei verhielt, wenn ein Hauch eiserne Hand tatsächlich angebracht war.
Subhash Indrahar holte tief Luft, atmete aus. »Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Da ich hoffe, Sie zur Mitarbeit bewegen zu können, werde ich versuchen, sie Ihnen zu erklären. Die glatte Antwort wäre, daß reines Gesetzeshüten nicht
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