BattleTech 33: Der schwarze Drache
Kopf des Quasimodo. Eine stämmige, säbelbeinige Gestalt stemmte sich unter Schmerzen aus dem Cockpit. Flammen schossen hinter ihr empor. Sie glitt seitlich an der Brust des Mech, in der große Krater klafften und Feuer und Rauch brodelte, herab.
Der Hubschrauber landete mitten auf der Straße, gerade weit genug vom Raptor entfernt, daß seine Rotorspitzen den Mech nicht berührten. Benjamin Inagawa stieg aus, lief gebückt vorwärts, bis er den Todeskreis des Rotors verlassen hatte und richtete sich dann auf, um imaginäre Stäubchen von seinem Pelzkragen zu entfernen.
Die Gestalt, die aus dem zerstörten Quasimodo hervorgekommen war, stolperte zum Gehsteig und blieb stehen. Ihre Kleidung war zerrissen und von Rauch und Flammen geschwärzt. Langsam nahm sie den Helm ab und enthüllte das gealterte Gesicht Hiroo Yamaguchis.
»Was jetzt, Yamaguchi san ?« fragte Inagawa.
Die Alte Katze wies mit der Hand auf die Traube seiner Männer, die von den Leuten des Inagawa-Kobuns mit vorgehaltenen Gewehren zusammengetrieben wurden. »Wenn ich mich ergebe«, erkundigte er sich, »läßt du dann meine Leute gehen?«
»Natürlich«, antwortete der große, muskulöse Oyabun. »Mein Wort darauf.«
Yamaguchi warf seinen Neurohelm weg. Das bereits gesprungene Transpexvisier zerbarst auf dem Pflaster. Er richtete sich so hoch auf, wie es ihm sein Alter, die krummen Beine und seine Verletzungen erlaubten.
»Ich ergebe mich.«
Benjamin Inagawa streckte eine Hand aus. Einer seiner Infanteristen übergab ihm ein Sturmgewehr. Er hob es an die Schulter und streckte Yamaguchi mit einer Salve nieder, die noch lange anhielt, nachdem die Alte Katze gefallen war.
Als der Bolzen eine leere Kammer traf, streckte Inagawa die Waffe zur Seite weg. »Eine neue«, befahl er, ohne den Blick von seinem gefallenen Gegner zu wenden. Ein Soldat beeilte sich, Inagawas Gewehr gegen eines mit vollem Magazin auszutauschen.
»Es ist wichtig, Tabula rasa zu machen«, sagte er zu Hiraoke Toyama, der auch aus dem Senkrechtstarter ausgestiegen war. Das skelettartige Aussehen des Dieron-Führers schien passender denn je. »Genau wie ich es getan habe, als ich Seizo DuBonnet umlegte und mich zum Oyabun Benjamins machte.«
Inagawa wandte sich um und begann lachend, die gefangenen Männer der Alten Katze niederzumähen.
18
Imperial City, Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
27. Juni 3058
Noch immer stieg Rauch aus den Wracks und Ruinen auf. Der frühe Morgen war kühl, der Himmel mit einer dünnen grauen Dunstschicht bedeckt. Es hatte zwischen Mitternacht und Morgendämmerung geregnet, und das Licht der aufgehenden Sonne tauchte die Wasserpfützen, die sich in den Bombenkratern gebildet hatten, in sanftes Rosa. Reihen Freundlicher Berater in ihren bonbonfarbenen Uniformen hielten neugierige Menschenmengen hinter gelben Bandabsperrungen zurück, die zu beiden Seiten der Straße angebracht waren. Beamte in Zivil des Büros für Verbrechensbekämpfung in Trenchcoats stöberten in verwüsteten Gebäuden in Schutthaufen herum und betrachteten sich die gefallenen BattleMechs.
Leutnant Tzu-Chien McCartney stand auf der Straße, die Hände in den Manteltaschen und den Hut tief in die Stirn seines runden Kopfes gezogen. Er stand fast genau zwischen den Füßen des verlassenen Stadtkoloß und dem zerschlagenen Quasimodo. Das gab ihm das merkwürdige Gefühl, beide riesige Gestalten sollten mit Laken bedeckt sein, wie die Menschenleichen, die überall auf den Straßen und Dächern herumlagen. Er war an die Untersuchung von Mordfällen gewöhnt. Das hier war eine Schlacht gewesen.
Ein Adjutant, der eine kleine Traube von Obdachlosen, Wachpersonal und Nachtwächtern befragt hatte, die in der letzten Nacht im Distrikt gewesen waren, kam auf ihn zu.
»Niemand hat irgend etwas gesehen«, sagte er. Cassie kam wieder zu sich; sie lag auf einem Futon auf einem mit Tatami-Matten bedeckten Fußboden. Sie fühlte die Nähe der Wände, spürte kalten Beton jenseits der Shoji Wandschirme, die sie bedeckten.
Sie öffnete die Augen. Der Raum lag im Halbdunkel, er wurde von einer einzelnen, gedämpften elektrischen Lampe erhellt. Ein alter Mann mit einer Decke über dem Schoß saß ganz in der Nähe in einem Rollstuhl. Sein Schädel war bis auf eine Locke drahtigen grauen Haars kahl. Eine runde Brille saß auf seiner schmalen Nase vor Augen, die scharf wie Obsidianklingen zu sein schienen.
»Hat mich Pete verkauft?« fragte sie.
Der alte Mann lächelte. »Sie
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