BattleTech 33: Der schwarze Drache
enttäuschen mich nicht, Oberleutenient Suthorn. Sie fragen nicht, wo Sie sind oder was Sie hier tun. Nicht einmal, wer ich bin.«
»Ich weiß, wer Sie sind. Deshalb weiß ich, wo ich bin. Was das warum angeht ...« Cassie setzte sich auf. »... ich glaube, ich will es nicht so schnell herausfinden.«
Übelkeit überkam sie. Sie wankte und schloß die Augen, bis ihr Magen beschloß, einen Augenblick Ruhe zu geben.
»Seien Sie vorsichtig«, drängte Subhash Indrahar. »Die Auswirkungen des Polizei-Betäubungsgeschosses halten nicht lange an, aber Sie haben auch eine Spritze bekommen.«
»Das dachte ich mir.« Sie schwang die Beine zur Seite, so daß sie seitwärts saß, mit den bloßen Füßen auf dem Boden. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Sie sind auch genauso impertinent, wie man sich erzählt«, sagte der Alte. »Bitte denken Sie daran, daß ich nur ein geduldiger Mann bin, wenn es den Zielen des Drachen dienlich ist. Aber um Ihre Frage zu beantworten, nein.«
»Er ist tot?«
»Keineswegs. Meine Leute haben ihn betäubt, ebenso seine vortreffliche Hundemeute, genau wie Sie. Wir sind nicht brutal - wir sind nicht die Maskirovka, Leutenient. Wir töten loyale Diener des Drachen nicht einfach so, nur um jemanden zu testen.«
»Zu testen?« echote Cassie.
Er nickte. »Ich hörte Berichte über Ihre Fähigkeiten, besonders von meinem Adoptivsohn Ninyu Kerai. Ich wollte selbst feststellen, wie geschickt Sie eigentlich sind. Deshalb schickte ich eine Schwadron meiner persönlichen Gefolgsleute - Söhne des Drachen, auch wenn einige von ihnen Töchter sind - mit dem Befehl aus, Sie festzunehmen, ohne Ihnen weh zu tun.« Er lächelte wieder.
»Ich muß sagen, daß Sie meine Erwartungen vollauf übertroffen haben.« Cassie rieb sich die Augen. »Wie ist es Ihren Leuten ergangen? Habe ich jemanden getötet?«
»Nein«, erwiderte Subhash Indrahar, »auch wenn es in mehreren Fällen gefährlich eng wurde. Sie haben einem Mann das Kinn zertrümmert und sein Trommelfell zum Platzen gebracht, als Sie auf ihn schossen, und wir mußten einen Luftröhrenschnitt an einer unglücklichen jungen Frau durchführen.«
»Und was wird aus ihnen?«
»Sie werden wieder gesund«, sagte der Direktor, »und dabei hoffentlich weiser. Sie haben eine sehr nützliche Lektion am lebenden Objekt zum Thema Gefahren der Selbstüberschätzung erteilt.«
»Und was wird jetzt aus mir?«
Schmale Schultern zuckten. Indrahar hustete in die Hand und wies dann zur Tür. »Sie können gehen. Ich würde es jedoch sehr schätzen, wenn Sie vorher ein paar Fragen beantworten würden.«
Cassie blinzelte und schüttelte den Kopf. »Entschuldigung, Indrahar sama. Die Nachwirkungen der Droge müssen immer noch recht frisch sein. Ich dachte, Sie hätten gesagt, ich könnte einfach gehen.«
»Sie haben mich schon richtig verstanden. Bedenken Sie: Sie haben eine sehr ungewöhnliche psychologische Struktur, die manch einer für pathologisch halten könnte. Sie selbst stammen per Geburt aus dem Kombinat. Ein solches Erbe ist nichts, wovon man sich leicht entfernen kann. Vielleicht kann ich auf dem Hintergrund dieser Auffassung Ihre Kooperation erhalten. Ich könnte Sie sogar zwingen, Ihre vortrefflichen Talente für die ISA zu nutzen.«
»Dann würde ich mich töten«, sagte Cassie schlicht.
»So, so. Davon war ich ausgegangen. Desgleichen würden Sie sich eher zu Tode foltern lassen, als unfreiwillig irgendwelche Informationen zu enthüllen. Sie sind von Natur aus viel zu paranoid, um chemischer Befragung unterzogen werden zu können. Diese Dinge beschränken mich in meinen Möglichkeiten. Nun bin ich zwar vielleicht nicht ganz der teuflische Meisterstratege, als der ich im letzten VerCom-Holo mit Ihrem Freund Mr. Tchang dargestellt wurde, aber ich habe mir meine Position als Direktor der Inneren Sicherheitsagentur erhalten, indem ich skrupellos alle Mittel anwandte, die nötig waren, um meine Ziele zu erreichen. Deshalb kritisiere ich auch niemanden, der es mit höflichem Fragen versucht.«
Ohne es zu wollen, lachte Cassie auf. »Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt im Augenblick nicht vieles, was mir einfällt. In der Tat wollte ich wirklich mit Ihnen sprechen. Zumindest bis Ihre schwarzgekleideten Jungs und Mädels auf Burako Petes Schrottplatz auf mir landeten.«
»Es war die Botschaft, die vom Sicherheitschef Ihres Arbeitgebers Chandrasekhar Kurita kommt, in der er darum bittet, für Sie ein Gespräch mit Ninyu Kerai zu ermöglichen. Das hat mich
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