BattleTech 34: Der Vater der Dinge
Sterncolonel Santin West, aber die Hitze des lodernden Scheiterhaufens vertrieb die Kälte auf den Höhen des Mont Neyzari. Er verlagerte das Gewicht und rückte seine steifen, gekreuzten Beine ein wenig zurecht, ohne den Blick von den tanzenden Flammen des Feuers zu nehmen. Er war nicht allzu groß für einen Elementar, nur knapp 2,5 Meter, wenn er sich gerade aufrichtete. Sein gebleichtes weißes Haar war zu einem Bürstenschnitt gestutzt, der an den stachligen Rücken eines Igels erinnerte, und trotz der Kälte war er nur in Shorts gekleidet, mit dem Fell eines Novakatzenweibchens um die Schultern geworfen. Die tiefen Ringe um seine Augen wirkten im Flackern des Feuers noch dunkler.
Er starrte in die Flammen und fühlte, wie sein Körper sich leicht zur Seite neigte, bevor er sich wieder abfing. Es war sechs Tage her, daß er zuletzt gegessen hatte, und mindestens achtundvierzig Stunden seit dem letzten Schlaf. Seine Stärke ließ rapide nach, aber die Eidmeisterin hatte ihm versichert, daß dies die beste Möglichkeit sei, eine Vision aufzurufen. Der Visionsritus war das ehrenvollste und mysteriöseste aller Novakatzen-Clanrituale, und er wollte nicht versagen - nicht schon wieder.
Santin Wests vorherige Versuche schienen ihm ein Leben weit zurückzuliegen. Einer war kurz nach Luthien gewesen, un d er hatte zu erfahren gehofft, was die Zukunft bringen würde. Aber es hatte sich keine Vision eingestellt. Dann kam das Blutbad von Tukayyid. Der Tod seiner Kogeschwister, die mit ihm zusammen großgeworden waren und die mörderische Kriegerausbildung ihrer Geschko durchgestanden hatten, hatte ihn auf eine Weise getroffen, die er bis jetzt nicht recht verstand.
Diesmal war es anders. Er dürstete danach, die Zukunft zu erfahren - nicht nur für sich selbst, sondern für den ganzen Clan. Die Vergangenheit war nicht zu ändern. Aber ein Blick in die Nebel dessen, was noch bevorstand, konnte seinem Volk die Möglichkeit liefern, die Gegenwart zu beeinflussen.
Sein Blick wanderte zu der kleinen Ansammlung von Relikten, die vor ihm auf dem Boden lagen. Das waren seine Venirs, Erinnerungen an vergangene Schlachten. Jeder Novakatzen-Krieger sammelte solche Überreste aus wichtigen Kämpfen, an denen er teilgenommen hatte. In der Regel wurden sie in einem Lederbeutel aufbewahrt und nur während einer Zeremonie getragen. Beim Visionsritus jedoch wurden die Venirs ein Opfer der Flammen. Ein Venir war etwas Bedeutendes, es diente dem Krieger, der es besaß, als spiritueller Fokus, es konservierte die Erinnerung un d vor allem die Bedeutung dieser Erinnerung. Für eine Novakatze war nur das Kodax-Armband, das ihre offizielle Dienstlaufbahn un d alle wichtigen Einzelheiten ihres Daseins bis hinab zu ihrem DNS-Code enthielt, wichtiger als ein Venir. Der Unterschied zwischen beiden war einfach. Der Kodax war ein offizielles Dokument. Die Venirs dokumentierten den persönlichen Werdegang eines Kriegers, der jenseits des offiziellen lag.
Santin West betrachtete ein kleines Bruchstück eines Elementarpanzers, das er an dem Tag, an dem er seinen Blutnamen gewonnen hatte, seinem letzten Gegner abgenommen hatte. Es war verbogen und zerkratzt, un d es erinnerte ihn an die Freude, die er über seinen Sieg gefühlt hatte. Daneben lag ein zerrissenes Halstuch, eine Erinnerung an den Krieger, den er beim Positionstest für den Rang eines Sterncaptains bezwungen hatte. Der kleine Finger, der in dem Positionstest von seinem ersten Elementarpanzer abgebrochen war, in dem er sich zum Sterncolonel hochgekämpft hatte.
Dann war da noch ein dünnes Stück Myomerkabel, das >Muskel<-Material eines BattleMechs. Er sah es an und erinnerte sich an die Schlacht um Caripace, un d an die Schwierigkeiten, die ihm der draconische MechKrieger bereitet hatte. Auch Stücke von Mechkanzeldächern lagen zwischen seinen Venirs, jedes von einem anderen Gegner, den er während der Invasion besiegt hatte.
Ein Ohrring, schwarzverkohlt und halb geschmolzen. Santin West hatte ihn einem Kell Hound abgenommen, als seine Einheit im Kadoguchi-Tal auf Luthien zerschlagen worden war. Aber trotz der Kameraden, die er verloren hatte, fühlte er kein Bedauern, was diese Schlacht betraf. Sie hatten gut gekämpft und waren in den Tod gegangen, so wie er es ihnen eines Tages nachzumachen hoffte, bis zum Ende und darüber hinaus kämpfend. Wie es das Wesen des Kriegers war.
Ein Teil in der Sammlung von Venirs hob sich von den anderen ab. Der Aufnäher zeigte das ComStar-Logo
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