BattleTech 37: Loyal zu Liao
durchschlug mit seinem Kriegsbeil die schwach gepanzerte Rückseite und traf die Hülle des Gyroskops. Der leichte Mech fiel wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte.
Heiterkeit erfaßte Justin, führte ihn zu immer größeren Taten. Eine Salve aus seiner Autokanone und seinen Lasern richtete einen dritten Von Luckner schlimm zu, mit einem Schwung des Tomahawks beschädigte er einen Vollstrecker schwer. Justin begann gerade zu glauben, daß er einige Hoffnung hätte, sich den Weg freizukämpfen. Ein weiterer Durchgang, sagte er sich. Vielleicht auch zwei. Dann in den Fluß und nichts wie weg.
Die Salve einer AK/20 traf seinen Tomahawk in das bereits beschädigte rechte Bein und trennte es unterhalb des Knies ab. Der glücklose Mech fiel auf die Seite. Justin wurde hart gegen die Gurte seiner Pilotenliege geworfen, die Kanten der breiten Gurte schnitten ihm in die Schultern und Hüfte, als der Mech auf dem Boden auftraf.
Er schmeckte Blut im Mund, und der scharfe Schmerz in seiner linken Schulter versprach mindestens eine Verrenkung, wenn nicht gar einen Bruch. Seine Primärmonitore waren ausgefallen, sie zeigten nichts als Schnee. Seine Schadensanzeige funktionierte noch. Auf der Liste stand eine zerstörte Autokanone, ein fehlendes Bein und ein Fusionsreaktor, dessen Abschirmung nur noch ein schlechter Scherz war. Er rollte den Mech leicht vorwärts und erhob sich halb, indem er einen Arm unter den MechKörper schob. Er schüttelte leicht den Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Durch seinen Sichtschirm studierte er die Szenerie. In ihm war immer noch ein Funken Widerstandswillen vorhanden.
Zwei Von huckners kamen näher, die Autokanonen schußbereit. Der JägerMech war schon an ihm vorbei, auf das Flußufer zu, und der Vollstrecker schien dabei, das gleiche zu tun. Daß sie so leicht einen Krieger des Hauses Hiritsu abtaten, der immer noch im Besitz eines wenigstens teilweise funktionierenden Mech war, verärgerte Justin und fachte den Funken zur lodernden Flamme an. Der Kampfschütze von vorhin stand am Rand der Docks, vielleicht vierzig Meter entfernt, und feuerte seine Autokanone wiederholt in Richtung Fluß ab. Daß Aris immer noch in Gefahr war, gab Justin seine Geistesgegenwart zurück.
Es gab noch einen letzten Dienst, den er leisten konnte.
Mit seinem anderen Arm verschaffte er sich eine stabilere Lage, sein Tomahawk lag nutzlos auf dem Boden. Er konnte den Kampfschütze mit keiner wirkungsvolleren Waffe als einem mittelschweren Laser erreichen, aber sein Tomahawk hatte noch einen letzten Trumpf im Ärmel. Justin schaltete die Cockpitstabilisatoren aus und aktivierte dann die Schleudersitzkontrolle.
Der Tomahawk war anders als die meisten BattleMechdesigns konstruiert, da er die Pilotenliege nicht rausschleuderte, nachdem mit einer speziellen Explosivladung das Cockpitdach abgesprengt wurde. Statt dessen wurde der gesamte Kopf mittels Flüssigtreibstoffdüsen abgetrennt. Bei ausgeschalteten Stabilisatoren hatte Justin allein die Kontrolle. Er hatte die Zähne zusammengebissen und hielt die Lippen fest geschlossen, während ihn die Beschleunigung in seinen Sitz preßte. Er mühte sich, den Kopf weiter mit der Nase nach unten fliegen zu lassen und einen geraden Kurs auf den Rücken des Kampfschütze und seine dort papierdünne Panzerung zu halten. Das einzige, was er durch den Sichtschirm seines Cockpits sah, war, wie der Boden unter ihm vorbeiflog. Er mußte nach Gefühl arbeiten.
Das reichte.
Mit einem befriedigenden Knall durchschlug der Kopf die Panzerung. Der Kopf des Tomahawk begann sich zu drehen, als Justin die Kontrolle verlor. Er beschrieb einen Bogen in der Luft und hielt dann auf die Wand eines Lagerhauses zu. Geschafft, dachte er mit überströmender Freude. Die Außenwelt drehte sich vor ihm, schneller als der Flug über dem Boden, der nur kurz währte. Das letzte, was er durch den Sichtschirm sah, bevor der Ausblick nur noch aus Ziegelsteinen und Stahl bestand, war der Kampfschütze, der in den Fluß stürzte und aus dessen Rücken glühende Metallstücke schössen, da der Fusionsreaktor überlastet war und explodierte.
Justin lachte laut, seine Stimme klang stark und sicher in seinen Ohren. Es war der Wille des Haus-Meisters, Kaifeng zu nehmen. Aris Sung war für den Plan unentbehrlich. Wenn Justin Aris gerettet hatte, dann machte ihn das auch unentbehrlich für sein Haus.
Was könnte es noch geben?
10
Jinxiang-Dschungel
Distrikt Tarrahause,
Weitere Kostenlose Bücher