BattleTech 42: Feuer und Schwert
dem Mann durchführen würde, der ihn angeschossen hatte. Wahrscheinlich würden die Gefühle des Majors irgendwo zwischen Abscheu und Befriedigung schwanken. Ihr Lächeln drohte sich zu einem breiten Grinsen auszudehnen, aber die Fäden, mit denen die zerfransten Ränder ihrer Lippe zusammengehalten wurden, erinnerten sie schmerzhaft daran, daß es sich dabei in ihrer Lage um keine wünschenswerte Geste handelte.
Als Donati schließlich auf der Szene erschien, wirkte sein Gesicht verhärmt. Dunkle Augenringe kündeten von der Erschöpfung, gegen die er ankämpfte. Alain Beresick folgte dem Doktor, und sein Gesichtsausdruck spiegelte den Streß auf Donatis Miene wider.
»Ich werde allmählich zu alt für diese kleinen Exkursionen«, erklärte der Arzt und sank in einen Stuhl neben Winstons Bett. Plötzlich verließ die Müdigkeit sein Gesicht und er wurde wieder zum Mediziner. Er nahm Winstons Kinn in die Rechte und drehte ihren Kopf sanft von einer Seite auf die andere, um die Arbeit seines Pflegers zu prüfen. »Nicht schlecht. In zwei Wochen holen wir die Fäden wieder raus, und Sie sind so gut wie neu. Wahrscheinlich bleibt nicht einmal eine Narbe.«
»Und wenn, macht es auch nichts«, zuckte Winston die Achseln. »Ich war noch nie eine große Schönheit.«
»Hrmf«, erwiderte Donati. Er mochte es sichtlich nicht, wenn seine Patienten etwas Negatives über sich äußerten. Sie fragte sich, ob er glaubte, das könne den Heilungsprozeß verzögern. Aber als er weiter nichts sagte, verzichtete sie darauf, nachzufragen.
»Tut das weh?«
»Au! Ja, allerdings!« schrie Winston auf, als Donati ihre geprellten Rippen abtastete. »Warum müßt ihr Ärzte immer fragen, ob etwas weh tut, wenn ihr ganz genau wißt, daß es so ist?«
Der Doktor ignorierte ihre wütende Frage. »Klingeln in den Ohren, Sehstörungen, Schwindelgefühle?«
»Nein, nein und nein. Nur mein rechtes Ohr schmerzt etwas, dort, wo Penrose mich getroffen hat«, schnappte Winston. »Hören Sie, das habe ich alles schon mit dem MedTech durchgekaut.«
»Ich weiß, ich will es nur noch einmal von Ihnen selbst hören.« Er tastete vorsichtig ihren Hinterkopf und Nacken ab. »Irgendwelche Versteifungen oder Schmerzen hier? Nein? Vielleicht ein taubes Gefühl?« Sie schüttelte den Kopf.
»Okay, General, Sie dürften es überleben. Sie haben ein paar hübsche Prellungen, einen abgebrochenen Zahn, eine böse Wunde an der Oberlippe und eine leichte Gehirnerschütterung. Nichts, was nicht verheilen würde oder was wir nicht in Ordnung bringen könnten.«
»Wie geht es Ryan?«
»Er kommt auch in Ordnung.« Donati lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Er hat eine schwere Prellung am rechten Brustkorb und ein paar gebrochene Rippen. Ein Glück, daß diese DESTler unter leichtem Verfolgungswahn neigen. Die schußsichere Weste hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Möglicherweise hat er zusätzlich noch eine Gehirnerschütterung. Er ist wach und beschwert sich, wie nicht anders zu erwarten war. Wir haben ihm erzählt, was Sie getan haben, und jetzt überlegt er sich wohl noch, ob er sie anbrüllen sollte, wie Sie so dumm sein konnten, oder Ihnen einen Posten in seinem Team anbietet.« Donati lachte, als er sich losschnallte und aufstand. »Ich soll Ihnen von ihm sagen, und ich zitiere: ›Sie sind ein furchtbares Risiko eingegangen. Wenn Penrose tatsächlich einen Detonator gehabt hätte, möglicherweise an einen Herzschlagmonitor gekoppelt, hätten Sie uns alle ins Jenseits befördern können. Und Sie können mir glauben, wenn das geschehen wäre, hätte ich nie wieder ein Wort mit Ihnen geredet.‹«
»Aus der Tatsache, daß hier alle fröhlich und entspannt grinsen, entnehme ich allerdings, daß es keine Sprengladung gab?«
»Jedenfalls haben wir keine gefunden.« Beresick schüttelte den Kopf. »Seit zwei Stunden durchsuchen die Munitionshelfer und einige von Ryans Sprengstoffexperten die Munitionslager für die vorderen Schiffs-Autokanonen nach Bomben. Bis jetzt haben sie sich dabei nur verflucht dreckig gemacht.«
»Nicht ganz. Zwei von ihnen haben sich auch einen Hautausschlag geholt«, korrigierte Donati grinsend.
»Was? Wie?«
»Anscheinend ist ein Team soweit gegangen, auch die Zuleitungen von den Magazindepots zu den Geschützen zu untersuchen.« Beresick schüttelte amüsiert den Kopf. »Die Leitungen haben einen Durchmesser von nicht einmal einem Meter, deshalb mußten sie auf Knien und Ellbogen hindurchkriechen. Und die
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