BattleTech 43: Der Kriegerprinz
Nach dem Kampf würde er trotzdem schweißgebadet und erschöpft sein, aber die Kühl- weste würde verhindern, daß er in seinem eigenen Schweiß gesotten wurde.
Er hob den Neurohelm von einer Ablage über sei- nem Kopf und setzte ihn auf. Der schwere Helm senkte sich auf die Schulterpolster der Kühlweste, und Kai fühlte den vertraut schmerzhaften Druck. Er zog den Kinngurt an, bis der Helm fest saß. Die Neuro- sensoren im Innern gestatteten dem Gleichgewichtssinn des Piloten, den Kreiselstabilisator des Mechs über den Bordcomputer zu steuern, so den gewaltigen Kampfkoloß zu bewegen und trotz der furchtbaren Schäden der Schlacht aufrecht zu halten.
Kai öffnete eine Klappe in der rechten Armstütze der Pilotenliege und zog vier kleine kreisrunde Pflaster und eine gleiche Anzahl dünner Drahtleitungen her- aus. Er löste die Abdeckfolie von der selbstklebenden Unterseite der Pflaster und drückte sie auf Oberschen- kel und -arme. Er befestigte jeweils ein Ende der Dräh- te an der Metallhalterung in der Mitte der weißen Pfla- ster, dann fädelte er die Leitungen durch Schlaufen an der Kühlweste hoch und stöpselte sie in dafür vorge- sehene Buchsen an der Kinnseite des Neurohelms. Die Sensoren an seinen Armen und Beinen würden mithel- fen, den Mech auszubalancieren.
Er schloß die Klappe, streckte den Arm aus und drückte den Startknopf. Eine mechanische Stimme klang aus den Lautsprechern des Helms. »Autorisa- tionscode eingeben.«
Angesichts der furchtbaren Zerstörungskraft der gewaltigen Kampfmaschinen waren BattleMechs mit Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die verhindern sollten, daß sie von Unbefugten benutzt wurden. Die erste dieser Sicherungen war eine simple Stimmabglei- chung. »Kai Allard-Liao, Sternenbund-Expeditionsstreit- kräfte. Sicherheitscode 413256.«
»Stimmusterabgleichung erfolgreich. Persönlichen Freigabecode eingeben.«
Jeder Pilot sicherte seine Maschine zusätzlich mit einem persönlichen Kenncode, der garantierte, daß niemand sonst ihn starten konnte. Manche Piloten ent- schieden sich für pure Nonsenscodes, in der Meinung, daß die besonders schwer zu erraten wären, während andere einen Familienwahlspruch oder andere ange- messen martialische Redewendungen wählten. Kai neigte zu Denksätzen, die ihm die angemessene Hal- tung für den Kampf vermittelten, in den er auszog.
Er räusperte sich. »Etwas zu versuchen heißt, eine Niederlage herauszufordern. Etwas zu tun ist der Weg zum Sieg.«
Ein Donnern lief durch die Sturmkrähe, als der Fu- sionsreaktor hochfuhr. Die über die Kanzel verteilten Monitore flammten auf, und Datenströme liefen über die Bildschirme. Die Waffenanzeige meldete alle sechs Laser einsatzbereit und im Aufladen begriffen. Die schwere Ultra-Autokanone war ebenfalls voll funk- tionstüchtig, und die Munitionszufuhr schien in bester Ordnung. Alle Wärmeanzeigen leuchteten in kühlem Blau.
Schließlich leuchtete auch die holographische Sicht- projektion vor ihm auf. Sie komprimierte eine 360°- Rundumsicht auf einen Winkel von etwa 160 Grad, mit senkrechten goldenen Linien, die den frontalen Schuß- winkel seiner Waffen eingrenzten. Als er den Steuer- knüppel auf der rechten Armlehne der Pilotenliege bewegte, erschien ein goldenes Fadenkreuz über der Anzeige. Es bewegte sich über einen der anderen Lan- cier-Mechs, und der Computer ließ einen goldenen Punkt im Zentrum des Fadenkreuzes aufblinken, um anzuzeigen, daß er das Ziel erfaßt hatte.
Kai schaltete die Kommeinheit auf die taktische Fre- quenz der Einheit. »Colonel Tsang, hier Kai. Ich wäre dann soweit. Wollen wir? Die Wölfe warten.«
* * *
Kais Sturmkrähe und zwei vogelähnliche Raben stellten die Speerspitze der St.-Ives-Truppen. Die Raben waren nicht nur schneller als die Brandschatzer, Cataphracte und Totschläger der restlichen Kompanie, sie waren darüber hinaus mit reichlich Elektronik ausgerüstet, die eine Ortung des Gegners erleichterte und einige seiner modernen Feuerleitsysteme empfindlich stören konnte. Die wogende Hügelebene des Kaulmdistrikts mit ihrem spärlichen Baumbestand bot nicht allzu viele Möglichkeiten, Mechs zu verstecken, aber die Wächter- ECM-Störsender der Raben lieferten dennoch einen ge- wissen Schutz gegen Hinterhalte.
Kai bremste die Sturmkrähe etwas, um die hinter ihm folgenden Mechs nicht zu verlieren. Colonel Tsang in einem der wuchtigen Brandschatzer hatte die drei Ko- losse dieses Typs in der zweiten Reihe der Einheit pla- ziert, so daß ihre
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