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Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Titel: Battletech 46: Die Natur des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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auf dessen Bauchpartie in breiter silberner Stickerei die Hindu-Göttin abgebildet war, deren Namen sie trug. Das Motiv erinnerte ihn an ein Spinnennetz.
    Sie bewegte sich mit förmlicher Langsamkeit und schien ihre tödliche Eskorte überhaupt nicht wahrzunehmen. Die vier Todeskommando-Krieger, die Kali vor den Kanzler begleiteten, waren in voller Prunkuniform ausstaffiert: schwarzer Stoff mit Bronzelitzen, langer Umhang und Daoschwert an einem breiten Brustgurt. Nur die Mydron-Sturmgewehre in ihren Armen verrieten, daß es sich um keine Ehreneskorte handelte, sondern um Bewachung.
    Sun-Tzu bereitete sich unterdessen innerlich auf die Vorstellung vor, die er geplant hatte. Auf beide Vorstellungen, verbesserte er sich, als er Naomi Centrella der Eskorte in den Thronsaal folgen sah. Kali hatte zwar Anweisung erhalten, vom Raumhafen sofort in den Palast zu kommen, aber er hatte nicht erwartet, daß Naomi ihr so unmittelbar folgen würde. Für dieses Überraschungsmanöver rechnete er ihr die volle Punktzahl an, denn er wußte wohl, daß er ihr die Initiative ebenso leicht wieder entreißen konnte.
    Er stand vom Thron auf und verließ die niedrige Empore, um seiner Schwester auf gleicher Höhe zu begegnen. Die spektrale Präsenz Romanos, die seine Gedanken noch immer mit Erinnerungen und gelegentlichen Einflüsterungen verfolgte, verlangte nichts weniger als Respekt vor der mutigen Handlungsweise ihrer Tochter. Sun-Tzu schenkte diesen Forderungen wenig Aufmerksamkeit. Trotz ihres Wahns war Kali ein Mitglied Haus Liaos und verdiente nach ihrer formellen Verurteilung jede Höflichkeit. Außerdem nimmt das Naomi jeden Vorteil, den sie sich möglicherweise durch den Versuch erhofft haben mag, die Autorität über die Gefangene formell an mich zu übergeben. Der Geist seiner Mutter lächelte nur.
    »Willkommen zurück auf Sian, Kali«, begrüßte Sun-Tzu seine Schwester, deren Eskorte sie in deutlichem Abstand vor dem Kanzler stoppte.
    Kali trat zwei Schritte weiter vor. Dabei war nicht klar, ob sie die Autorität der Todeskommandos ignorierte oder gar nicht bemerkte. Sie nickte ihm zur Begrüßung zu. Es war kaum erkennbar, aber zumindest ein winziges Zeichen von Respekt vor dem Kanzleramt.
    »Hallo, Bruder. Es tut gut, wieder daheim zu sein.« Kalis Stimme klang seidenweich und ließ keinerlei Spuren des monatelangen Tribunals auf Atreus erkennen.
    »Nicht länger«, stellte Sun-Tzu nüchtern fest und war sich der Wut sehr bewußt, die Romano Liao bei der Durchsetzung eines solchen Erlasses gespürt hatte. »Du bist auf den Planeten Highspire verbannt, bis du dem Sternenbund Informationen zur Wiederbeschaffung der noch aus dem Wei-Depotbestand abgängigen Nervengasvorräte lieferst.« Er behielt seine Schwester sorgfältig im Blick, hielt Ausschau nach Anzeichen einer Gefühlsregung. Ihre dunkelgrünen Augen zeigten weder Reue für ihre Greueltaten noch Verärgerung über ihr Exil. Ihr Blick blieb passiv und unbewegt.
    »Die Welt unserer Mutter«, erklärte Kali schließlich. »Ja, dort wird es mir gefallen. Danke.« Sie drehte sich um, offensichtlich der Meinung, daß die Audienz beendet war, aber dann blieb sie noch einmal stehen und sah sich mit einem Gesichtsausdruck zu ihm um, der etwas von Stolz hatte. »Ich hatte recht«, sagte sie.
    Von Kalis gelassener Hinnahme seines Urteils und dem wütenden Toben seiner Mutter vorübergehend verwirrt, konnte Sun-Tzu nur fragen: »Womit?«
    »Die Konföderation hat überlebt«, stellte Kali mit leichtem Lächeln fest. »Und sie ist stärker als je zuvor. Du hast eine andere Lösung gefunden, wie die Zeichen es versprochen haben. Wie ich vorhergesagt habe.« Damit ergab sie sich ihrer Eskorte und verließ hocherhobenen Hauptes den Thronsaal, in eine Zukunft blickend, die offensichtlich nur sie allein erkennen konnte.
    Sun-Tzu konzentrierte sich voll auf die Maske, die seine Gefühle verbarg. Er weigerte sich, seine Ruhe von der Manie seiner Schwester zerstören zu lassen, und sicher nicht vor Naomi Centrella, die nun an die Stelle vortrat, die Kali soeben verlassen hatte.
    »Naomi«, begrüßte er sie, stieg zurück auf die Empore und ließ sich auf den handgeschnitzten Thron des Himmels sinken.
    »Kanzler Liao.« Ihre Begrüßung war formell und wertete Sun-Tzus legeren Gruß im Vergleich ab. Eine gute Schülerin, dachte Sun-Tzu.
    »Bin ich auf Sian ebenfalls willkommen?« fragte sie, und ihre Stimme wurde von einer freundlichhumorvollen Note versüßt. Naomi war durch ihre

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