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Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Titel: Battletech 46: Die Natur des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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niemals erlauben dürfen, so lange zu überleben, ungeachtet seiner Bemühungen, Romanos Schatten zu entfliehen. Mutter mag ihr Volk mit Kälte behandelt haben, in ihren Maßnahmen skrupellos und gelegentlich in ihren Schlußfolgerungen sogar gestört gewesen sein. Aber das bedeutet nicht, daß ihr Handeln nicht ab und zu auch gerechtfertigt war.
Die Anerkennung dieser Tatsache hatte ebenfalls viel dazu beigetragen, Romanos Geist zu vertreiben. Niemals, versprach er sich erneut, werde ich ihrer Erinnerung gestatten, mein Urteilsvermögen zu trüben, in keiner Weise.
Dicht hinter Rush und Lee näherte sich Naomi Centrella, flankiert von zwei Erbadligen der capellanischen Adelskammer. Ihr tief ausgeschnittenes Abendkleid in Türkis und Schwarz hob sich deutlich von der Kleidung ihrer Begleiter ab und spiegelte statt deren capellanischen Erbes ihre canopische Herkunft wieder. Ein weiteres positives Zeichen, daß Naomi hier im Saal so freundlich aufgenommen wurde. Alle drei neigten förmlich den Kopf, erst vor Kanzler Liao, dann vor Sang-Jiang-jun Zahn.
Sun-Tzu blieb stehen, und Talon Zahn begrüßte sie sowohl für sich wie für den Kanzler. »Botschafterin Centrella«, verneigte er sich vor Naomi und wählte ihren formellen Titel am Hofe statt des militärischen Ranges, den sie in ihrer Rolle als Kommandeurin der innerhalb der Konföderationsgrenzen operierenden Magistratstruppen angenommen hatte. Die Adligen begrüßte er nur mit einem kurzen ›Sirs‹. Als Mitglied des Schwertadels oder Barducs war er nicht verpflichtet, ihre vollen Titel zu nennen.
Sun-Tzu hob mit sorgfältig neutralem Gesichtsausdruck ein frisches Weinglas vom Tablett eines Dieners. »Naomi, die Konföderation spricht Ihrem Volk erneut ihren Dank für die jüngste Unterstützung bei der Heimführung von St. Ives aus.«
Er bot ihr das Glas an und gab vor, nicht zu bemerken, wie sich die Adligen in ihrer Begleitung plötzlich versteiften und mehrere der Gespräche in ihrer Nähe verstummten. Seine Geste war der Vertreterin einer verbündeten Nation gegenüber nicht wirklich angebracht, aber er wollte Naomis Reaktion auf die peinliche Situation abschätzen. Es war einer von einem Dutzend ähnlicher Tests, die er an diesem Abend bereits durchgeführt hatte.
Naomi erwies sich der Herausforderung als gewachsen. Sie nahm das Glas an. Es abzulehnen, hätte eine Beleidigung des Kanzlers bedeutet. Sie nahm es mit beiden Händen entgegen. Fast hätte Sun-Tzu über diese versteckte Andeutung seiner größeren Kraft gelächelt.
Naomi Centrella verneigte sich. »Eure Anerkennung nehme ich dankend an, Kanzler Liao, sie ist jedoch nicht erforderlich. Das Magistrat stellt nur seine Verpflichtung unserem Bündnis gegenüber unter Beweis.« Dann bot sie das Glas Talon Zahn an. »Wenn Ihr jemandem für den Sieg auf St. Ives danken wollt, muß es Sang-Jiang-jun Zahn sein.«
Zahn stellte sein halbvolles Cidreglas auf das Tablett eines vorbeikommenden Dieners und nahm den Wein mit einer weiteren leichten Verbeugung von Naomi entgegen.
Nicht schlecht, entschied Sun-Tzu und nahm sich selbst ein Glas dunklen Pflaumenweins vom selben Tablett. Über Naomis Schulter sah er Nancy Bao Lee die Stirn runzeln. Doch er konnte sich nicht sicher sein, ob es eine Geste persönlicher Abneigung gegen Naomi Centrella war oder nur Anzeichen ihres Wunsches, selbst auf solche Weise geehrt zu werden. So oder so kann ich es für meine Zwecke verwenden, aber ich muß herausfinden, welchen Grund es hat. Morgen.
Sun-Tzu beendete alle weiteren Gespräche, indem er sich abwandte und auf die niedrige Empore trat. Durch die zusätzlichen dreißig Zentimeter Höhe gestattete die Plattform dem Kanzler, den gesamten Ballsaal zu überblicken. Die Gespräche erstarben, als alle Anwesenden sich zu ihm umdrehten. Allesamt Capellaner, bis auf Naomi. Sie sehen mich als Kanzler. Als Liao. Als die Stimme des capellanischen Volkes, das die Nation ist. Das war Sun-Tzus Karma, dem Staat nach besten Kräften zu dienen. Nichts anderes hatte gleichen Stellenwert.
»Auf die Kommunalität St. Ives, die von jetzt an für immer als Kommunalität der Xin Sheng gefeiert werden wird«, erklärte er und hob seinen Pflaumenwein. »Und auf die Konföderation Capella und die Dreifaltige Allianz.« Er hielt sein Glas hoch, dehnte den Moment des Schweigens, in dem alle sich an die Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre erinnerten...
In der ersten Reihe vor der Empore nahm Talon Zahn Haltung an und hob ebenfalls das Glas.

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