BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
hatten. Die Infrarotschaltkreise des Mechs gestatteten ihm, sich selbst davon zu überzeugen, dass nur noch ein paar vereinzelte Soldaten auf den Beinen waren, vermutlich Wachtposten. Die vier Mechs, die wie schlafende Titanen in der Mitte des Lagers standen, waren kalt. Ihre Reaktoren waren über Nacht abgeschaltet worden.
»In Ordnung«, flüsterte er in sein Mikro. »Wir wollen versuchen, es so leise wie möglich durchzuziehen. Faustgruppe, schleicht euch an die Mechs an und plaziert die Bündelladungen. Wartet damit, die Zünder zu aktivieren, bis ich das Zeichen gebe. Wenn ihr von einem Posten bemerkt werdet, versucht ihn leise zu erledigen. Ein lautes Geräusch, und das ganze Unternehmen bricht zusammen. Beutel, eure Gruppe schnappt sich die Laster. Ich will nur hoffen, sie haben ihre Vorräte nicht über Nacht abgeladen. Gebt Bescheid, wenn ihr bereit zur Abfahrt seid, dann starten wir unsere kleine Party. Danny, Marj, wir liefern ihnen Deckung. Auf Zeichen greifen wir an, aber passt auf, wohin ihr feuert. Wir wollen keinen unserer eigenen Leute treffen, wenn sie das Lager verlassen. In Ordnung, ausrücken.«
Auf dem von der Lichtverstärkeroptik erhellten Sichtschirm sah Messner zu, wie die zwölf Männer und Frauen sich vorsichtig ins feindliche Lager schlichen. Gelegentlich warf sich einer von ihnen flach auf den Boden, wenn einer der beiden capellanischen Posten anhielt und sich umsah. Sobald der Soldat weiterging, sprang der Guerillero wieder auf und eilte so schnell und lautlos weiter, wie es das Gelände und seine Ausbildung zuließen.
Faustgruppe erreichte das Lager zuerst. Ihre Aufgabe bestand darin, aus ursprünglich für Bergbauarbeiten bestimmtem Sprengstoff selbstgefertigte Bündelladungen in die verwundbaren Kniegelenke der BattleMechs zu stopfen. An der richtigen Stelle konnte eine solche Ladung einen Mech zur Bewegungsunfähigkeit verurteilen oder sogar das Bein kosten.
Den wichtigsten Part des Überfalls hatte Beutelgruppe. Sie sollte die beiden Zweitonner kapern, die am Rand des Lagers geparkt waren. Ausgehend von den Kundschafterberichten und eigener Erfahrung hoffte Messner, dass die beiden Laster die Nahrung, Munition und sonstigen Vorräte enthielten, die den Partisanen so dringend fehlten. Wenn alles gut ging, würden die Diebe in den Fahrerkabinen der Laster sitzen und die Motoren anlassen, bevor irgendjemand im Lager etwas von ihrer Anwesenheit bemerkte.
Messner erstarrte, als der Feuerstoß eines Automatikgewehrs durch die kalte Nachtluft schnitt, gefolgt und abgeschnitten von einem tiefen Donnern. Es klang ganz so, als hätte einer der Posten mit seiner Waffe das Feuer auf einen der Eindringlinge eröffnet und zum Dank eine Schrotflintensalve abbekommen. Jetzt flammten Lichter auf, und im Innern des Lagers brach die Hektik eines Ameisenhaufens aus. Weitere Schüsse wurden laut. Auf dem Sichtschirm erkannte Messner einen seiner Partisanen, der vor einem der capellanischen Zelte stand und es mit einer Maschinenpistole bestrich. Als er das Feuer einstellte, waren von dem Nylonzelt - und seinen Insassen -nur noch Fetzen übrig.
Ein lautes, dumpfes Krachen und ein greller Lichtblitz überdeckten für einen Augenblick alles andere. Eine der Bündelladungen der Partisanen war explodiert. Daran, dass sich die Explosion ungehindert nach allen Seiten ausgebreitet hatte, erkannte Messner, dass die Ladung es nicht bis ins Kniegelenk eines der Mechs geschafft hatte. Vermutlich hatte ihr Besitzer sie als improvisierte Handgranate eingesetzt.
Dann leuchteten zwei der capellanischen Mechs auf seinem Sichtschirm weiß auf, als ihre Reaktoren hochfuhren. Die Miliz-Infanteristen hatten den Mechpiloten genug Zeit erkauft, um aufzusitzen und ihre Kampfmaschinen zu aktivieren.
»Das war's dann. Marj, du kümmerst dich um den Verteidiger. Danny, übernimm den Centurion, aber achte auf deine Munition. Verheiz sie nicht!«, brüllte Messner ins Mikro. »Und denkt daran, da unten sind auch unsere Leute. Versucht, sie aus dem Lager zu locken, so gut ihr könnt.«
Bevor einer der Lancier-MechKrieger seine Order bestätigen konnte, erwachte der dritte capellanische Kampfkoloss, ein ungelenk wirkender Vollstrecker, zu heiß leuchtendem Leben.
»Ich hole mir den Vollstrecker«, schrie Messner und hob die Arme des Derwisch in Feuerstellung. Das gelbe Fadenkreuz trieb über die kantige Brustpartie des LiaoMechs und kam über seinem Schwerpunkt zum Stehen. Es blinkte rot auf, und Messner presste die Auslöser durch.
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