BattleTech 48: Truegerische Siege
Banshee stieg auf Flammenzungen auf, nahm Kurs auf das Loch in der Glaswand, das der Brandschatzer geschlagen hatte.
»Stopp mich, wenn du kannst!«, brüllte er in der engen Kabine des Mechcockpits und genoss den Klang seiner Stimme, ungebrochen bis zum Letzten.
Searcy wich zurück, wie Victor es nicht anders erwartet hatte. Die Banshee senkte sich in die Verwüstung. Die gigantischen Füße des überschweren BattleMechs zermalmten die Sitzreihen. Schatten huschten um ihn herum, in der Ungewissen Beleuchtung kaum auszumachen, und krabbelten über die Betontrümmer wie Küchenschaben auf dem Weg in ihre Wandritzen. Eine besonders breite Ritze war gerade groß genug für einen BattleMech, eine Stelle, an der Searcys Brandschatzer durch den abgeschrägten Boden gebrochen war und einen Tunnel geschlagen hatte, der aus dem gewaltigen System aus Rampen und Stegen führte, die das gesamte Kolosseum auf allen Stockwerken umgaben. Eine riesenhafte Gestalt bewegte sich darin, nicht mehr als eine Silhouette vor der roten Notbeleuchtung der Flure vor ihr.
Victor zog das Fadenkreuz über die Bresche und lächelte, als es golden aufleuchtete und eine erfolgreiche Zielerfassung meldete. Er gab einen einzelnen PPK-Schuss ab, und die wirbelnden bläulichen Energieentladungen züngelten hinab und in den Rücken des Brandschatzer. Zur Hölle mit dieser verfluchen Beleuchtung! Hätte er geahnt, dass Searcy ihm den Rücken zukehrte, wäre dieser Kampf jetzt vorbei gewesen.
Die blutrote Lichtlanze eines schweren Lasers zuckte aus der Dunkelheit, als der Brandschatzer sich umdrehte, und traf die Banshee an der breiten Brustpartie. Der Schutzpanzer zerschmolz und strömte hinab auf den Boden, aber der überschwere Mech bemerkte den Verlust kaum. Die Gausskugel, die in sein rechtes Bein einschlug, stand da schon auf einem anderen Blatt. Sie kostete das Bein nahezu jeden Schutz. Die Banshee geriet unter dem Angriff ins Wanken, drohte nach hinten durch das Loch in der Panzerglaswand zurück in die Arena zu stürzen. Victor beugte sich nach vorne und die Neuroschaltkreise übermittelten sein Gleichgewichtsgefühl an das Gyroskop des Mechs. Die Maschine blieb auf den Beinen, wenn auch nur mit Mühe.
Der Brandschatzer war verschwunden. Er hatte die äußeren Rampen erreicht. Vermutlich wartete er jetzt in einem typischen Davion-Hinterhalt, entschied Victor. Die Crucier hielten nicht viel von Fairness. Er grinste bitter und marschierte über die unteren Tribünenränge. Drei Sektionen weit, entschied er. Dann würde er ein Stück abwärts von dem, den Searcy benutzt hatte, einen neuen Ausgang schlagen. Victor Vandergriff hatte nicht die Absicht, berechenbar zu werden, und ganz sicher auch nicht die, aufzugeben. Nicht jetzt.
Die Jagd fing gerade erst an.
10
Das Kolosseum, Schlesien, Solaris City, Solaris VII Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
15. August 3062
Die Sirene heulte wie eine Ankündigung des Todes durch die Mech- und Reparaturhangars in der unteren Etage des Kolosseums. An der Wand flammte warnend ein rotes Blinklicht auf. Aber wovor warnte es? Karl Edward hatte sich an den Fuß seines Cestus gelehnt, halb zur Entspannung, halb in Gedanken an den bevorstehenden Kampf. Hastig kletterte er die Gerüstleiter zum Cockpit hinauf. Was auch immer den Alarm ausgelöst hatte, es war sicher besser, wenn er an Bord ging, sich anschnallte, den Mech hochfuhr und sich bereit machte auszurücken.
Gleichzeitig ging ihm durch den Kopf, dass sein Revanchekampf gegen Tom Payne vom Overlord-Stall damit wohl verschoben war, wieder einmal. Ihr Duell war zwischen den beiden Turnierkämpfen des Abends angesetzt, aber wenn etwas schief gegangen war, wurde er als Erster aus dem Programm fliegen. Das Große Turnier hatte Vorrang, und das war auch richtig so. Schließlich war es keine so wichtige Revanche.
Karl erreichte die Gerüstplattform, zog die Jacke aus und warf sie in die Kabine. Er trug bereits den Kühlanzug, die neueste Lebenserhaltungstechnologie, die an die Stelle der alten Kühlweste aus ballistischem Tuch trat und bisher nur in einigen der bekannteren Ställen zur Verfügung stand. Auch wenn er sich weiter auf den altbewährten Neurohelm verließ, würde es einfach genug sein, sich an die Lebenserhaltungs- und Steuersysteme des Mechs anzukoppeln und den Reaktor des Cestus hochzufahren. Auf halbem Wege durch die Luke drehte er sich noch einmal zu dem blinkenden roten Warnlicht um. Das hörte sich verdammt nach einem
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