BattleTech 48: Truegerische Siege
es noch darauf anlegte, ihn umzubringen.
Vom Beginn des Kampfes an hatte Victor daran kaum einen Zweifel gehabt. Searcy hatte ihm in den Nachrichten praktisch den Tod angedroht, oder? Und dann hatte der erbärmliche VerSo sich für dieses Duell einen der tödlichsten Kopfjägermechs ausgesucht, die es gab: einen Brandschatzer, mit seinen zwei Gaussgeschützen. Denselben Waffen, die Stephen Neils gegen ihn eingesetzt hatte, der es geradeso darauf angelegt gehabt hatte, ihn zu töten.
Es reichte nicht mehr, Victor zu besiegen... ihn zurück in die Reihen der ausgelaugten Wracks und unerfahrenen Möchtegerngladiatoren zu schicken, in denen er sich - kaum beachtet - abgeschuftet hatte, seit er vor sechs Jahren an den Lynch-Stall verkauft worden war. Jetzt wollten sie seinen Tod, weil er es gewagt hatte zurückzukehren. Alle wollten sie seinen Tod, die Krieger, die Stallbesitzer und die Fans, wetteten in den Spielen gegen ihn und warteten auf seinen Sturz, während sie Witze über ihn rissen. Er war ein Mitglied der Top 20 - und sie spotteten über ihn! ›Platzhalter war ein anderer seiner Spitznamen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, wenn er auf den Nachrichtenkanälen die Liste der neunzehn besten MechKrieger von Solaris VII hörte, als habe er keine Erwähnung verdient.
Victor selbst hätte sich den Tod wünschen können. Wäre es nicht besser gewesen, in den Spielen zu sterben, die alles waren, wofür er noch lebte, bevor er in Schande besiegt wurde? Aber er hatte sich entschieden, nicht so einfach abzutreten. Ein Champion, ein Champion gab niemals auf. Victor würde seinen Feind mit ins Grab nehmen. Er würde ihnen allen etwas bieten, woran sie sich erinnern konnten, und dieser sich selbst geleistete Schwur kennzeichnete das Duell dieses Tages, in dem er mit einer ungebremsten Wildheit kämpfte, wie er sie lange nicht mehr gekannt hatte.
Victor hatte Searcys zweites Flugmanöver kommen sehen, bei dem der Brandschatzer sich über die Barriere erhob, auf der sie beide standen. Er war darauf vorbereitet gewesen und hatte mit den Kurzstrekkenwaffen auf den Mech geschossen, während er sich auf die Kehrtwendung vorbereitete, wenn Searcy hinter ihm landete. Dann war der Davion-Mech hart in Richtung Tribüne davongeschossen und gegen die Schutzwand geschlagen. War er hindurchgebrochen? In der flackernden Beleuchtung war es so schwer, irgendetwas richtig zu erkennen. Alles schien verschwommen, und das, obwohl er den Sichtschirm auf Infrarot geschaltet hatte.
Wie viele Sekunden hatte er zwischen den Lichtblitzen verloren? Eine? Zwei? Er löste reflexartig die Autokanone aus, dann setzte er mit den ZwillingsPPK nach. Aber Searcy war bereits in der Tribüne, und Victors Angriff schien noch tiefer in die Zuschauerränge geschlagen zu sein, an der Silhouette des Brandschatzer vorbei. Seine Hände lockerten sich an den Steuerknüppeln für einen Moment, als er versuchte, das Desaster zu erfassen.
Und diese Sekunde der Unaufmerksamkeit kostete ihn beinahe das Leben. Die zu ihm herunter schießende Gausskugel verfehlte nur um Haaresbreite den Kopf der Banshee, schlug mit einem lauten Knall in die rechte Seite des Mechs ein und schleuderte ihn fast von der Barriere. Während eines Balanceakts, selbst auf einem einige Meter breiten Balken, konnte man sich keine Ablenkung erlauben. Der Kampf war noch nicht vorüber. Searcy hatte es immer noch auf ihn abgesehen.
Da oben saßen Lyraner, Schlesier, aber auch Davionisten aus Black Hills. Und Fans aus Cathay, Montenegro, Kobe und den Außenbezirken. Niemand hätte sagen können, wer welchen Teil der Tribüne für sich reklamiert hatte, und Victor kümmerte es auch nicht wirklich. Etwas in seinem Innern schaltete einfach ab -das Bedauern über die Tragödie ebenso wie jedes Mitleid für die Geier auf den Rängen, die ihn all diese Jahre mit ihrer Gleichgültigkeit und ihrem Hohn gefoltert hatten. Die ihn verstoßen hatten. Für die er angeblich kämpfte. Nein, Victor Vandergriff kämpfte für niemanden als für sich allein. Zuerst und vor allem. Er marschierte unter Searcys Geschützläufen vor, wartete auf die Gausskugel, die das Kanzeldach durchschlug und seinem Dasein ein schnelles Ende machte. Aber sie kam nicht. Das Schicksal war noch nicht fertig mit Victor Vandergriff, und er würde seine Großzügigkeit bis aufs Äußerste beanspruchen.
Er löste die Sprungdüsen seines Kampfkolosses aus, bereit, Michael Searcy erneut zu stellen und ihren Kampf ein für allemal zu entscheiden. Die
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