BattleTech 49: Gezeiten der Macht
Lächeln wurde breiter, als er sich dem Herzog zuwandte. Sandoval hatte sich auch mit siebenundsechzig noch die Kraft und Eleganz eines früheren MechKriegers bewahrt, und er unternahm keinen Versuch, die von einem Kranz eisengrauen Haars umringte Glatze zu verbergen.
Ebensowenig, wie sein lockerer Gesprächston die Wahrheit hinter seinem Scherz verbarg. Arthur hatte offen seine Meinung ausgedrückt, dass die Mark Draconis vernachlässigt worden war, erst von Victor in seinem Kampf gegen die Clans und später von Katrina, die weit mehr am Sternenbund interessiert war. Angesichts der weiter bestehenden Bedrohung durch das Draconis-Kombinat hatten diese Äußerungen den jungen Mann in den letzten drei Jahren an der Gefechtsakademie Robinson sehr beliebt gemacht.
»Das liegt daran, dass es mir hier gefällt«, erwiderte Arthur und verneigte sich leicht, ohne aufzustehen. »Und noch einmal Danke für die Einladung.«
»Nichts zu danken, mein Junge«, antwortete der Herzog mit einem Lächeln. »Es ist nur angemessen. Yvonne hat meinen Sohn Tancred zu Weihnachten eingeladen und wir erwidern diese Geste.«
Arthur war durch seine Geburt selbst Herzog, aber er wusste wohl, dass James Sandoval mit dem familiären Ton einem Mitglied der Herrscherfamilie gegenüber keine beleidigende Absicht verband. Wenn auch adlig, war Arthur doch erst vierundzwanzig und besaß noch keinen wirklichen politischen Einfluss. Noch nicht.
Schwungvoll riss er das Weinglas empor. »Auf den guten Willen und die Höflichkeit der Mark Draconis.«
Der Trinkspruch setzte sich entlang der Tafel fort, bis alle Anwesenden das Glas erhoben hatten, um Arthur und sich gegenseitig zuzuprosten. Er stieß mit seinen Nachbarn an und genehmigte sich einen kräftigen Schluck des gewürzten Syrahs.
»Besser unsere Höflichkeit als die Behandlung Tancreds und Yvonnes«, murmelte eine der Kusinen des Grafen in verhalten bitterem Ton. »Nach Tukayyid geschleppt, wo sie an einem Tisch mit einer von Kuritas Töchtern sitzen müssen. Das ist eine Beleidigung der Mark.« Ihre Bemerkung wurde entlang des Tisches von mehr als nur ein paar Gästen mit zustimmendem Nicken quittiert.
Dorann Sandoval, eine der Nichten des Herzogs, lehnte sich herüber und stieß ihn mit der Schulter an. »Finden Sie nicht auch, Arthur?«
In vielerlei Hinsicht besaßen die Sandoval alles, was Arthur Steiner-Davion in seiner Kindheit und Jugend vermisst hatte. Sein Vater war kurz nach seinem fünfzehnten Geburtstag gestorben, und seine Mutter hatte die Regierung des Vereinigten Commonwealth übernommen. Und durch die Entscheidung seiner Eltern, die Kinder in verschiedenen Teilen des Reiches aufzuziehen, um ihre Bindung an das gesamte Commonwealth zu stärken, hatte er auch seine Geschwister kaum gesehen.
Auf Robinson dahingegen verbanden die Sandovals Familienleben und Hofpolitik. Tanten, Brüder, Kinder, Vettern - alle lebten in enger Verbindung miteinander. Und der gegenseitige Meinungsaustausch wurde ermutigt und respektiert. Der warme Empfang in der Familie des Herzogs hatte einiges aufgewogen, was Arthur in jüngeren Jahren gefehlt hatte, aber zugleich machte es diesen Verlust schwerer zu ertragen.
Mehrere Gespräche an seinem Ende der Tafel verstummten in Erwartung einer Antwort.
»Eine Beleidigung?«, sagte Arthur. »Ich bin sicher, mein Bruder Victor hat keine Beleidigung beabsichtigt, als er Yvonne und Tancred nach Abschluss der Whitting-Konferenz nach Tukayyid einlud. Es ist viel wahrscheinlicher, dass er die Implikationen einfach nur übersehen hat.« Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er selbst etwas so Wichtiges leicht vergessen konnte, wenn es um - in seinen Augen -Wichtigeres ging.
James Sandoval beugte sich vor. Der Blick seiner dunkelbernsteingelben Augen war stechend. »Unglücklicherweise, Duke Arthur, hat dieser Fehler Auswirkungen auf die öffentliche Meinung einiger Welten der Mark. Ich finde die lauter werdenden Rufe nach einer Rückkehr Prinz Victors, oder - das soll keine Beleidigung sein - Sie an die Stelle Ihrer Schwester Katrina zu heben, bemerkenswert kurzsichtig. Warum versteifen wir uns dermaßen darauf, das Große Haus Kurita weiter zu übergehen?« Sein Tonfall behandelte Victor und das Kombinat gleichermaßen herablassend.
»Ich habe es auch nicht als Beleidigung empfunden, Duke Sandoval«, antwortete er. Es stimmte, Victor unterstützte eine Politik der guten Nachbarschaft zu Haus Kurita. Und obwohl Arthur sich von der Welle der
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